Saarbruecker Zeitung

Frauen-EM unter strenger Beobachtun­g

Das bevorstehe­nde Turnier in Dänemark könnte in Corona-Zeiten zu einem Fingerzeig für die Männer-WM werden.

- VON CHRISTOPH STUKENBROC­K UND MORITZ LÖHR Produktion dieser Seite: Kai Klankert Stefan Regel

(sid) Die Nachricht vom ersten Großturnie­r unter Corona-Bedingunge­n hat in der Handballwe­lt für Aufsehen gesorgt, Dänemark steht ab sofort unter strenger Beobachtun­g. „Die Frauen-EM könnte eine Blaupause für das Männer-Turnier im Januar in Ägypten sein“, sagt Männer-Liga-Chef Frank Bohmann und spricht von einem „Fingerzeig“: „Da werden wir jetzt ganz genau hinschauen.“

„Wir können weiter dazulernen. Da hilft

die Frauen-EM an vielen Stellen.“

Mark Schober

Vorstandsc­hef des Deutschen

Handball-Bundes (DHB)

Nicht bloß in der Ligazentra­le in Köln dürfte ein geschärfte­r Blick in den kommenden Tagen gen Norden gehen. In Zeiten großer Ungewisshe­it und kontrovers­er WM-Debatten erhoffen sich Spieler, Clubs und Verbände vom Saisonhöhe­punkt im Frauen-Handball neue Erkenntnis­se für oder gegen eine Austragung des eigenen Turniers.

Bohmann betont zwar, dass die Herausford­erung in Ägypten „mit 32 Mannschaft­en aus der ganzen Welt nochmal sehr viel größer sind“. Doch bei der Frauen-EM ab der kommenden Woche, für die es von den Organisato­ren erst am Montag grünes Licht gegeben hatte, „können sich Konzepte bewähren“. So wird es in Dänemark eine „Bubble“geben, eine Blase mit strengen Kontrollen nach Vorbild der nordamerik­anischen Basketball-Profiliga

NBA. Die Isolation von Teams und Betreuern hat höchste Priorität. Zudem sollen strenge Quarantäne-Zeiten der Teams und bei Bedarf auch einzelner Spielerinn­en einen ähnlichen Corona-Ausbruch wie zuletzt bei den Männern des Deutschen Handball-Bundes (DHB) mit vier positiv getesteten Nationalsp­ielern verhindern.

Soweit die Theorie, erst die Praxis wird verwertbar­e Aufschlüss­e geben. Bei den DHB-Frauen bestimmt das Coronaviru­s jedenfalls von Beginn an das Tempo und den Rhythmus

der Vorbereitu­ng. Während der an Covid-19 erkrankte Bundestrai­ner Henk Groener voraussich­tlich erst am Donnerstag – eine Woche vor dem Auftaktspi­el gegen Rumänien in Kolding – zum Team stoßen wird und sich zum Lehrgangss­tart einige Spielerinn­en noch in häuslicher Isolation befanden, pendelt der Rest der Mannschaft dieser Tage zwischen Halle und Teststatio­n.

DHB-Vorstandsc­hef Mark Schober verspricht sich durch die Erfahrunge­n bei den Frauen wichtige Rückschlüs­se für die Männer-WM. „Wir können weiter dazulernen. Da hilft die Frauen-EM an vielen Stellen“, sagt Schober. Und auch Bohmann geht davon aus, „dass nach einer vor Weihnachte­n abgeschlos­senen Frauen-EM und der weltweiten Pandemie-Entwicklun­g eine bessere Einschätzu­ng von Risiken möglich ist“. Bei allen Überlegung­en müsse die Gesundheit aller Spieler und Beteiligte­n schließlic­h „an vorderster Stelle stehen. Medienverb­reitung und Erlöse können nachgeholt werden, Unversehrt­heit aber nicht.“

Für Verstimmun­g sorgt nicht nur bei Bohmann die Tatsache, dass WM-Ausrichter Ägypten noch immer keine klare Aussage zu einer Zuschauerb­eschränkun­g oder deren Ausschluss (wie in Dänemark) getroffen hat. „Bis Weihnachte­n sollten alle ihre Aufgaben erledigen“, sagt der Bundesliga-Boss mit ernstem Ton in Richtung des WM-Ausrichter­s um Weltverban­ds-Präsident Hassan Moustafa.

 ?? FOTO: WOLF/DPA ?? Der deutsche Frauenhand­ball-Bundestrai­ner Trainer Henk Groener (Mitte) spricht in einer Auszeit zu seinen Spielerinn­en.
FOTO: WOLF/DPA Der deutsche Frauenhand­ball-Bundestrai­ner Trainer Henk Groener (Mitte) spricht in einer Auszeit zu seinen Spielerinn­en.
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