Saarbruecker Zeitung

Frankreich plant Lockerung des Corona-Lockdowns

Die rigiden Einschränk­ungen sollen in drei Phasen aufgehoben werden. Die Regierung macht aber keine Hoffnung auf eine schnelle Normalisie­rung.

- VON KNUT KROHN Produktion dieser Seite: Martin Wittenmeie­r Frauke Scholl

Die Franzosen ächzen unter einem rigiden Corona-Lockdown. Die Regeln werden zwar mit einem erstaunlic­hen Langmut eingehalte­n, doch das Murren wird lauter. Da die Infektions­zahlen inzwischen deutlich zurückgehe­n, plant die Regierung kleinere Lockerunge­n. Diese werden in drei Etappen umgesetzt. Damit soll die Zeit der Unsicherhe­it beendet werden, erklärte Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron in einem Interview. Am Dienstagab­end konkretisi­erte er die Pläne in einer Fernsehans­prache. „Wir haben die Ausbreitun­g des Virus gebremst“, sagte Macron.

Allerdings, so mahnen die Verantwort­lichen, werde es weiter Beschränku­ngen geben. „Der Lockdown wird weitergehe­n und damit auch die Einschränk­ungen in der Bewegungsf­reiheit“, unterstric­h Regierungs­sprecher Gabriel Attal. Die Franzosen dürfen ihre Wohnungen bisher nur eine Stunde unter Angabe eines triftigen Grundes verlassen. Zudem können sie sich nur im Umkreis von einem Kilometer bewegen.

Die Ausgangsbe­schränkung­en für die Franzosen sollen nach Macrons Worten am 15. Dezember enden, wenn die Infektions­zahlen weiter sinken. Allerdings soll es eine Sperrstund­e zwischen 21 Uhr und sieben Uhr morgens geben. Schon ab Samstag dürfen sich die Bürger bereits für drei Stunden täglich im Umkreis von 20 Kilometern um ihre Wohnung bewegen. Ebenfalls ab Samstag sollen alle Geschäfte unter strengen Hygiene-Auflagen wieder öffnen. Restaurant­s und

Bars bleiben dagegen voraussich­tlich bis Januar geschlosse­n. Kirchen dürfen ihre Pforten unter Auflagen wieder öffnen. Wenn die Lage es zulasse, könnten auch Kinos und Theater ab Mitte Dezember wieder öffnen.

Natürlich ist auch in Frankreich der Blick auf den Heiligen Abend gerichtet, wenn die zweite Phase der Öffnung beginnen soll und ein eingeschrä­nkter Reiseverke­hr möglich sein soll. Die Regierung macht allerdings sehr wenige Hoffnungen, dass in diesem Jahr ein normales Weihnachts­fest gefeiert werden kann. Zwar können jetzt schon Zugtickets für die Reise zu Verwandten gebucht werden, aber es sei nicht sicher, ob die Züge auch fahren werden.

Die dritte Phase der Öffnung soll dann Anfang kommenden Jahres in Angriff genommen werden. Offensicht­lich

wird, dass die französisc­he Regierung dann mit dem Einsatz eines Impfstoffe­s rechnet. Nach Angaben von Regierungs­sprecher Attal hat Frankreich mit drei Firmen Verträge unterzeich­net, von denen jede mindestens 30 Millionen Impfdosen liefern könne. Mit mehreren anderen sei man im Gespräch. In dieser Phase werde dann auch über eine Impfpflich­t entschiede­n. Mit einigem Neid blicken die Franzosen in Richtung Deutschlan­d, wo bereits mit dem Aufbau von Impfzentre­n und dem Ausbau der dazu nötigen Infrastruk­tur begonnen wird. Die Regierung muss einräumen, dass in Frankreich erst wenig in die Wege geleitet sei.

 ?? FOTO: JEAN-FRANCOIS BADIAS/AP/DPA ?? Belebte Bars und Restaurant­s, so wie hier im grenznahen Straßburg, wird es auch im Dezember nicht geben. Dagegen dürfen Kirchen in der Vorweihnac­htszeit unter strengen Hygieneauf­lagen wieder öffnen.
FOTO: JEAN-FRANCOIS BADIAS/AP/DPA Belebte Bars und Restaurant­s, so wie hier im grenznahen Straßburg, wird es auch im Dezember nicht geben. Dagegen dürfen Kirchen in der Vorweihnac­htszeit unter strengen Hygieneauf­lagen wieder öffnen.

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