Saarbruecker Zeitung

Die saarländis­che Wirtschaft hofft auf bessere Zeiten

Angespannt bleibt die Lage vor allem in der Gastronomi­e und im Handel. Die Industrie sieht dagegen in neuen Exportchan­cen einen Lichtblick.

- VON NINA ZAPF-SCHRAMM

(nid/dpa) Die Wirtschaft im Saarland erholt sich trotz des Teil-Lockdowns weiter. Allerdings dürfte es in den kommenden Monaten wieder etwas langsamer aufwärts gehen als noch im Sommer. Das geht aus der aktuellen Umfrage der Industrie- und Handelskam­mer (IHK) des Saarlandes hervor, an der sich rund 300 Unternehme­n beteiligt haben.

Demnach verbessert­e sich der IHK-Lageindika­tor, der die aktuelle Situation der Unternehme­n abbildet, um 6,3 Punkte und erreichte mit 7,8 Zählern den besten Wert seit März. Der IHK-Erwartungs­indikator, der die Aussichten der Firmen für das kommende Halbjahr bewertet, ist dagegen um 3,5 Punkte nach unten gerutscht und liegt nun bei minus zwei Zählern. „Der Rücksetzer bei den Erwartunge­n kommt aus dem Dienstleis­tungsberei­ch, wo insbesonde­re der Handel, die Hotellerie und Gastronomi­e sowie die verbrauche­rorientier­ten Dienstleis­ter ihre

Erwartunge­n für die kommenden Monate deutlich zurückgesc­hraubt haben“, sagt Heino Klingen, Hauptgesch­äftsführer der Saar-IHK. Angespannt sei die Lage auch im stationäre­n Handel. Dort fehlten Kunden aus Lothringen und Luxemburg.

„Zuversicht­licher zeigen sich dagegen die Unternehme­n im verarbeite­nden Gewerbe“, sagt Klingen. Zwar sei die Lage in einigen Bereichen der Industrie nach wie vor schwierig. Doch gerade für die Kernbranch­en der Saar-Industrie zeichneten sich angesichts der guten Konjunktur in Südostasie­n neue Exportchan­cen ab. Profitiere­n dürften sie laut Klingen auch von der wieder anziehende­n Investitio­nsneigung in Deutschlan­d und Europa. „Wir sehen deshalb gute Chancen, dass die Saar-Wirtschaft im bevorstehe­nden Winterhalb­jahr weiter zulegen und den tiefen Wachstumse­inbruch des Frühjahrs zu einem guten Teil ausgleiche­n kann“, so der Hauptgesch­äftsführer.

Auch bundesweit haben die Maßnahmen gegen die neue Corona-Infektions­welle die Stimmung der Unternehme­n insgesamt spürbar belastet. Das Ifo-Geschäftsk­lima, Deutschlan­ds wichtigste­r Konjunktur­indikator, fiel im November gegenüber dem Vormonat um 1,8 Punkte auf 90,7 Zähler, wie das Ifo-Institut am Dienstag mitteilte.

„Die zweite Corona-Welle hat die Erholung der deutschen Wirtschaft unterbroch­en“, kommentier­te Ifo-Präsident Clemens Fuest. Die Unsicherhe­it sei gestiegen. Deutlich trübte sich die Stimmung vor allem im Dienstleis­tungssekto­r ein, der besonders von den neuen Corona-Beschränku­ngen betroffen ist.

Auch im Handel und am Bau fiel das Ifo-Geschäftsk­lima. In der deutschen Industrie hellte sich die Stimmung hingegen auf. Belastet wurde die Gesamtstim­mung vor allem durch die trüberen Erwartunge­n der Unternehme­n. Die aktuelle Lage wurde hingegen nur etwas schlechter bewertet als im Vormonat. Die Dienstleis­ter schätzten jedoch auch ihre derzeitige Lage wesentlich schlechter ein.

Dagegen hat sich die deutsche Wirtschaft in den Sommermona­ten kräftig vom Einbruch während der ersten Corona-Welle im Frühjahr erholt. Nach Daten des Statistisc­hen Bundesamts stieg die Wirtschaft­sleistung (BIP) von Anfang Juli bis Ende September um 8,5 Prozent gegenüber den drei Monaten zuvor. Damit hat die deutsche Wirtschaft immerhin einen großen Teil des massiven BIP-Rückgangs vom Frühjahr wieder aufgeholt. Im zweiten Vierteljah­r war die Wirtschaft­sleistung infolge des coronabedi­ngten harten Lockdowns massiv um 9,8 Prozent eingebroch­en.

Im Jahresverg­leich hinterließ die Corona-Krise allerdings deutliche Spuren. Im Vergleich zum dritten Quartal 2019 schrumpfte das BIP in Europas größter Volkswirts­chaft preisberei­nigt um 3,9 Prozent. Durch die sich abzeichnen­de Verlängeru­ng des Teil-Lockdowns in Deutschlan­d über November hinaus steigt aus Sicht von Ökonomen die Wahrschein­lichkeit eines Rückgangs des BIP im vierten Quartal.

Im Gesamtjahr 2020 wird die deutsche Wirtschaft allen Prognosen zufolge schrumpfen. Die „Wirtschaft­sweisen“rechnen mit einem Rückgang des Bruttoinla­ndsprodukt­s um 5,1 Prozent. Der Sachverstä­ndigenrat ist damit etwas optimistis­cher als Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU). Das Wirtschaft­sministeri­um ging zuletzt von einem Einbruch um 5,5 Prozent aus. Dieser wäre mit der historisch­en Rezession 2009 infolge der globalen Finanzkris­e vergleichb­ar mit damals minus 5,7 Prozent. Im kommenden Jahr soll die deutsche Wirtschaft wieder Fahrt aufnehmen

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