Saarbruecker Zeitung

Was für eine affige Begrüßung!

Ein Hallo für die Welt, damit sie eine friedliche­re wird: Am Samstag wird weltweit an das Potenzial von freundlich­er Kommunikat­ion erinnert. Diese spielt auch bei Affen eine wichtige Rolle.

- VON ALEXANDRA STOBER

(dpa) Treffen sich zwei Guinea-Paviane in der Savanne. Der eine grunzt leise, der andere auch. Es läuft also. Grunzen ist nämlich bei Guinea-Pavianen wie ein freundlich­es Hallo. Dass Menschen diesem sprachlich­en Gruß einen Tag im November widmen, dürfte den rötlich-braunen Affen herzlich egal

Guinea-Paviane begrüßen sich durchaus

mehrmals pro Tag.

sein. Jenen Welt-Hallo-Tag riefen zwei Brüder aus den USA ins Leben, als Reaktion auf den israelisch-arabischen Jom-Kippur-Krieg 1973. Er soll daran erinnern, dass man Konflikte mit Kommunikat­ion lösen kann. Am Hallo-Tag am 21. November lautet das Motto, mindestens zehn Menschen zu grüßen.

Ein freundlich­er Empfang ist auch bei Affen die Grundlage für einen friedliche­n Umgang. „Bei der Begrüßung gibt es ganz verschiede­ne Ausprägung­en. Das hängt davon ab, in welchem Verhältnis die Tiere zueinander stehen. Bei Affen, die befreundet sind, reichen sehr einfache Signale“, erklärt Verhaltens­biologin Julia Fischer, die seit vielen Jahren die Kommunikat­ion von Primaten erforscht. Einfache Signale – wie eben ein Grunzlaut.

Wenn sich zwei männliche Guinea-Paviane begrüßen, kann es richtig intim werden: Nach dem gegenseiti­gen Anfassen der Hüfte und einigen Kopfwackle­rn – „Headbangin­g-mäßig“, so Fischer – folgt manchmal ein Griff an den Penis des Gegenüber. Wie befremdlic­h – für uns Menschen. Die Paviane signalisie­ren sich so absolutes gegenseiti­ges Vertrauen. „Das mache ich nur mit jemandem, auf den ich mich komplett verlassen kann“, sagt die Verhaltens­forscherin und lacht.

Bei Männchen könne das Begrüßungs­ritual auch noch komplizier­ter werden, weil bei ihnen immer auch das Thema Konkurrenz mitschwing­e. Egal, mit welchen Gesten und Geräuschen sich Guinea-Paviane begrüßen, dienen diese stets auch dazu, Gruppen abzustecke­n: „Wir, die wir das miteinande­r machen, wir sind in einer Gang.“

Die Begrüßung spiele bei Affen ebenfalls eine wichtige Rolle, um das Gefüge innerhalb der Gruppe auszuloten. Dort gebe es regelmäßig Konkurrenz­situatione­n, „weil man um das gleiche Futter oder um einen Paarungspa­rtner konkurrier­t“, so Fischer. Die Signale bei der Begrüßung erlauben den Affen einzuschät­zen, wo sie stehen – und wie sie sich dementspre­chend in der Gruppe zu verhalten haben.

Guinea-Paviane begrüßen sich durchaus mehrmals pro Tag. Für Makaken, die ebenso zur Familie der Meerkatzen­verwandten gehören, gilt das auch. „Menschen sagen natürlich nicht 100 Mal am Tag zur selben Person hallo“, sagt die Verhaltens­forscherin. Da seien Affen anders, „die begrüßen sich immer wieder“.

Makaken können dabei richtig aufgeregt sein: Sie schmatzen mit den Lippen, um auszuloten, ob man sich wohlgesonn­en ist. „Bei manchen wird das so doll, dass die Zähne aufeinande­rschlagen und die Zunge rauskommt“, sagt Fischer. Dabei sitzen sie voreinande­r und hauen sich manchmal auch gegenseiti­g auf die Schulter. „So als ob sie sich nach langer Zeit wiedersehe­n – obwohl sie das gerade vor einer Stunde das letzte Mal gemacht haben.“

 ?? FOTO: PETER MACIEJ/DPA ?? Männliche Guinea-Paviane begrüßen sich im senegalesi­schen Nationalpa­rk Koba. Am Samstag wird weltweit an das Potenzial von freundlich­er Kommunikat­ion erinnert.
FOTO: PETER MACIEJ/DPA Männliche Guinea-Paviane begrüßen sich im senegalesi­schen Nationalpa­rk Koba. Am Samstag wird weltweit an das Potenzial von freundlich­er Kommunikat­ion erinnert.

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