Die saarländische Wirtschaft hofft auf bessere Zeiten
Angespannt bleibt die Lage vor allem in der Gastronomie und im Handel. Die Industrie sieht dagegen in neuen Exportchancen einen Lichtblick.
(nid/dpa) Die Wirtschaft im Saarland erholt sich trotz des Teil-Lockdowns weiter. Allerdings dürfte es in den kommenden Monaten wieder etwas langsamer aufwärts gehen als noch im Sommer. Das geht aus der aktuellen Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) des Saarlandes hervor, an der sich rund 300 Unternehmen beteiligt haben.
Demnach verbesserte sich der IHK-Lageindikator, der die aktuelle Situation der Unternehmen abbildet, um 6,3 Punkte und erreichte mit 7,8 Zählern den besten Wert seit März. Der IHK-Erwartungsindikator, der die Aussichten der Firmen für das kommende Halbjahr bewertet, ist dagegen um 3,5 Punkte nach unten gerutscht und liegt nun bei minus zwei Zählern. „Der Rücksetzer bei den Erwartungen kommt aus dem Dienstleistungsbereich, wo insbesondere der Handel, die Hotellerie und Gastronomie sowie die verbraucherorientierten Dienstleister ihre
Erwartungen für die kommenden Monate deutlich zurückgeschraubt haben“, sagt Heino Klingen, Hauptgeschäftsführer der Saar-IHK. Angespannt sei die Lage auch im stationären Handel. Dort fehlten Kunden aus Lothringen und Luxemburg.
„Zuversichtlicher zeigen sich dagegen die Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe“, sagt Klingen. Zwar sei die Lage in einigen Bereichen der Industrie nach wie vor schwierig. Doch gerade für die Kernbranchen der Saar-Industrie zeichneten sich angesichts der guten Konjunktur in Südostasien neue Exportchancen ab. Profitieren dürften sie laut Klingen auch von der wieder anziehenden Investitionsneigung in Deutschland und Europa. „Wir sehen deshalb gute Chancen, dass die Saar-Wirtschaft im bevorstehenden Winterhalbjahr weiter zulegen und den tiefen Wachstumseinbruch des Frühjahrs zu einem guten Teil ausgleichen kann“, so der Hauptgeschäftsführer.
Auch bundesweit haben die Maßnahmen gegen die neue Corona-Infektionswelle die Stimmung der Unternehmen insgesamt spürbar belastet. Das Ifo-Geschäftsklima, Deutschlands wichtigster Konjunkturindikator, fiel im November gegenüber dem Vormonat um 1,8 Punkte auf 90,7 Zähler, wie das Ifo-Institut am Dienstag mitteilte.
„Die zweite Corona-Welle hat die Erholung der deutschen Wirtschaft unterbrochen“, kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Die Unsicherheit sei gestiegen. Deutlich trübte sich die Stimmung vor allem im Dienstleistungssektor ein, der besonders von den neuen Corona-Beschränkungen betroffen ist.
Auch im Handel und am Bau fiel das Ifo-Geschäftsklima. In der deutschen Industrie hellte sich die Stimmung hingegen auf. Belastet wurde die Gesamtstimmung vor allem durch die trüberen Erwartungen der Unternehmen. Die aktuelle Lage wurde hingegen nur etwas schlechter bewertet als im Vormonat. Die Dienstleister schätzten jedoch auch ihre derzeitige Lage wesentlich schlechter ein.
Dagegen hat sich die deutsche Wirtschaft in den Sommermonaten kräftig vom Einbruch während der ersten Corona-Welle im Frühjahr erholt. Nach Daten des Statistischen Bundesamts stieg die Wirtschaftsleistung (BIP) von Anfang Juli bis Ende September um 8,5 Prozent gegenüber den drei Monaten zuvor. Damit hat die deutsche Wirtschaft immerhin einen großen Teil des massiven BIP-Rückgangs vom Frühjahr wieder aufgeholt. Im zweiten Vierteljahr war die Wirtschaftsleistung infolge des coronabedingten harten Lockdowns massiv um 9,8 Prozent eingebrochen.
Im Jahresvergleich hinterließ die Corona-Krise allerdings deutliche Spuren. Im Vergleich zum dritten Quartal 2019 schrumpfte das BIP in Europas größter Volkswirtschaft preisbereinigt um 3,9 Prozent. Durch die sich abzeichnende Verlängerung des Teil-Lockdowns in Deutschland über November hinaus steigt aus Sicht von Ökonomen die Wahrscheinlichkeit eines Rückgangs des BIP im vierten Quartal.
Im Gesamtjahr 2020 wird die deutsche Wirtschaft allen Prognosen zufolge schrumpfen. Die „Wirtschaftsweisen“rechnen mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 5,1 Prozent. Der Sachverständigenrat ist damit etwas optimistischer als Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Das Wirtschaftsministerium ging zuletzt von einem Einbruch um 5,5 Prozent aus. Dieser wäre mit der historischen Rezession 2009 infolge der globalen Finanzkrise vergleichbar mit damals minus 5,7 Prozent. Im kommenden Jahr soll die deutsche Wirtschaft wieder Fahrt aufnehmen