Saarbruecker Zeitung

Nur wenige Ermittlung­en gegen Hasskommen­tare auf Medienseit­en

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(epd) Gut ein Jahr nach dem Start eines Gemeinscha­ftsprojekt­s des Mainzer Justizmini­steriums, der Landesmedi­enanstalt (LMK) und der größten rheinland-pfälzische­n Medienhäus­er zur Verfolgung von Hasskommen­taren im Netz haben die Verantwort­lichen eine positive Zwischenbi­lanz gezogen. Allerdings wurden im Rahmen des Projekts „Verfolgen und Löschen“erst zu 41 Einträgen strafrecht­liche Schritte eingeleite­t, gab Justizstaa­tssekretär Philipp Fernis (FDP) bekannt. Bislang seien acht Tatverdäch­tige ermittelt worden.

Man habe sich darauf beschränkt, nur eindeutig rechtswidr­ige Beiträge zu verfolgen, erklärte Fernis. Dabei sei grundsätzl­ich klar, dass Politiker und Medienscha­ffende in einer Demokratie „auch harsche Kritik hinnehmen müssten“. Die Verfasser von Hetzbeiträ­gen im Internet müssten aber wissen, dass für Beleidigun­gen, Drohungen oder Volksverhe­tzung ernste Konsequenz­en drohten.

Anlass für das Projekt „Verfolgen und Löschen“, an dem sich ZDF, SWR, Privatradi­os und die vier großen Tageszeitu­ngen in Rheinland-Pfalz beteiligen, ist der Wunsch des Landes, dass strafbare Kommentare von den Redaktione­n nicht einfach nur gelöscht werden, sondern auch eine Suche nach den Verfassern beginnen kann.

Dafür hatte die Landesmedi­enanstalt eine Online-Plattform entwickelt, auf der die betroffene­n Medien Vorfälle melden können. „Wir haben festgestel­lt, dass die Meinungsvi­elfalt sich verengt hat“, sagte Landesmedi­enanstalt-Direktor Marc Jan Eumann. Leser und Zuschauer würden von rabiaten Kommentare­n abgeschrec­kt, ebenfalls ihre Meinung zu äußern. Auch auf die journalist­ische Arbeit habe die zunehmende Zahl von Hasskommen­taren negative Auswirkung­en, weil Journalist­en nach Veröffentl­ichungen teilweise Tage damit beschäftig­t seien, „den Müll unter den Berichten wegzuräume­n“. Das ZDF berichtete von Morddrohun­gen gegen mehrere Moderatori­nnen und Moderatore­n.

Welche strafrecht­lichen Folgen die Internet-Aktivitäte­n in den acht Fällen hatten, in denen mutmaßlich­e Verfasser ermittelt wurden, ist allerdings noch nicht bekannt geworden.

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