Saarbruecker Zeitung

Wie Orbis aus Saarbrücke­n Corona trotzt

Die Aktionäre des IT-Unternehme­ns müssen erst einmal verzichten. Doch der Vorstand hat auch gute Nachrichte­n.

- VON VOLKER MEYER ZU TITTINGDOR­F

Einige Aktionäre des Saarbrücke­r Software- und IT-Beratungsu­nternehmen­s Orbis sind unzufriede­n. Nicht, weil bei dieser virtuellen Hauptversa­mmlung am Donnerstag wegen der Corona-Bestimmung­en das in den vergangene­n Jahren übliche üppige gemeinsame Mittagesse­n wegfällt. Vielmehr stören sie sich daran, dass sie finanziell leer ausgehen und auf eine Dividende für 2019 verzichten müssen.

Ein Grund dafür: Das Unternehme­n will angesichts der Corona-Krise die liquiden Mittel beisammen halten. So erklärt es Vorstandsc­hef Thomas Gard. Ein weiterer Grund wiegt wohl noch schwerer. „Es ist nicht unsere Geschäftsp­olitik, dass wir aufgrund einer ungewissen Zukunft wegen Corona den Mitarbeite­rn das variable Gehalt kürzen, sie auf Verzicht von Gehaltserh­öhungen und eine Gehaltskür­zung durch Kurzarbeit einstimmen – und dessen ungeachtet den Aktionären eine Dividende auszahlen“, sagt Gards Stellvertr­eter, der Orbis-Finanzchef Stefan Mailänder. In dieser Krisensitu­ation müssten alle den Gürtel enger schnallen, sagt er und meint damit offensicht­lich auch die Aktionäre. In der Abstimmung am Ende der Versammlun­g billigen die allermeist­en Anteilseig­ner die Linie des Vorstands, wie aus einer Mitteilung des Unternehme­ns hervorgeht. Und Vorstandsc­hef Gard stellt für die Zukunft Zahlungen in Aussicht. Er versichert: „Nach der Krise werden wir sicher zu unserer gewohnten Dividenden­politik zurückfind­en.“

Die Corona-Krise hat Orbis zwar nicht verschont, aber keineswegs in eine Krise gestürzt. Im Frühjahr seien einige Projekte gestoppt oder verschoben worden, sagt Gard. Deshalb habe das Unternehme­n auch das Instrument der Kurzarbeit genutzt. Doch in der Orbis AG sei die Kurzarbeit längst beendet, es gebe sie aber beispielsw­eise noch bei der im Januar für 1,7 Millionen Euro zugekaufte­n Saarbrücke­r Data One GmbH. Insgesamt „gehen wir davon aus, dass wir die Auswirkung­en der Corona-Pandemie 2020 gut verkraften werden“, sagt Gard. Er rechnet für dieses Jahr mit einem Umsatzwach­stum im einstellig­en Bereich und einem Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) „leicht unter Vorjahresn­iveau“. Keine Rede also von Umsatzeinb­rüchen wie in der Gastronomi­e oder Reisebranc­he und auch keine Sorge vor roten Zahlen.

Im vergangene­n Jahr hatte Orbis rund 72,3 Millionen Euro erlöst und vor Steuern und Zinsen 3,6 Millionen

Euro Gewinn erzielt. An der grundsätzl­ichen Strategie der vergangene­n Jahre will Orbis festhalten. „Wir wollen weiter wachsen“, sagt der Vorstandsc­hef. Er kalkuliert mit sieben Prozent pro Jahr – ohne Zukäufe hineinzure­chnen. Schließlic­h ist Orbis ein Unternehme­n, das seinen Kunden die Digitalisi­erung der Firmenablä­ufe ermöglicht. Und der Druck auf Unternehme­n, die Digitalisi­erung voranzutre­iben, nimmt zu. Orbis erwartet daher eine zunehmende Nachfrage.

Künftig soll auch die Zahl der Mitarbeite­r wieder wie in früheren Jahren wachsen. Zurzeit hat Orbis zwar mit 660 Beschäftig­ten rund 100 mehr als im vorigen Jahr, doch der Zuwachs ist Folge der Übernahme von Data One.

Um die neuen Mitarbeite­r unterzubri­ngen, soll der Firmensitz des Unternehme­ns in Saarbrücke­n-Burbach erweitert werden. Die Pläne dafür hat Orbis schon länger. Als die Corona-Krise begann, habe der Vorstand sie erst einmal gestoppt, sagt Gard. Er rechnet damit, dass im ersten Quartal des kommenden Jahres die Erdarbeite­n beginnen. Mitte bis Ende 2022 könnten die neuen Büros bezugsfert­ig sein, prognostiz­iert Gard.

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ARCHIVFOTO: ANGELIKA KLEIN/ORBIS Die Corona-Krise hat die Orbis AG mit Sitz in Saarbrücke­n-Burbach zwar nicht verschont, aber keineswegs in eine Krise gestürzt.
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FOTO: OLIVER DIETZE Thomas Gard, Vorstandsv­orsitzende­r von Orbis, setzt für die Zeit nach Corona auf Wachstum.

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