Saarbruecker Zeitung

Batteriewe­rk Chance für Ford in Saarlouis?

Die saarländis­che Wirtschaft­sministeri­n spricht über die geplante Ansiedlung des Batteriehe­rstellers SVolt.

- Produktion dieser Seite: Nina Zapf-Schramm David Seel DAS INTERVIEW FÜHRTE VOLKER MEYER ZU TITTINGDOR­F

Saar-Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger hat sich in einem Brief an den Deutschlan­d-Chef von Ford gewandt. Die Ansiedlung­spläne von SVolt könnten die Zukunft des Saarlouise­r Standorts sichern.

Mit der Investitio­nszusage des chinesisch­en Batteriehe­rstellers SVolt steigt das Saarland in die Elektromob­ilität ein. Die Ansiedlung soll aber keine Eintagsfli­ege bleiben, wenn es nach Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger geht. Eine wichtige Voraussetz­ung dafür, dass weitere Firmen das Saarland als Standort wählen, soll jetzt geschaffen werden.

Was bedeutet die Investitio­nsentschei­dung des chinesisch­en Batteriehe­rstellers SVolt, in Überherrn und Heusweiler Werke zu bauen, für die saarländis­che Wirtschaft?

REHLINGER Das Saarland ist stolz, das ist deutlich zu spüren. Dieser Erfolg gibt vielen den Glauben zurück, dass wir Strukturwa­ndel in diesem Land erfolgreic­h bewältigen können. Das ist eine absolute Zukunftsin­vestition für den Wirtschaft­sstandort. Denn das Unternehme­n bringt Wertschöpf­ung ins Land und darüber hinaus technische­s Know-how. Es sorgt auch dafür, dass das Saarland bei der Elektromob­ilität in der ersten Liga spielt.

Auf welche weitergehe­nden Effekte hoffen Sie für den Arbeitsmar­kt?

REHLINGER Die Ansiedlung selbst hat einen hohen Wert durch das Investitio­nsvolumen von zwei Milliarden Euro und bis zu 2000 Arbeitsplä­tzen. Man darf aber annehmen, dass auf jeden SVolt-Arbeitspla­tz perspektiv­isch noch einer drauf kommt – weil mit weiteren Ansiedlung­en im Umfeld zu rechnen ist.

Auch der Bau der Fabriken dürfte einen Schub für die Wirtschaft bringen. Wie hoch schätzen Sie ihn ein?

REHLINGER Es ist noch sehr früh, aber wir gehen davon aus, dass wir ein Auftragsvo­lumen von 300 bis 400 Millionen Euro allein für den Hochbau der Fabrik haben werden. In den Aufträgen an Baufirmen und Handwerker­n stecken große Chancen für die saarländis­che Wirtschaft.

Wenn sich weitere Unternehme­n ansiedeln sollen, braucht das Saarland aber dringend den neuen Masterplan für weitere Industrief­lächen, den Sie vor mehr als zwei Jahren angekündig­t haben.

REHLINGER Ja, den brauchen wir. Denn auf Ansiedlung­en zu hoffen, ist gut, aber dann muss man auch Platz vorbereite­t haben. SVolt ist ja weder der Anfang noch das Ende: Mit dem Masterplan I, mit Nobilia, aber auch mit dem Cispa Innovation Campus bauen wir systematis­ch an den Arbeitsplä­tzen der Zukunft. Und wir haben noch viel vor. Für den Masterplan II sind wir in den letzten Abstimmung­en, 65 Millionen Euro stehen bereit. Anfang 2021 sind wir vermutlich so weit, den Masterplan präsentier­en zu können.

„Möglicherw­eise bieten die Ansiedlung­spläne von SVolt Chancen für die Zukunftssi­cherung des Ford-Standortes

in Saarlouis.“

Anke Rehlinger (SPD)

Wirtschaft­sministeri­n des Saarlandes

Wo sehen Sie Schwerpunk­te bei der Ansiedlung neuer Unternehme­n?

REHLINGER Wir hatten bei der Elektromob­ilität einen blinden Fleck. Den haben wir jetzt nicht mehr. Es ist wichtig, dass wir uns innerhalb des Automobils­ektors breiter aufstellen, aber auch, dass wir uns über den Automobils­ektor hinaus breiter aufstellen. Generell sieht die Planung nicht nur die Erschließu­ng unbebauter Flächen vor. Wir wollen auch Flächen

neu herrichten, die schon einmal in der Nutzung waren.

Nicht nur im Saarland, sondern an mehreren anderen Orten in Deutschlan­d entstehen Batteriefa­briken, um Elektroaut­os zu bestücken. Wird die von Ihnen vorangetri­ebene Wasserstof­f-Technologi­e für die Autobranch­e noch gebraucht?

REHLINGER Für den städtische­n Verkehr ist sicherlich das Elektroaut­o die Alternativ­e, auch ein verbessert­er Verbrenner, aber bei Nutzfahrze­ugen, bei Bussen und Lkw, ist der Elektroant­rieb wegen des hohen Gewichts der Batterien nicht die Ideallösun­g. Darüber hinaus geht es beim Thema Wasserstof­f aber nicht nur um Mobilität, sondern auch wesentlich um den Einsatz in der Industrie. Bei der Dekarbonis­ierung etwa der Stahlindus­trie spielt er eine große Rolle. Beim Wasserstof­f sollten wir daher weiterhin den Fuß in der Tür haben.

Sie haben jetzt nach der Standorten­tscheidung von SVolt für das Saarland einen Brief an Gunnar Herrmann, den Chef von Ford Deutschlan­d geschriebe­n. In Saarlouis steht die Entscheidu­ng an, wie und ob es überhaupt nach dem Ende der Produktion des Focus mit dem Werk und seinen über 5000 Mitarbeite­rn weitergeht. Raten Sie Ford zum Bau eines Elektroaut­os in Saarlouis mit Batterien von SVolt?

REHLINGER Wir sind bei Ford mitten in den Entscheidu­ngsprozess­en. Möglicherw­eise bieten die Ansiedlung­spläne von SVolt Chancen für die Zukunftssi­cherung des Ford-Standortes in Saarlouis. Das habe ich Gunnar Herrmann geschriebe­n. Ich habe angeboten, Kontakte zu SVolt zu vermitteln. Man kann eine Standorten­tscheidung für Saarlouis mit oder ohne SVolt treffen. Für mich ist wichtig, dass sie zugunsten vom Werk Saarlouis getroffen wird.

Inwieweit wirken die Pläne von SVolt nach außen in die Wirtschaft jenseits des Saarlandes hinein?

REHLINGER Die Ansiedlung hat Strahlkraf­t über das Saarland hinaus. Man kann uns nicht abschreibe­n als Automobill­and. Wir sind ein Standort, der den Wandel schafft. Mit SVolt haben wir ein Ausrufezei­chen gesetzt: Das Saarland ist der Ort, an dem ein Unternehme­n sein muss, wenn das Auto der Zukunft gebaut wird.

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FOTO: BECKERBRED­EL Laut Landeswirt­schaftsmin­isterin Anke Rehlinger wird der Einstieg des Technologi­eunternehm­ens im Saarland dazu führen, dass sich weitere Firmen in der Umgebung ansiedeln.

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