Corona zentrales Thema beim G20-Spitzentreffen
Das G20-Spitzentreffen am Wochenende dürfte der letzte große internationale Auftritt Trumps als US-Präsident sein. Er bietet viel Störpotenzial.
Beim G20-Gipfel geht es vor allem um die Bekämpfung des Coronavirus und den Schuldenerlass ärmerer Länder. Es dürfte zugleich der letzte internationale Auftritt von US-Präsident Trump sein.
(dpa) Vor fast vier Jahren stand Donald Trump im Königspalast von Riad und reihte sich an der Seite seiner saudischen Gastgeber in den traditionellen Schwerttanz des Landes ein – Bilder des tanzenden US-Präsidenten gingen um die Welt. Jetzt führt sein wahrscheinlich letzter Auftritt als Staatschef auf der großen internationalen Bühne wieder über Saudi-Arabien, zumindest virtuell. Denn das Königreich hat die G20-Präsidentschaft inne und organisiert das Gipfeltreffen an diesem Wochenende, das wegen Corona nur per Videoschalte stattfindet.
Der abgewählte, aber noch bis zum 20. Januar amtierende Trump schien nie besonders erfreut, zu Gipfeln im Ausland zu reisen. Sobald er aber vor Ort war, genoss er die Aufmerksamkeit der Medien und machte am Tag gleich mehrere Pressekonferenzen. All das ist auf einem virtuellen Gipfel natürlich nicht möglich.
Trump wird nachgesagt, bei längeren Videoschalten schnell das Interesse zu verlieren. Wie sich das auf seine Teilnahme an der G20-Schalte auswirken würde, blieb zunächst unklar. Den G7-Gipfel wollte Trump in diesem Jahr als turnusgemäßer Gastgeber um jeden Preis als persönliche Begegnung stattfinden lassen. Als dies wegen Pandemie und Wahlkampf nicht mehr umzusetzen war, ließ Trump den jährlichen Gipfel ausfallen – erstmals seit Jahrzehnten.
Beim G20-Spitzentreffen dürfte es vor allem um die Bekämpfung des Coronavirus gehen, auch über Klimaschutz wollten die Staats- und Regierungschefs reden, hieß es vorab. Innerhalb kürzester Zeit trifft er gleich zweimal auf den chinesischen Staats- und Parteichef Xi Jinping. Im Wahlkampf polterte Trump, Peking werde das Verursachen der Pandemie teuer zu stehen kommen. Das Coronavirus bezeichnete er dabei meist bewusst als „China-Virus“oder auch als die „China-Pest“. Trump und Xi hatten, soweit öffentlich bekannt, seit Ende März nicht mehr direkt miteinander gesprochen. Wegen der Pandemie herrschte wohl zu viel böses Blut. Am Freitag nahmen beide per Videolink am Asien-Pazifik-Gipfel teil, bevor sie sich am Wochenende bei den G20 erneut virtuell begegnen sollen.
Der Konfrontation mit Trump entzieht sich Xi Jinping. Er geht nicht auf die Kritik an dem anfangs langsamen und unzureichenden Kampf gegen den Ausbruch ein, sondern verweist allein auf den Erfolg, das Virus am Ende unter Kontrolle gebracht zu haben. Seit dem Sommer verzeichnet China nur noch vereinzelt lokale Infektionen. Der Sieg über das Virus gelang durch strenge Maßnahmen, Quarantäne, Kontaktverfolgung und Einreisebeschränkungen.
Der G20-Gipfel dürfte auch die unterschiedliche Haltung der beiden Supermächte auf internationaler Ebene nochmals verdeutlichen: China bemüht sich im eigenen Interesse um länderübergreifende Zusammenarbeit und steht zu internationalen Organisationen wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Trump vertritt die Politik „Amerika zuerst“, Foren der internationale Zusammenarbeit wie die G20 sieht er häufig wohl eher als zahnlose Quasselbuden.
Trump hat traditionelle US-Verbündete wie die europäischen G20-Mitglieder Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Italien immer wieder vor den Kopf gestoßen – von der Iran-Politik über Strafzölle bis hin zum Klimawandel. Seine eher starre Haltung auf der internationalen Bühne könnte auch bei seinem letzten Gipfel noch einmal für Ärger sorgen – er könnte eine mögliche Abschlusserklärung der Staaten untergraben.