Saarbruecker Zeitung

Mike Tyson kehrt in den Ring zurück

„Iron Mike“Tyson, inzwischen 54, kehrt in der Nacht zu Sonntag für einen Showkampf gegen Roy Jones junior in den Ring zurück.

- VON NIKOLAJ STOBBE

(sid) Mike Tyson fackelt nicht lange. Sobald er in diesen Tagen in Fernseh-Shows nach seiner Form gefragt wird, reißt sich der einst beste Boxer der Welt das Shirt vom Leib und zeigt seinen muskelbepa­ckten Körper. Man staunt – der 54-Jährige hat wirklich hart an sich gearbeitet. Tyson will zumindest eine gute Figur machen, wenn er in der Nacht zu Sonntag gegen Roy Jones

junior (ab 2.30 Uhr/Sky) 15 Jahre nach seinem letzten Kampf wieder in den Ring steigt.

„Ich möchte, dass die Welt noch einmal sieht, wie groß ich bin“, sagt Tyson über den Grund seiner Rückkehr. Nach einem Leben voller Triumphe, Tränen, Drogen und Skandale ging es in den vergangene­n Jahren wieder bergauf. Der einstige „Bad Boy“spielte in mehreren Teilen der Filmreihe „Hangover“mit und trat in einem Ein-Mann-Stück auf der Bühne auf. Die Einnahmen aus dem Kampf gegen Jones jr. will er Obdachlose­n und Süchtigen spenden. „Ich weiß, wie schwer das für diese Menschen ist“, sagt Tyson.

Boxen auf allerhöchs­tem Niveau darf man vom Duell der Ring-Rentner im legendären Staples Center von Los Angeles aber nicht erwarten. Auch, weil die zuständige Athletic Commission die Regeln dem Alter angepasst hat. Es wird über acht Runden geboxt, eine Runde dauert zwei statt drei Minuten, beide Boxer müssen stärker gepolstert­e Handschuhe tragen, bei einem Cut wird sofort abgebroche­n. „Das ist was für Frauen“, beschwerte sich Jones jr. und stellte klar: „Wir sind keine Frauen, wir sind zwei der Besten.“

Auch der 51 Jahre alte Jones jr. gehörte zu den ganz Großen, war fünf Mal Weltmeiste­r in verschiede­nen Klassen. Zu seiner besten Zeit trat er aber gegen Tyson nie an, erst vor drei Jahren beendete der Mann aus Pensacola/Florida seine Profilaufb­ahn. Trotz der eindrucksv­ollen Namen hält der frühere Profi-Boxer Axel Schulz nicht viel von dem Duell. „Der Kampf ist wie das Promi-Boxen einzuordne­n und nicht, wie angekündig­t, das größte Comeback der Boxgeschic­hte“, sagt Schulz: „Einen sportliche­n Wert gibt es für mich nicht.“

Dennoch werden die Kassen klingeln. Beiden Boxern soll bei guten

Pay-Per-View-Verkäufen in den USA eine Börse von rund zehn Millionen US-Dollar (8,4 Millionen Euro) garantiert worden sein. In Deutschlan­d muss auch der Sky-Kunde noch 20 Euro drauflegen (Frühbucher bis Freitag 15 Euro), um den Kampf zu sehen. Und in der Tat: Viele wollen dabei sein, um zu sehen, was „Iron Mike“Tyson noch draufhat. In den Achtzigern startete der Rebell aus Brooklyn eine einmalige Karriere, wurde mit 20 Jahren und 144 Tagen jüngster Weltmeiste­r im Schwergewi­cht. Dabei prügelte er seine Gegner reihenweis­e aus dem Ring, gewann zwölf seiner ersten 20 Kämpfe durch K.o. in der ersten Runde.

Doch ein Trainer-Wechsel und private Probleme warfen den Brutalo-Boxer aus der Bahn. Er verprasste 300 Millionen US Dollar, landete 1992 wegen Vergewalti­gung für drei Jahre im Knast. 1997 wollte er sich den WM-Titel zurückhole­n, hatte aber gegen Evander Holyfield keine Chance. Aus Frust biss er Holyfield ein Stück aus dem Ohr – der endgültige Abstieg. Es folgten schlimme Jahre. „Ich war so zugedröhnt von all den Drogen und schlechtem Koks“, sagt er heute über die Zeit nach seiner Karriere. Doch Tyson fing sich, soll wieder einige Millionen auf dem Konto haben, speckte dank veganer Lebensweis­e 30 Kilo ab, quälte sich durchs Training und will es nun noch einmal wissen: „Ich werde vielen Menschen helfen, und mein Vermächtni­s wird sein, dass ich mehr gegeben als genommen habe.“

„Mein Vermächtni­s wird sein, dass ich mehr gegeben als genommen habe.“

Mike Tyson

einstiger Weltmeiste­r im Schwergewi­cht

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FOTO: JEBREILI/AP/DPA Mike Tyson steigt in der Nacht zu Montag in Los Angeles noch einmal in den Ring – im „Rentner-Duell“mit Roy Jones jr.

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