Mutter sagt im Prozess um Missbrauch aus
Ein Saarbrücker Therapeut muss sich wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern verantworten. Eine Mutter schilderte am Donnerstag den Fall ihres betroffnen Sohnes.
(ksp) Im Prozess gegen den Saarbrücker Therapeuten (74), der sich wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern in zehn Fällen vor dem Landgericht verantworten muss, sagte am Donnerstag die Mutter des damals Siebenjährigen aus. Wegen einer Lese-Rechtschreib-Schwäche hatte er sich ab 2004 in Therapie von Walter P. befunden. Doch nach zwei Jahren brach die Mutter die Therapiestunden ab, nachdem sie erste Anzeichen für einen möglichen Missbrauch entdeckt habe. Es war eine Bemerkung, die die Frau stutzig gemacht hatte, als ihr Sohn von einer Therapiestunde kam und P. davon sprach, dass der Junge schon gebadet habe. „Da bin ich hellhörig geworden“, berichtete sie. Erst 2010 sei die gesamte Dimension des Missbrauchs deutlich geworden. Da habe der Junge im Umgang mit Kindern ihres Lebensgefährten unangemessen reagiert. Als sie ihn gefragt habe, auf wen er so wütend sei, habe er den Namen des Therapeuten genannt. „War da noch mehr als das Baden?“habe sie da wissen wollen. Dies habe er bejaht. Als sie ihn gefragt habe, ob er zum Arzt müsse, um einen Aids-Test zu machen, habe er gesagt: „Nein, er hat Kondome benutzt.“
Die Mutter habe daraufhin den Kinderschutzdienst der Caritas kontaktiert und ihr Sohn sei damit einverstanden gewesen, Anzeige gegen P. zu erstatten. Auch habe er danach eine Traumatherapie abgeschlossen.
Das Landgericht hatte den Angeklagten 2012 wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern zu sechs Jahren Haft verurteilt. Nach einer Revision hob der Bundesgerichtshof
das Urteil Ende 2012 auf und verwies die Sache zurück. Verteidiger Lars Nozar ging bei seiner Befragung vor allem auf das Privatleben der Zeugin ein und lenkte den Blick auf Beziehungsprobleme innerhalb der Familie und zu einem früheren Partner. Dass das „überlange Gerichtsverfahren“schon zehn Jahre laufe, so die Mutter, sei eine „Tortur“und belaste den 23-jährigen Sohn noch immer. „Erst gestern hat er zu mir gesagt: ‚Das verfolgt mich mein Leben lang.`“Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt.