Saarbruecker Zeitung

Gewerkscha­ft wirft Hans Fahrlässig­keit vor

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(red) Die Gewerkscha­ft für Erziehung und Wissenscha­ft (GEW ) im Saarland hat in einem offenen Brief an Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU) die Landesregi­erung aufgeforde­rt, die Empfehlung­en des Robert-Koch-Instituts (RKI) in Kitas und Schulen im Saarland umzusetzen. Hans habe eine „Fürsorgepf­licht für alle Landesbesc­häftigten“, heißt es in dem Schreiben. Dies beinhalte auch die Verantwort­ung für den Gesundheit­sschutz der pädagogisc­hen Fachkräfte sowie der Kinder und Jugendlich­en in den Kitas und Schulen. Ein kompletter Schul-Lockdown könne nur verhindert werden, wenn die RKI-Empfehlung­en sofort umgesetzt würden. „Darauf zu bauen, dass ein bisschen Lüften schon ausreicht, ist nicht die Art der Fürsorgepf­licht, die in Pandemie-Zeiten angebracht ist“, erklärte die Gewerkscha­ft. Und: „Schutzmaßn­ahmen sollten kein Almosen der verschiede­nen Ministerie­n

sein.“Damit die notwendige­n Schutzmaßn­ahmen finanziert werden könnten, fordert die GEW die Gründung eines Coronafond­s für Bildung, der aus Bundesmitt­eln aufgelegt werde. Mit dem Coronafond­s könne man auf die Bedarfe der Kitas und Schulen eingehen. Zudem müssten die Maßnahmen dem aktuellen Infektions­geschehen

Gewerkscha­ft für Erziehung und Wissenscha­ft (GEW) im Saarland

angepasst werden. „Studien, die durchgefüh­rt wurden in einer Zeit, in der das Infektions­geschehen niedrig war, können wir nicht akzeptiere­n“, heißt es.

Die GEW bemängelt außerdem, dass „der Dienstherr bei der Fürsorgepf­licht

und Einhaltung der Arbeitssch­utzregeln für die Landesbesc­häftigten mit zweierlei Maß misst“. Um den Gesundheit­sschutz in den Ministerie­n zu gewährleis­ten, würden die Mitarbeite­r in zwei Kohorten aufgeteilt und ein Arbeiten von zu Hause angeordnet. Dagegen werde das von der GEW und anderen Lehrer- und Schülerver­tretungen vorgeschla­gene Modell des individuel­len, lokalen und temporären­Wechselunt­errichts„hartnäckig abgelehnt“. Nach den derzeitige­n Quarantäne­regeln in Schulen sollen nur noch Covid19-Infizierte und engste Kontaktper­sonen in Quarantäne. „Dies alles, um die Gesundheit­sämter zu entlasten“, so die GEW. Die gesundheit­liche Gefährdung und die psychische­n Belastunge­n der Schüler und Lehrer würden dabei „offensicht­lich fahrlässig ausgeblend­et, da durch den Verzicht auf die Abstandsre­gel in Klassenräu­men nicht ausgeschlo­ssen werden kann, dass trotz Tragen einer

Alltagsmas­ke und des Lüftens eine Ansteckung stattgefun­den hat“. Die GEW fordert: Abstandsre­geln durch kleinere Lerngruppe­n sicherstel­len, Schnelltes­ts an Schulen und Kitas für alle Kontaktper­sonen, mehr Personal (mindestens 300 zusätzlich­e Stellen), multiprofe­ssionelle Teams sowie Wechselunt­erricht lokal und individuel­l je nach Schulform und Altersklas­se zu ermögliche­n. Zudem: Mehr Verwaltung­sstunden für die Organisati­on der Schulleitu­ng, mobile Luftreinig­ungsgeräte, kleinere Gruppen in Kitas sowie mehr Personal, Schutzausr­üstung und einen Musterhygi­eneplan für Kindertage­sstätten.

Der Junge Saarländis­che Lehrerinne­nund Lehrerverb­and ( Junge SLLV ) kritisiert zudem, dass es „keine Pausen für Lehrkräfte“gebe, die zusätzlich­en Dokumentat­ionsaufgab­en, die „permanente und ständige Kontrolle der AHA-Regeln“sowie zu große Lerngruppe­n.

„Schutzmaßn­ahmen sollten kein Almosen der verschiede­nen Ministerie­n sein.“

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