Frauen-EM unter strenger Beobachtung
Das bevorstehende Turnier in Dänemark könnte in Corona-Zeiten zu einem Fingerzeig für die Männer-WM werden.
(sid) Die Nachricht vom ersten Großturnier unter Corona-Bedingungen hat in der Handballwelt für Aufsehen gesorgt, Dänemark steht ab sofort unter strenger Beobachtung. „Die Frauen-EM könnte eine Blaupause für das Männer-Turnier im Januar in Ägypten sein“, sagt Männer-Liga-Chef Frank Bohmann und spricht von einem „Fingerzeig“: „Da werden wir jetzt ganz genau hinschauen.“
„Wir können weiter dazulernen. Da hilft
die Frauen-EM an vielen Stellen.“
Mark Schober
Vorstandschef des Deutschen
Handball-Bundes (DHB)
Nicht bloß in der Ligazentrale in Köln dürfte ein geschärfter Blick in den kommenden Tagen gen Norden gehen. In Zeiten großer Ungewissheit und kontroverser WM-Debatten erhoffen sich Spieler, Clubs und Verbände vom Saisonhöhepunkt im Frauen-Handball neue Erkenntnisse für oder gegen eine Austragung des eigenen Turniers.
Bohmann betont zwar, dass die Herausforderung in Ägypten „mit 32 Mannschaften aus der ganzen Welt nochmal sehr viel größer sind“. Doch bei der Frauen-EM ab der kommenden Woche, für die es von den Organisatoren erst am Montag grünes Licht gegeben hatte, „können sich Konzepte bewähren“. So wird es in Dänemark eine „Bubble“geben, eine Blase mit strengen Kontrollen nach Vorbild der nordamerikanischen Basketball-Profiliga
NBA. Die Isolation von Teams und Betreuern hat höchste Priorität. Zudem sollen strenge Quarantäne-Zeiten der Teams und bei Bedarf auch einzelner Spielerinnen einen ähnlichen Corona-Ausbruch wie zuletzt bei den Männern des Deutschen Handball-Bundes (DHB) mit vier positiv getesteten Nationalspielern verhindern.
Soweit die Theorie, erst die Praxis wird verwertbare Aufschlüsse geben. Bei den DHB-Frauen bestimmt das Coronavirus jedenfalls von Beginn an das Tempo und den Rhythmus
der Vorbereitung. Während der an Covid-19 erkrankte Bundestrainer Henk Groener voraussichtlich erst am Donnerstag – eine Woche vor dem Auftaktspiel gegen Rumänien in Kolding – zum Team stoßen wird und sich zum Lehrgangsstart einige Spielerinnen noch in häuslicher Isolation befanden, pendelt der Rest der Mannschaft dieser Tage zwischen Halle und Teststation.
DHB-Vorstandschef Mark Schober verspricht sich durch die Erfahrungen bei den Frauen wichtige Rückschlüsse für die Männer-WM. „Wir können weiter dazulernen. Da hilft die Frauen-EM an vielen Stellen“, sagt Schober. Und auch Bohmann geht davon aus, „dass nach einer vor Weihnachten abgeschlossenen Frauen-EM und der weltweiten Pandemie-Entwicklung eine bessere Einschätzung von Risiken möglich ist“. Bei allen Überlegungen müsse die Gesundheit aller Spieler und Beteiligten schließlich „an vorderster Stelle stehen. Medienverbreitung und Erlöse können nachgeholt werden, Unversehrtheit aber nicht.“
Für Verstimmung sorgt nicht nur bei Bohmann die Tatsache, dass WM-Ausrichter Ägypten noch immer keine klare Aussage zu einer Zuschauerbeschränkung oder deren Ausschluss (wie in Dänemark) getroffen hat. „Bis Weihnachten sollten alle ihre Aufgaben erledigen“, sagt der Bundesliga-Boss mit ernstem Ton in Richtung des WM-Ausrichters um Weltverbands-Präsident Hassan Moustafa.