Saarbruecker Zeitung

Situation in Handel und Gastronomi­e spitzt sich zu

Durch die neuen Corona-Beschlüsse vom Mittwoch verschärft sich die ohnehin angespannt­e Lage im Saarland deutlich.

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(dns/dpa) Der Handel warnt vor dramatisch­en Folgen der von Bund und Ländern beschlosse­nen Verschärfu­ng und Verlängeru­ng des Teil-Lockdowns in Deutschlan­d. Durften Einzelhänd­ler bislang weitgehend ohne Einschränk­ungen öffnen, zielen die neuen Maßnahmen vor allem auf sie ab: Bei Ladenfläch­en unter 800 Quadratmet­ern ist nur noch ein Kunde pro zehn Quadratmet­ern erlaubt, ab 800 Quadratmet­ern dann ein Kunde je 20 Quadratmet­ern.

„Das ergibt absolut keinen Sinn“, sagt Fabian Schulz, Hauptgesch­äftsführer des saarländis­chen Handelsver­bands (HDE). So hätten insbesonde­re Lebensmitt­elgeschäft­e, die besonders in der Vorweihnac­htszeit stark frequentie­rt seien, meist über 800 Quadratmet­er Fläche. Die Beschränku­ngen würden daher „zu langen Warteschla­gen vor den Supermärkt­en führen“.

Der Einzelhand­el fühlt sich von den getroffene­n Maßnahmen in unfairer Weise benachteil­igt. Denn inzwischen hätten zahlreiche Studien belegt, „dass der Handel gerade kein Hotspot ist“, sagt Schulz.

Dabei sind die saarländis­chen Ladenbesit­zer durch den seit Anfang November geltenden Teil-Lockdown ohnehin schon schwer gebeutelt. Gingen die Umsätze der Branche seitdem bundesweit um durchschni­ttlich 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahresm­onat zurück, so waren es im Saarland laut HDE teilweise eher 40 bis 60 Prozent. „Uns fehlen einfach die Kunden aus Frankreich und Luxemburg“, sagt Schulz. Besonders dramatisch sei die Lage für klassische Geschenkel­äden in den Innenstädt­en wie etwa Mode- und Schmuckges­chäfte oder Parfümerie­n.

Während die Maßnahmen für den Handel zusätzlich­e Belastunge­n bringen, bleiben Entlastung­en für andere Branchen weiterhin aus. So hatten Bund und Länder am Mittwochab­end ebenfalls beschlosse­n, dass der Teil-Lockdown mit der Schließung unter anderem von Restaurant­s, Theatern, Fitnessstu­dios, Freizeitei­nrichtunge­n bis zum 20. Dezember verlängert wird. Zum zweiten Mal seit Frühjahr brechen diesen Unternehme­n damit wochenlang nahezu sämtliche Umsätze weg.

„Die Situation unserer Branche ist sehr dramatisch“, sagte die Hauptgesch­äftsführer­in des Deutschen Hotelund Gaststätte­nverbands (Dehoga), Ingrid Hartges. „Nun sind die Gehälter für den November fällig, und auch die nächste Pachtzahlu­ng steht an.“Hartges und Schulz drängten auf eine schnelle Auszahlung der für November zugesagten Hilfen des Bundes.

Die saarländis­che Gewerkscha­ft Nahrung-Genuss-Gaststätte­n (NGG) und die Arbeitskam­mer wollen angesichts dieser Situation weitere Hilfen für die Gastronomi­e. „Wir fordern eine sofortige Unterstütz­ung der Beschäftig­ten im Gastgewerb­e, die in Kurzarbeit sind, durch die Zahlung einer Corona-Sofort-Nothilfe von 1000 Euro“, sagte der Kammer-Vorsitzend­e Jörg Caspar. Da der Verdienst in der Gastronomi­e oft gering sei, müsse das Kurzarbeit­ergeld ab dem ersten Tag in voller Lohnhöhe ausgezahlt und zudem auf mindestens 1200 Euro angehoben werden, ergänzte NGG-Saar-Geschäftsf­ührer Mark Baumeister. „Sonst treiben wir die Beschäftig­ten einer ganzen Branche in die Armut.“Nötig sind laut Arbeitskam­mer auch Aufstockun­gen und Verlängeru­ngen beim Elterngeld, damit „Eltern nicht zu den Verlierern der Pandemie werden“.

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