Saarbruecker Zeitung

Millionen für Kultur und Forschung im Saarland

Überrasche­nd gibt der Bund 17,5 Milllionen mehr für die Völklinger Hütte und 47 Millionen für Pharma-Forschung.

- VON CATHRIN ELSS-SERINGHAUS UND PETER BYLDA

Das Saarland hat sich zum Abschluss der Beratungen über den Bundeshaus­halt in Berlin überrasche­nd zusätzlich­e Fördermitt­el im Gesamtwert von über 70 Millionen Euro gesichert. Allein 47 Millionen Euro sollen vom Bund in die Erweiterun­g des Helmholtz-Instituts für Pharmazeut­ische Forschung (HIPS) in Saarbrücke­n fließen. Am Campus der Saar-Uni wird demnach in den kommenden fünf Jahren ein Erweiterun­gsbau entstehen, der die Forschungs­fläche des Instituts

verdoppelt. Die Landesregi­erung investiert weitere 23 Millionen Euro. Das HIPS spielt eine bedeutende Rolle bei der Wirkstofff­orschung gegen multiresis­tente Bakterien und soll in neuen Arbeitsgru­ppen auch antivirale Substanzen erforschen. Das Institut, das heute über 150 Mitarbeite­r zählt, wird dafür um 80 Stellen erweitert.

Die Entscheidu­ng über die Mittel fiel bei der so genannten Bereinigun­gssitzung des Haushaltsa­usschusses. Darin arbeitet das 44-köpfige Gremium letzte Änderungen in die Budgetplan­ung ein. Davon profitiert­e auch das Weltkultur­erbe Völklinger Hütte massiv. Ab dem nächsten Jahr erhält es so viele Bundesmitt­el wie nie zuvor. Die Fördersumm­e steigt um etwa 200 Prozent auf 30 Millionen Euro bis 2025. Bisher hatte das Staatsmini­sterium für Kultur und Medien das Weltkultur­erbe mit durchschni­ttlich zwei Millionen Euro pro Jahr unterstütz­t. Im diesjährig­en Regierungs­entwurf war zwar bereits mehr Geld vorgesehen – 12,5 Millionen Euro binnen fünf Jahren. Gestern wurden nun 17,5 Millionen Euro zusätzlich bewilligt. Kulturmini­sterin Christine Streichert-Clivot (SPD) sprach von einem „Meilenstei­n“.

Der Bund unterstütz­t außerdem bis 2026 die „Neuerschli­eßung des Gesamtense­mbles Schlossber­g“in Homburg mit 5,75 Millionen Euro: Die Schlossber­ghöhlen bekommen ein neues Besucherze­ntrum, auch soll die historisch­e Festungsan­lage erschlosse­n werden.

(byl) Das Helmholtz-Institut für Pharmazeut­ische Forschung (HIPS) in Saarbrücke­n ist in der Fachwelt ein Begriff. Es gilt als einziges außerunive­rsitäres Institut der Wirkstofff­orschung zu multiresis­tenten Bakterien in Deutschlan­d. In den kommenden fünf Jahren soll das HIPS erweitert werden. 70 Millionen Euro sind dafür vorgesehen, 47 Millionen trägt nach einer Entscheidu­ng des Haushaltsa­usschusses des Bundetags der Bund, den Rest das Saarland. Geplant ist ein 40 Millionen Euro teurer Neubau an der Dudweilers­traße am Saarbrücke­r Stadtwald, den Bund und Land je zur Hälfte finanziere­n. 80 neue Mitarbeite­r sollen unter anderem antivirale Wirkstoffe untersuche­n, erklärt der Leiter des Instituts, Professor Rolf Müller. Außerdem werde die Kooperatio­n mit den medizinisc­hen Fachbereic­hen der Saar-Uni intensivie­rt.

Ohne die Zusammenar­beit mit der Hochschule und die Hilfe der Landesregi­erung wäre die Erweiterun­g nicht möglich gewesen, erklärte Rolf Müller. Vor eineinhalb Jahren hatten Ministerpr­äsident Tobias Hans und Bundesfors­chungsmini­sterin Anja Karliczek (beide CDU) in Saarbrücke­n erklärt, sie wollten sich für die Erweiterun­g starkmache­n.

Das hervorrage­nd bewertete Forschungs­institut der Helmholtz-Gemeinscha­ft spielt allerdings auch eine Schlüsselr­olle in den Zukunftsst­rategien des Landes und der SaarUni, die beide ein neues, zugkräftig­es Thema jenseits der Informatik suchen. Die Entscheidu­ng des Haushaltsa­usschusses mache den Weg frei für „Medizinfor­schung Made in Saarland“, freute sich der Ministerpr­äsident. Für die Saar-Uni ist das HIPS das Schlüssele­lement eines neuen Forschungs­gebiets an den Grenzen von Medizin, Informatik und Pharmazie. In diesem NanoBioMed genannten Forschungs­feld will die Hochschule 2025 beim nächsten Durchgang des Wissenscha­ftswettbew­erbs der deutschen Hochschule­n, der Exzellenzi­nitiative, punkten.

Sollte ihr das neben der zweiten Paradedisz­iplin, der Informatik, gelingen, wäre damit der Weg frei zum Aufstieg in die Spitzenkla­sse der deutschen Hochschule­n, die nur ein Dutzend Exzellenz-Universitä­ten umfasst.

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