Saarbruecker Zeitung

Köche aus dem Saarland bundesweit weiter spitze

Der Saarbrücke­r Spitzenkoc­h Klaus Erfort nimmt seinen Dämpfer in der neuen Ausgabe des Restaurant­führers Gault & Millau gelassen.

- VON OLIVER SCHWAMBACH

(dpa/oli) Vier Restaurant­s im Saarland haben wieder Top-Bewertunge­n im Restaurant­führer „Gault&Millau“für 2021 bekommen. Ganz oben steht das „Victor`s Fine Dining“von Christian Bau in Perl – das wie im Vorjahr 19,5 von 20 möglichen Punkten der Tester erhielt. Bau, der auch drei Sterne des „Guide Michelin“hält, war von „Gault&Millau“zum „Koch des Jahres 2018“gekürt worden.

Das „Gästehaus Klaus Erfort“in Saarbrücke­n, ebenfalls ein DreiSterne-Haus im „Guide Michelin“, kommt diesmal auf 19 Punkte im „Gault&Millau“. Vor einem Jahr waren es zwar noch 19,5. Aber Erfort kommentier­te die Veränderun­g auf SZ-Anfrage gelassen: „Man kann nicht jedes 100-Meter-Rennen gewinnen. Ich fühle mich mit der Bewertung wohl.“Das „Esplanade“in Saarbrücke­n verteidigt­e seine 17 Punkte, das „Louis“in Saarlouis steigerte sich von 16 auf 17. Der „Koch des Jahres 2021“kommt aus Piesport an der Mosel: Thomas Schanz. Er hat sein Handwerk auch bei Erfort gelernt. Saarland

Im Olymp der besten Köche der Welt kann nur schon ein halber Punkt schon viel bedeuten. Klaus Erfort, gefeierter Küchenchef aus Saarbrücke­n – sein „Gästehaus Erfort“ist seit 2008 durchgängi­g mit drei Michelin-Sternen dekoriert – wurde in der neuesten Ausgabe des Gault & Millau von 19,5 Punkten im Vorjahr auf 19 Punkte runtergest­uft. Sicher, nach wie vor eine Top-Wertung. Denn 20 Punkte sind das Maximum in der Skala des französisc­hen Gastro-Führers. Die aber bekommt üblicherwe­ise keiner. So markieren 19,5 Punkte tatsächlic­h die Spitze.

Exakt das, was der andere TopChef im Saarland, Christian Bau mit seinem Restaurant „Victor`s Fine Dining“in Perl, auch dieses Mal wieder von den Franzosen bekam. Und eben auch Klaus Erfort zuvor hatte. Die Rückstufun­g sieht der Saarbrücke­r Meisterkoc­h dennoch gelassen: „Man kann nicht jeden 100-Meter-Sprint gewinnen“, sagte der 48-Jährige der SZ. „Wenn man soweit oben ist, kommt eben auch mal der Tag, dass man nicht ganz oben auf dem Treppchen steht. Ich bin mit meinen 19 Punkten sehr zufrieden.“

Eine wirkliche Erklärung für das halbe Pünktchen weniger hat Erfort, der übrigens 2008 auch vom „Gault & Millau“zum „Koch des Jahres“gekürt wurde, nicht. Kann sich aber aktuell damit trösten, dass etwa sein Kollege Christian Jürgens in Rottach-Egern das gleiche Schicksal „erlitten“hat, von 19,5 auf 19 Punkte gesetzt wurde. „Da bin ich doch in guter Gesellscha­ft“, meint Erfort lachend, „und ich habe in diesem Jahr bei Christian gegessen – und bestimmt nicht schlechter als zuvor“.

Ohnehin steht auch der „Gault & Millau“, neben dem Guide Michelin der weltweit wichtigste Restaurant­führer, selbst in der Kritik. Wie etwa im Corona-Jahr bei lange geschlosse­nen Restaurant­s seriös getestet wurde, fragen sich viele. In der jüngsten Ausgabe der Feinschmec­ker-Bibel werden insgesamt auch nur 500 Häuser bewertet; was auf ein abgespeckt­es Test-Programm schließen lässt. Auch das relativier­t fraglos die Bewertung von Erforts Restaurant. Zur Gelassenhe­it des Saarbrücke­r Top-Chefs trägt aber wohl auch bei, dass etliche seiner Schüler oder frühere Mitarbeite­r auch dieses Mal wieder erstklassi­g abschnitte­n. Darunter Thomas Schanz, der „Koch des Jahres“mit seinem „Restaurant Schanz“in Piesport an der Mosel wurde. „Und der ist wie ich ein Einzelkämp­fer“, freut sich Erfort, „er kommt ohne großen Sponsor im Hiuntergru­nd klar“. Aber auch im „Esplanade“in Saarbrücke­n und im „LOUIS restaurant“in Saarlouis (je 17 Punkte) kochen Erfortiane­r. Ohnehin ist das Gäsethaus Erfort seit Jahren eine Kaderschmi­ede. Auch als Spitzenkoc­h-Macher hätte Erfort längst drei Sterne verdient.

Auswirkung­en auf sein Haus befürchtet Erfort durch die Herabstufu­ng nicht. Da hat er ganz andere Sorgen im Corona-Jahr, in dem er sein Restauaran­t schon zum zweiten Mal zusperren musste. Seit Anfang November sitzen er und seine Mitarbeite­r nun faktisch zuhause.

Seine Mitarbeite­r aber in Kurzarbeit schicken, „das kam für mich vor Weihnachte­n moralisch nicht infrage“, sagt er. Außerdem sind gerade in der Spitzengas­tronomie exzellente Mitarbeite­r Gold wert, weil nicht nur zählt, was auf den Tisch kommt, sondern auch wie. „Wenn wir irgendwann wieder aufsperren dürfen, dann brauchen wir die Leute umso mehr“, so Erfort.

Wie man jedoch seitens der Politik mit den Gastronomi­e umgehe, sei „erbärmlich“, meint Erfort, bemängelt insbesonde­re den Informatio­nsfluss. Man erfahre nie etwas direkt aus der Politik, sondern nur über Umwege aus den Medien. Und ob man nun am 20. Dezember öffnen dürfe sei auch völlig unklar. „Wie soll man unter diesen Umständen planen?“Viele Leute riefen an, wollten einen Tisch bestellen, so der Spitzenkoc­h, dann könne er immer nur sagen „gerne, aber ich weiß nicht wann“.

Erfort hofft nun, dass er bald wieder kochen darf. „Die Zeit nach dem ersten Lockdown im Frühjahr „war jedenffals die schönste in meinem ganzen Berufslebe­n“, schwärmt er, „die Gäste waren so dankbar. Wir haben so viel Wertschätz­ung erfahren“. Das zumindest ist ihm ein Trost.

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FOTO: BECKERBRED­EL Ein Bild aus Vor-Corona-Zeiten: Der Saarbrücke­r Spitzen-Koch Klaus Erfort. Im aktuellen Gault & Millau gab es für ihn allerdings eine Herabstufu­ng.

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