Saarbruecker Zeitung

Blick in den Rückspiege­l

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Für das, was Oberbürger­meister Uwe Conradt (CDU) diese Woche angekündig­t hat, hätte ihm seine Partei vor zwei Jahrzehnte­n die Freundscha­ft gekündigt. Der Oberbürger­meister will den St. Johanner Markt ausweiten und hat dazu erklärt: „Wir wollen, dass der Aufenthalt am und um den Markt noch angenehmer für die Menschen wird.

Sie sollen sich in unserer historisch­en Altstadt auf einer größeren Fläche frei bewegen und das Angebot unserer Gastronome­n und Händler noch ungestörte­r genießen können. Deshalb ist unser Plan, die Obertor-, Faß-, Türkenund Katholisch-Kirch-Straße für den Durchfahrt­sverkehr zu sperren und die bestehende­n Parkplätze den Fußgängern zur Verfügung zu stellen.“

Vor knapp zwei Jahrzehnte­n hätte er dafür nur Applaus von den Grünen bekommen. Die CDU wäre erst nervös, dann als Partner abhanden gekommen. Damals wie heute war die CDU mit den Grünen in einer Koalition. Im Sommer 2001, als der Vertrag zwischen Grünen und Christdemo­kraten unterschri­eben wurde, sorgte das bundesweit für Schlagzeil­en. In Saarbrücke­n war das erste schwarz-grüne Bündnis in einer

Landeshaup­tstadt besiegelt worden. Gut zwei Jahre später war es schon wieder beendet. Der damalige Kreisvorsi­tzende der Saarbrücke­r CDU, Peter Jacoby, hatte per Zeitungsin­terview mitgeteilt, dass die CDU nicht damit einverstan­den ist, den Beethovenp­latz zum Park umzugestal­ten. Genau das hatten CDU und Grüne in ihrem Kooperatio­nsvertrag zwar vereinbart: Parkplätze weg, Grünfläche hin. Aber die Angst der CDU vor der Reaktion ihrer Wähler war dann offenbar größer als die Treue zum Vertrag.

Die gute Nachricht in dieser Woche: Nun prescht ein CDU-Mann selbst vor. Im Rathaus scheint es also inzwischen Konsens zu sein, dass das Auto nicht das Maß aller Dinge ist. Dass Autos nicht wählen können. Dass Autofahrer Menschen sind, die die Welt nicht nur durch die Windschutz­scheibe und im Rückspiege­l betrachten.

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