Drogenbeauftragte sieht derzeit hohe Gefahr für Süchtige
Die Folgen der CoronaKrise treffen auch viele Drogenabhängige, deren Alltag ohnehin nicht leicht ist – Hilfe und Unterstützung sollen aber weiterlaufen. Die Bundesregierung will auch Vorbeugung ausbauen.
(epd/dpa) Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Daniela Ludwig (CSU), hat vor den Gefahren der Corona-Pandemie für Suchtkranke gewarnt. Es sei wichtig, dass Beratungsstellen und Suchtkliniken offen blieben, erklärte Ludwig am Donnerstag bei der Vorstellung ihres Jahresberichtes. Derzeit seien so viele illegale Stoffe auf dem deutschen Markt wie nie – neue synthetische Drogen, aber vor allem auch Kokain. Die größten Schäden richteten jedoch Tabak und Alkohol an. Panorama
(dpa) Zusätzliche Risiken für Raucher, Schwierigkeiten bei Suchthilfe-Angeboten vor Ort: Die Corona-Krise verschärft den Kampf gegen Gesundheitsschäden durch Drogen. „Jedes Jahr sterben auch ohne Corona 127 000 Menschen an den Folgen ihres Tabakkonsums“, sagte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Daniela Ludwig (CSU), am Donnerstag bei der Vorlage ihres Jahresberichts. Dazu komme ein erhöhtes Risiko für schwere Corona-Verläufe bei Rauchern. Trotz der Alltagsbeschränkungen gegen das Virus müssten Beratungsstellen und Suchtkliniken offen bleiben.
Alkohol und Tabak: Rauchen und Alkohol richteten nach wie vor mit Abstand die größten Gesundheitsschäden an, sagte Ludwig – auch wenn der Konsum insgesamt zurückgehe. Die neue Zahl von jährlich 127 000 Tabak-Toten sei noch um 6000 höher als nach vorherigen Daten von 2015. Um vor allem Jugendliche zu schützen, ist ab 1. Januar 2021 Kinowerbung fürs Rauchen tabu, wenn ein
Film für unter 18-Jährige frei ist. Ab 2022 soll ein schrittweises Reklameverbot auf Plakatwänden folgen.
Cannabis: Zunehmender Konsum von Cannabis besonders auch bei jüngeren Leuten ist seit längerem ein Thema – ebenso wie der Streit um eine Legalisierung. Was das verändern würde, werde extrem unterschiedlich bewertet, sagte Ludwig – und machte klar: Bis zur Bundestagswahl im Herbst 2021 werde es dazu in keiner Richtung eine Entscheidung geben.
Kokain: Es sei davon auszugehen, dass derzeit so viele illegale Stoffe auf dem deutschen Markt seien wie nie, erläuterte die Bundesbeauftragte
– neue synthetische Drogen, aber vor allem auch Kokain. Das sei keine Substanz mehr für wenige, die es sich leisten könnten, vielmehr sei sie in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Im neuen Jahr sei vorgesehen, mehr Erkenntnisse über Konsumverhalten und Konsumenten zu gewinnen, um zielgerichteter Vorbeugung zu machen.
Ersatzstoffe: Die Minimierung von Gesundheitsschäden bei Abhängigen müsse eine viel größere Rolle spielen, sagte Ludwig. Im Blick steht dabei auch das Nasenspray Naloxon, das etwa bei Überdosierungen von Heroin Leben retten könne. Nach einem erfolgreichen Modellprojekt in Bayern solle Anfang 2021 ein bundesweites Vorhaben ausgeschrieben werden. Die Zahl der Drogentoten war 2019 gestiegen. Wegen Konsums illegaler Substanzen starben 1398 Menschen – 122 mehr als 2018. Häufigste Ursache: Überdosierungen von Opioiden wie Heroin.
Kinder: Kommen sollen Neuregelungen, um Kinder suchtkranker Eltern bessere Unterstützung zu ermöglichen – meist geht es um Familien mit Alkoholproblemen. So sollen sich betroffene Kinder künftig auch ohne Kenntnis und Zustimmung der Eltern für Hilfe an das Jugendamt wenden können. Unterstützung soll früher möglich sein, Ärzte und Jugendämter sollen enger kooperieren.