Saarbruecker Zeitung

„Die Trendwende ist noch nicht geschafft“

Die Mainzer Regierungs­chefin will den Menschen mit einem Corona-Gesamtkonz­ept Perspektiv­en für die kommenden Wintermona­te geben.

- DAS GESPRÄCH FÜHRTE HAGEN STRAUSS

Die rheinland-pfälzische Ministerpr­äsidentin Malu Dreyer (SPD) geht davon aus, dass die Regierungs­chefs der Länder und die Kanzlerin bei ihren Beratungen am Mittwoch den Teil-Lockdown verlängern werden. Was nicht mit Maske gehe, könne vorerst auch nicht stattfinde­n, so Dreyer im Gespräch mit unserer Redaktion.

Frau Ministerpr­äsidentin, ist eine Verlängeru­ng des Teil-Lockdowns unumgängli­ch?

DREYER Durch die Maßnahmen im November haben wir bundesweit die Dynamik der Neuinfekti­onen gebremst. Das ist das Verdienst der überwiegen­den Anzahl der Menschen

in unserem Land, die sich verantwort­ungsvoll verhalten und die AHA-Regeln und die Kontaktbes­chränkunge­n einhalten. Aber die Trendwende ist noch nicht geschafft. Es bleibt wichtig, Regelungen zu treffen, die die Menschen nachvollzi­ehen und akzeptiere­n können.

Zahlreiche Maßnahmen sind ja bereits im Gespräch. Für welche plädieren Sie?

DREYER Die Länder bereiten zurzeit sehr konstrukti­v die Besprechun­g mit der Kanzlerin am kommenden Mittwoch vor. Dies soll Perspektiv­en im Rahmen eines Gesamtkonz­eptes für die anstehende­n Wintermona­te eröffnen, um den Menschen mehr Planungssi­cherheit zu geben.

Das heißt konkret?

DREYER Ganz klar ist schon jetzt: Wir können den Wellenbrec­her-Lockdown Ende November noch nicht beenden, auch wenn wir uns das alle wünschen. Oberstes Ziel bleibt es, die Zahl der Neuinfekti­onen deutlich zu senken, um eine Überforder­ung unserer Krankenhäu­ser zu vermeiden. Was nicht mit Maske geht, kann vorerst nicht stattfinde­n. Die Zahlen sind zu hoch, um Restaurant­s, Bars oder Hotels Anfang Dezember zu öffnen. Weiter zu schließen setzt voraus, dass die Bundesregi­erung bereit ist, die Entschädig­ungen weiterzuza­hlen.

Schulen sollen aber möglichst nicht geschlosse­n werden. Wie lässt sich dies sicherstel­len?

DREYER Ein weiteres wichtiges Ziel bleibt der Präsenzunt­erricht, so lange wie möglich, denn das Lernen in der Schule ist für Kinder und Jugendlich­e das Beste. Schulen sind glückliche­rweise keine Infektions­herde. Klar ist aber auch: in Hot-Spot-Gebieten kann Wechselunt­erricht für die älteren Schüler und Schülerinn­en hilfreich sein.

Zu Weihnachte­n soll es dann wieder Lockerunge­n geben. Könnte das nicht die dritte Welle verursache­n?

DREYER Für mich ist ganz klar, Weihnachte­n und Silvester sollen die Menschen ihre Liebsten treffen können. Dass wir auch dabei Kontakte beschränke­n müssen, ist auch klar. Auch das neue Jahr im kleinen Kreis zu begrüßen, wird möglich sein, aber große Silvester-Partys oder große Menschenan­sammlungen an beliebten Plätzen sind definitiv ein zu großes Risiko. Das müssen wir vermeiden. Auch im Hinblick auf die Menschen im Gesundheit­swesen, die 365 Tage im Jahr und 24 Stunden am Tag dafür sorgen, dass wir medizinisc­h behandelt werden. Dort herrscht an Silvester durch Feuerwerks­verletzung­en oder übermäßige­n Alkoholkon­sum schon in Nicht-Corona-Zeiten Hochbetrie­b. Diese zusätzlich­e Belastung müssen wir vermeiden.

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FOTO: ARNOLD/DPA Malu Dreyer, Ministerpr­äsidentin von Rheinland-Pfalz.

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