Batteriewerk Chance für Ford in Saarlouis?
Die saarländische Wirtschaftsministerin spricht über die geplante Ansiedlung des Batterieherstellers SVolt.
Saar-Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger hat sich in einem Brief an den Deutschland-Chef von Ford gewandt. Die Ansiedlungspläne von SVolt könnten die Zukunft des Saarlouiser Standorts sichern.
Mit der Investitionszusage des chinesischen Batterieherstellers SVolt steigt das Saarland in die Elektromobilität ein. Die Ansiedlung soll aber keine Eintagsfliege bleiben, wenn es nach Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger geht. Eine wichtige Voraussetzung dafür, dass weitere Firmen das Saarland als Standort wählen, soll jetzt geschaffen werden.
Was bedeutet die Investitionsentscheidung des chinesischen Batterieherstellers SVolt, in Überherrn und Heusweiler Werke zu bauen, für die saarländische Wirtschaft?
REHLINGER Das Saarland ist stolz, das ist deutlich zu spüren. Dieser Erfolg gibt vielen den Glauben zurück, dass wir Strukturwandel in diesem Land erfolgreich bewältigen können. Das ist eine absolute Zukunftsinvestition für den Wirtschaftsstandort. Denn das Unternehmen bringt Wertschöpfung ins Land und darüber hinaus technisches Know-how. Es sorgt auch dafür, dass das Saarland bei der Elektromobilität in der ersten Liga spielt.
Auf welche weitergehenden Effekte hoffen Sie für den Arbeitsmarkt?
REHLINGER Die Ansiedlung selbst hat einen hohen Wert durch das Investitionsvolumen von zwei Milliarden Euro und bis zu 2000 Arbeitsplätzen. Man darf aber annehmen, dass auf jeden SVolt-Arbeitsplatz perspektivisch noch einer drauf kommt – weil mit weiteren Ansiedlungen im Umfeld zu rechnen ist.
Auch der Bau der Fabriken dürfte einen Schub für die Wirtschaft bringen. Wie hoch schätzen Sie ihn ein?
REHLINGER Es ist noch sehr früh, aber wir gehen davon aus, dass wir ein Auftragsvolumen von 300 bis 400 Millionen Euro allein für den Hochbau der Fabrik haben werden. In den Aufträgen an Baufirmen und Handwerkern stecken große Chancen für die saarländische Wirtschaft.
Wenn sich weitere Unternehmen ansiedeln sollen, braucht das Saarland aber dringend den neuen Masterplan für weitere Industrieflächen, den Sie vor mehr als zwei Jahren angekündigt haben.
REHLINGER Ja, den brauchen wir. Denn auf Ansiedlungen zu hoffen, ist gut, aber dann muss man auch Platz vorbereitet haben. SVolt ist ja weder der Anfang noch das Ende: Mit dem Masterplan I, mit Nobilia, aber auch mit dem Cispa Innovation Campus bauen wir systematisch an den Arbeitsplätzen der Zukunft. Und wir haben noch viel vor. Für den Masterplan II sind wir in den letzten Abstimmungen, 65 Millionen Euro stehen bereit. Anfang 2021 sind wir vermutlich so weit, den Masterplan präsentieren zu können.
„Möglicherweise bieten die Ansiedlungspläne von SVolt Chancen für die Zukunftssicherung des Ford-Standortes
in Saarlouis.“
Anke Rehlinger (SPD)
Wirtschaftsministerin des Saarlandes
Wo sehen Sie Schwerpunkte bei der Ansiedlung neuer Unternehmen?
REHLINGER Wir hatten bei der Elektromobilität einen blinden Fleck. Den haben wir jetzt nicht mehr. Es ist wichtig, dass wir uns innerhalb des Automobilsektors breiter aufstellen, aber auch, dass wir uns über den Automobilsektor hinaus breiter aufstellen. Generell sieht die Planung nicht nur die Erschließung unbebauter Flächen vor. Wir wollen auch Flächen
neu herrichten, die schon einmal in der Nutzung waren.
Nicht nur im Saarland, sondern an mehreren anderen Orten in Deutschland entstehen Batteriefabriken, um Elektroautos zu bestücken. Wird die von Ihnen vorangetriebene Wasserstoff-Technologie für die Autobranche noch gebraucht?
REHLINGER Für den städtischen Verkehr ist sicherlich das Elektroauto die Alternative, auch ein verbesserter Verbrenner, aber bei Nutzfahrzeugen, bei Bussen und Lkw, ist der Elektroantrieb wegen des hohen Gewichts der Batterien nicht die Ideallösung. Darüber hinaus geht es beim Thema Wasserstoff aber nicht nur um Mobilität, sondern auch wesentlich um den Einsatz in der Industrie. Bei der Dekarbonisierung etwa der Stahlindustrie spielt er eine große Rolle. Beim Wasserstoff sollten wir daher weiterhin den Fuß in der Tür haben.
Sie haben jetzt nach der Standortentscheidung von SVolt für das Saarland einen Brief an Gunnar Herrmann, den Chef von Ford Deutschland geschrieben. In Saarlouis steht die Entscheidung an, wie und ob es überhaupt nach dem Ende der Produktion des Focus mit dem Werk und seinen über 5000 Mitarbeitern weitergeht. Raten Sie Ford zum Bau eines Elektroautos in Saarlouis mit Batterien von SVolt?
REHLINGER Wir sind bei Ford mitten in den Entscheidungsprozessen. Möglicherweise bieten die Ansiedlungspläne von SVolt Chancen für die Zukunftssicherung des Ford-Standortes in Saarlouis. Das habe ich Gunnar Herrmann geschrieben. Ich habe angeboten, Kontakte zu SVolt zu vermitteln. Man kann eine Standortentscheidung für Saarlouis mit oder ohne SVolt treffen. Für mich ist wichtig, dass sie zugunsten vom Werk Saarlouis getroffen wird.
Inwieweit wirken die Pläne von SVolt nach außen in die Wirtschaft jenseits des Saarlandes hinein?
REHLINGER Die Ansiedlung hat Strahlkraft über das Saarland hinaus. Man kann uns nicht abschreiben als Automobilland. Wir sind ein Standort, der den Wandel schafft. Mit SVolt haben wir ein Ausrufezeichen gesetzt: Das Saarland ist der Ort, an dem ein Unternehmen sein muss, wenn das Auto der Zukunft gebaut wird.