Millionen für Kultur und Forschung im Saarland
Überraschend gibt der Bund 17,5 Milllionen mehr für die Völklinger Hütte und 47 Millionen für Pharma-Forschung.
Das Saarland hat sich zum Abschluss der Beratungen über den Bundeshaushalt in Berlin überraschend zusätzliche Fördermittel im Gesamtwert von über 70 Millionen Euro gesichert. Allein 47 Millionen Euro sollen vom Bund in die Erweiterung des Helmholtz-Instituts für Pharmazeutische Forschung (HIPS) in Saarbrücken fließen. Am Campus der Saar-Uni wird demnach in den kommenden fünf Jahren ein Erweiterungsbau entstehen, der die Forschungsfläche des Instituts
verdoppelt. Die Landesregierung investiert weitere 23 Millionen Euro. Das HIPS spielt eine bedeutende Rolle bei der Wirkstoffforschung gegen multiresistente Bakterien und soll in neuen Arbeitsgruppen auch antivirale Substanzen erforschen. Das Institut, das heute über 150 Mitarbeiter zählt, wird dafür um 80 Stellen erweitert.
Die Entscheidung über die Mittel fiel bei der so genannten Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses. Darin arbeitet das 44-köpfige Gremium letzte Änderungen in die Budgetplanung ein. Davon profitierte auch das Weltkulturerbe Völklinger Hütte massiv. Ab dem nächsten Jahr erhält es so viele Bundesmittel wie nie zuvor. Die Fördersumme steigt um etwa 200 Prozent auf 30 Millionen Euro bis 2025. Bisher hatte das Staatsministerium für Kultur und Medien das Weltkulturerbe mit durchschnittlich zwei Millionen Euro pro Jahr unterstützt. Im diesjährigen Regierungsentwurf war zwar bereits mehr Geld vorgesehen – 12,5 Millionen Euro binnen fünf Jahren. Gestern wurden nun 17,5 Millionen Euro zusätzlich bewilligt. Kulturministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) sprach von einem „Meilenstein“.
Der Bund unterstützt außerdem bis 2026 die „Neuerschließung des Gesamtensembles Schlossberg“in Homburg mit 5,75 Millionen Euro: Die Schlossberghöhlen bekommen ein neues Besucherzentrum, auch soll die historische Festungsanlage erschlossen werden.
(byl) Das Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung (HIPS) in Saarbrücken ist in der Fachwelt ein Begriff. Es gilt als einziges außeruniversitäres Institut der Wirkstoffforschung zu multiresistenten Bakterien in Deutschland. In den kommenden fünf Jahren soll das HIPS erweitert werden. 70 Millionen Euro sind dafür vorgesehen, 47 Millionen trägt nach einer Entscheidung des Haushaltsausschusses des Bundetags der Bund, den Rest das Saarland. Geplant ist ein 40 Millionen Euro teurer Neubau an der Dudweilerstraße am Saarbrücker Stadtwald, den Bund und Land je zur Hälfte finanzieren. 80 neue Mitarbeiter sollen unter anderem antivirale Wirkstoffe untersuchen, erklärt der Leiter des Instituts, Professor Rolf Müller. Außerdem werde die Kooperation mit den medizinischen Fachbereichen der Saar-Uni intensiviert.
Ohne die Zusammenarbeit mit der Hochschule und die Hilfe der Landesregierung wäre die Erweiterung nicht möglich gewesen, erklärte Rolf Müller. Vor eineinhalb Jahren hatten Ministerpräsident Tobias Hans und Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (beide CDU) in Saarbrücken erklärt, sie wollten sich für die Erweiterung starkmachen.
Das hervorragend bewertete Forschungsinstitut der Helmholtz-Gemeinschaft spielt allerdings auch eine Schlüsselrolle in den Zukunftsstrategien des Landes und der SaarUni, die beide ein neues, zugkräftiges Thema jenseits der Informatik suchen. Die Entscheidung des Haushaltsausschusses mache den Weg frei für „Medizinforschung Made in Saarland“, freute sich der Ministerpräsident. Für die Saar-Uni ist das HIPS das Schlüsselelement eines neuen Forschungsgebiets an den Grenzen von Medizin, Informatik und Pharmazie. In diesem NanoBioMed genannten Forschungsfeld will die Hochschule 2025 beim nächsten Durchgang des Wissenschaftswettbewerbs der deutschen Hochschulen, der Exzellenzinitiative, punkten.
Sollte ihr das neben der zweiten Paradedisziplin, der Informatik, gelingen, wäre damit der Weg frei zum Aufstieg in die Spitzenklasse der deutschen Hochschulen, die nur ein Dutzend Exzellenz-Universitäten umfasst.