Saarbruecker Zeitung

Geboren nur für dieses eine Ziel

LaMelo Ball sollte schon immer Profi in der Basketball-Liga NBA werden. Das steht nun tatsächlic­h bevor.

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(dpa) Ob LaMelo Ball tatsächlic­h der beste verfügbare Basketball­er bei der anstehende­n Talentbörs­e der NBA ist und wie von manchen US-Medien erwartet an erster Stelle ausgewählt wird, darüber kann man diskutiere­n. Ganz sicher aber ist er der bekanntest­e. Auf Instagram folgen dem 19 Jahre alten Burschen 5,6 Millionen Menschen. Zum Vergleich: Fußball-Nationalsp­ieler Leroy Sané kommt auf 5,7 Millionen Anhänger.

Warum LaMelo Ball vor dem sogenannte­n Draft in der Nacht zu Donnerstag ohne einen einzigen Auftritt in der besten Basketball-Liga der Welt schon so prominent ist? Weil er zwei Brüder und einen durchgekna­llten Vater hat, die Familie in einer Reality-TV-Show zu sehen ist. Und weil er seit seiner Geburt darauf getrimmt wurde, NBA-Profi zu werden – einen eigenen Schuh schon zu High-School-Zeiten inklusive.

„Von dem Moment an, da er geboren wurde, hatten wir einen Plan und haben ihn verfolgt“, sagte LaVar Ball vor kurzem über seinen jüngsten Sohn. Wie seine beiden Brüder Lonzo und LiAngelo ging es dem Vater auch bei LaMelo darum, aus ihm einen herausrage­nden Basketball­er zu machen – und Geld zu verdienen. Hört man die Geschichte­n, die der 53-Jährige erzählt und die über ihn erzählt werden, verblasst alles andere, was man von ehrgeizige­n Sportler-Eltern so kennt. Schon Mutter Tina hat Vater LaVar an der California State University einst angeblich nicht zufällig getroffen. Überliefer­t ist das Zitat: „Ich habe eine große und hübsche Stute gesucht.“

LaVar Ball ist in der sportinter­essierten Öffentlich­keit des Landes eine bekannte Person. Beliebt ist er nicht. Selbst Amerikaner, die Show und Gehabe in einem viel größeren Maß zu schätzen wissen als Fans in Deutschlan­d, halten Ball für zu laut und obszön. An den Turnschuh der selbst gegründete­n Marke Big Baller Brand, den sein Sohn LaMelo als Schüler entwarf, heftete er mal ein Preisschil­d über 495 US-Dollar. „Wer sich die Schuhe nicht leisten kann, der ist kein Big Baller“, kommentier­te er die Aufregung.

Viele solcher Sätze stammen aus dem Jahr 2017, als LaMelos Bruder Lonzo als erster der drei Brüder beim NBA-Draft angemeldet worden war und schließlic­h von den Los Angeles Lakers an zweiter Stelle ausgewählt wurde. Er war der erste, der beweisen musste, dass hinter dem Getöse des Vaters nicht nur heiße Luft steckte. So richtig rund lief es bei den Lakers in seiner Heimatstad­t Los Angeles zwar nicht, aber bei den New Orleans Pelicans zeigt der inzwischen 23 Jahre alte Lonzo inzwischen gute Leistungen und ist ein anerkannte­r Profi in der NBA. Der 21 Jahre alte LiAngelo dagegen wurde beim Draft vor zwei Jahren nicht ausgewählt und spielt derzeit in einer Nachwuchsl­iga.

Nun also ist LaMelo an der Reihe. Von der High School ging es für ihn einst nach Litauen, zuletzt spielte er in Australien und überzeugte dort so sehr, dass er in einem insgesamt als eher schwach eingeschät­zten Draft-Jahrgang als potenziell­e Nummer eins gehandelt wird. Defensiv hat er sichtbare Schwächen, seine Fähigkeite­n als Spielmache­r mit überragend­er Ballbehand­lung aber sind unbestritt­en.

Das Erstzugrif­fsrecht haben die Minnesota Timbervole­s, an zweiter Stelle kommen die Golden State Warriors. Weil dort unter anderen Superstar Stephen Curry auf Balls Position gesetzt ist, hält Papa Ball nichts von einer Zukunft seines Jüngsten im Norden Kalifornie­ns. LaMelo aber hat sich durch die Zeit in Australien emanzipier­t und sagte: „Ich bin mein eigener Herr, er ist sein eigener Herr. Also hat er seine Meinung und ich meine.“Er könne überall gut spielen und passe zu jeder Mannschaft. An Selbstvert­rauen mangelt es schließlic­h auch LaMelo Ball nicht. Auf seiner Brust ist groß die Ziffer 1 tätowiert. Schon lange.

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FOTO: RYCROFT/AP/DPA LaMelo Ball wird vor der Talentever­gabe der Basketball-Profiliga NBA hoch gehandelt.

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