Ford plant offenbar mit E-Autos in Köln
Erste Entscheidungen von Ford über die Zukunft der europäischen Werke zeichnen sich ab. Doch was wird aus dem Werk in Saarlouis?
Beim Autobauer Ford zeichnen sich erste Zukunftsentscheidungen ab. Offenbar hat der Standort Köln die Zusage für den Bau eines Elektroautos erhalten. Offen ist demnach allerdings, wie es im Werk in Saarlouis weitergehen soll.
Beim US-Autobauer Ford zeichnet sich nach SZ-Informationen offenbar eine erste Standortentscheidung für die Zukunft der europäischen Werke ab. Demnach soll in Köln ein Elektroauto-Modell gebaut werden. Das Fahrzeug wird dort zwar seit einiger Zeit entwickelt – auf Basis der Elektroauto-Plattform des ID3 von VW. Damit war aber noch nicht beschlossene Sache, wo es gefertigt wird. Als Investitionssumme für den Umbau des Kölner Werks werden Beträge zwischen 700 Millionen und 1,1 Milliarden Euro genannt. Möglicherweise wird eine Entscheidung im Januar bekanntgegeben. Auch scheint Ford in das rumänische Werk in Kraiova investieren zu wollen. Dort soll angeblich der Kleintransporter Transit gebaut werden. Ford äußerte sich am Donnerstag offiziell nicht zu den mutmaßlichen Entscheidungen. „Das wollen wir nicht kommentieren“, sagte eine Sprecherin.
Eine Entscheidung über das Werk in Saarlouis mit seinen rund 5000 Mitarbeitern steht weiterhin aus und soll angeblich auch noch nicht getroffen worden sein. Der Betriebsrat fordert seit Langem Klarheit darüber, wie es nach Auslaufen des aktuellen Focus-Modells im September 2024 weitergeht. Daneben wachsen die Sorgen vor weiterem Personalabbau, nachdem im vergangenen Jahr infolge der Umstellung vom Drei- auf Zwei-Schicht-Betrieb 1600 Arbeitsplätze gestrichen wurden. Früher als zunächst geplant sollen nach Angaben des Betriebsrats weniger Autos in Saarlouis gebaut werden: Im Februar soll die Produktion von 1115 auf 965 Fahrzeuge pro Tag sinken – mit der Folge, dass ein „Personalüberhang von mehreren hundert“Mitarbeitern entsteht. Der Betriebsrat sieht daher die Zwei-Schicht-Produktion in Gefahr und fordert von der Geschäftsführung Maßnahmen zur Sicherung der Arbeitsplätze. Den Planungen zufolge sollen laut Betriebsrat 2021 in Saarlouis 194 000 Autos gebaut werden – 16 000 mehr, als voraussichtlich in diesem Jahr gebaut werden. Vor der Corona-Krise hatte Ford geplant, 2020 in Saarlouis 237 000 Autos bauen zu wollen. Ford-Deutschland-Chef Gunnar Herrmann hatte zwar jüngst in der Wirtschaftswoche zugesichert, dass weder eine Werksschließung noch ein Personalabbau geplant sei. Bei Ford fürchtet man nach SZ-Informationen angeblich die hohen Kosten, die auf den Konzern bei einer Schließung zukämen. Der Betriebsrat in Saarlouis fordert weiterhin die Geschäftsführung zu Gesprächen über die Zukunft des Werks auf.
Der saarländische FDP-Chef Oliver Luksic sieht in der Kürzung der Produktion und dem damit womöglich verbundenen Stellenabbau eine Folge politischer Vorgaben. Der Bundestagsabgeordnete kritisiert „die geplante Verschärfung der CO2-Grenzwerte und damit einhergehende Strafzahlungen“sowie die geplante „Euro-7-Abgasnorm, die in letzter Konsequenz einem Verbot für Verbrenner gleicht“. Außerdem wirft er Bundes- und Landesregierung vor, „dass nur neue Ansiedlungen wie SVolt massiv subventioniert werden, bei den vielen Firmen im Bestand wie Ford aber die Transformation nicht unterstützt wird“.
194 000 Autos will Ford 2021 in Saarlouis bauen.
Quelle: Betriebsrat