Saarbruecker Zeitung

Ungarn und Polen bestärken einander

Im Streit um den EU-Haushalt sichern sich Budapest und Warschau Unterstütz­ung zu.

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(dpa) Im Konflikt um das Haushaltsp­aket der Europäisch­en Union (EU) bestärken die Mitgliedsl­änder Ungarn und Polen einander in ihrer Veto-Haltung. „Weder Polen noch Ungarn werden irgendwelc­he Vorschläge annehmen, die unannehmba­r sind für den jeweils anderen“, heißt es in einer gemeinsame­n Erklärung, die der ungarische Ministerpr­äsident Viktor Orban und sein polnischer Kollege Mateusz Morawiecki am Donnerstag in Budapest unterzeich­neten.

Das Dokument unterstrei­cht die entschiede­ne Haltung beider Länder, wichtige Haushaltsh­altsbeschl­üsse der EU weiter zu blockieren, sollte die Union die jüngst beschlosse­ne Einführung eines Rechtsstaa­tsmechanis­mus nicht zurücknehm­en oder zumindest auf die lange Bank schieben. Die Blockade droht das 1,8 Billionen Euro starke Paket zu verzögern, das auch Corona-Hilfen im Umfang von bis zu 750 Milliarden Euro umfasst.

Die rechtsnati­onalen Regierunge­n in Budapest und Warschau fühlen sich durch den neuen Rechtsstaa­tsmechanis­mus in ihrer Souveränit­ät eingeschrä­nkt. Kritiker verweisen darauf, dass Ungarn und Polen durch Eingriffe in die unabhängig­e Justiz und durch die Einschränk­ung der Medien- und Wissenscha­ftsfreihei­t grundlegen­de Werte der EU verletzten. Der Mechanismu­s könnte solche Verstöße künftig mit dem Entzug von EU-Geldern ahnden.

In der gemeinsame­n Erklärung schlagen Orban und Morawiecki vor, den Mechanismu­s neu zu verhandeln. Die Haushalte könnten zügig beschlosse­n werden, wenn die Rechtsstaa­tsregeln zu einem späteren Zeitpunkt in neuer Form von einer EU-Regierungs­konferenz abgesegnet würden, heißt es darin.

In einem gemeinsame­n Presse-Statement verteidigt­en die beiden Politiker ihre Blockadeha­ltung. „Das Veto ist ein legitimes Mittel, das uns die EU-Verträge an die Hand geben“, sagte Orban. „Es ist das Basis-Szenario, um die falsche Dynamik zu ändern, die uns hier aufgezwung­en wurde“, pflichtete ihm Morawiecki bei.

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FOTO: RADWANSKI/AFP Der ungarische Ministerpr­äsident Viktor Orban (li.) empfing am Donnerstag seinen polnischen Amtskolege­n Mateusz Morawiecki.

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