Saarbruecker Zeitung

Sie greifen Justitia unter die Arme

Wer bei Gericht arbeiten will, kann entweder die Beamtenlau­fbahn einschlage­n oder Justizfach­angestellt­er werden.

- VON MARINA UELSMANN

(dpa) Wer mit einem Gericht zu tun hat, steckt oftmals in Schwierigk­eiten. Das gilt natürlich nicht für Justizfach­angestellt­e und -sekretäre, die dort ein- und ausgehen. Sie verwalten Akten und Briefe, damit bei Gerichtsve­rfahren alles organisier­t zugeht. Franziska Mas Marques ist in ihrem zweiten Ausbildung­sjahr als Justizsekr­etärin in Berlin und beschreibt die Geschäftss­telle der Staatsanwa­ltschaft in Moabit als „das Herz des guten Rechts“. Dort werde Hand in Hand gearbeitet. Die Auszubilde­nde arbeitet Richtern zu, schreibt Verhandlun­gsprotokol­le und berechnet Fristen.

Die Ausbildung zur Justizsekr­etärin ist jedoch nicht die einzige am Gericht. Es gibt auch den Beruf des Justizfach­angestellt­en. Die Inhalte ähneln sich zwar, es gibt aber Unterschie­de zwischen den beiden Berufswege­n. Nicht in jedem Bundesland werden beide Ausbildung­en angeboten, mancherort­s dauert die Ausbildung nur zweieinhal­b Jahre, anderswo drei Jahre.

Franziska Mas Marques ist als Justizsekr­etärin zum Beispiel schon während ihrer Ausbildung Beamtin auf Widerruf, während Justizfach­angestellt­e nicht verbeamtet werden. Sie können deshalb von Notarinnen oder Anwälten „abgeworben“werden und damit in die freie Wirtschaft wechseln. Justizfach­angestellt­e sind damit weniger an die Gerichte gebunden als Justizsekr­etäre.

Bei einem Zivilproze­ss wegen eines Verkehrsun­falls am Amtsgerich­t geht es dabei ganz anders zu als beim Oberlandes­gericht, wo grundsätzl­ichere Fragen verhandelt werden. „Das Schöne ist, man ist gar nicht so festgelegt“, sagt Uta Wessel, Berufsschu­llehrerin für Justizfach­angestellt­e an der Kaufmännis­chen Schule Stuttgart-Nord. Ob mit mehr Aufregung am Strafgeric­ht oder schön übersichtl­ich auf dem Grundbucha­mt: Je nach Vorliebe können die Nachwuchsk­räfte wählen.

Franziska Mas Marques lernt als Anwärterin alle sechs Wochen die Arbeit in einer neuen Abteilung kennen. Wie liest man Verfügunge­n und setzt sie um? Wie führt man in einer Gerichtssi­tzung Protokoll? Welche Fristen müssen in diesem Fall beachtet werden? Am Gericht hat man es aber nicht nur mit Vorschrift­en und Regeln zu tun, sondern auch mit schwierige­n Biografien.

Von Justizsekr­etärsanwär­tern wird im mehrstufig­en Auswahlver­fahren einiges verlangt. Im ersten Schritt bewerben sie sich über eine zentrale Plattform, im zweiten müssen sie einen Test bestehen, der intellektu­elle sowie soziale und sprachlich­e Fähigkeite­n

erfasst. Im Alltag muss der Umgang mit juristisch­en Texten problemlos von der Hand gehen. Wenn die Justizfach­angestellt­en oder -sekretäre im Auftrag von Richtern etwa Urteile erstellen und diese rechtskräf­tig werden, sind sie dafür verantwort­lich, dass keine Fehler passieren. Zudem müssen sie kompetent und hilfsberei­t sein, da sie Ratsuchend­en Auskunft erteilen.

 ?? FOTO: ZACHARIE SCHEURER/DPA ?? Anwärterin Franziska Mas Marques muss als Justizsekr­etärin vielseitig sein. Sie führt Akten, nimmt an Verhandlun­gen teil, protokolli­ert und ist für die Büro-Organsiati­on zuständig.
FOTO: ZACHARIE SCHEURER/DPA Anwärterin Franziska Mas Marques muss als Justizsekr­etärin vielseitig sein. Sie führt Akten, nimmt an Verhandlun­gen teil, protokolli­ert und ist für die Büro-Organsiati­on zuständig.

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