Geldsegen für Weltkulturerbe in Völklingen
Haushaltsausschuss des Bundes beschließt auf SPD-Initiative die Anhebung der Fördermittel für die Völklinger Hütte auf 30 Millionen.
Der Generaldirektor des Völklinger Weltkulturerbes Ralf Beil fühlt sich offensichtlich wie ein „Hans im Glück“. Denn aus Berlin werden zwischen 2021 und 2025 dreißig Millionen Euro Bundesgelder in das Industriedenkmal Völklinger Hütte fließen. In einer Pressemitteilung, die das Kultusministerium gestern nach der Entscheidung des Berliner Haushaltsausschusses herausgab, spricht Beil von einem „Feuerwerk an Glücksgefühlen“. Die Bürger sollten sich anstecken lassen, denn die gestern abgesegneten Millionen Euro sind eine historisch hohe Summe, und tatsächlich ein „Quantensprung“und „Meilenstein“, wie es Saar-Kultusministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) gegenüber der SZ formuliert. Nicht nur, weil mit diesem Geld bisher aufgeschobene Sanierungsvorhaben in Völklingen realisiert werden können. Die Ministerin erkennt in der Entscheidung auch einen Fingerzeig für eine sorgenfreiere Zukunft: „Es gab Signale aus dem Staatsministerium für Kultur, dass die Hilfen 2020 auslaufen sollten und nicht mehr aufgelegt werden. Nun haben wir doch wieder einen eigenen Haushaltstitel. Der Bund hat erkannt, dass es sich bei den Geldern nicht um eine Zwischenfinanzierung handeln kann, sondern, dass es um eine dauerhafte Unterstützung geht.“
Dafür hat Streichert-Clivot am 9. Oktober selbst vor Ort gesorgt, zusammen mit den saarländischen Abgeordneten Christian Petry und Josefine Ortleb traf sie unter anderem den haushaltspolitischen Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion Dennis Rhode. Sie spricht von einer „SPD-Initiative“, die gestern in eine einmütige Aktion der CDU- und SPD-Haushälter aus dem Saarland mündete.
Bereits im September war hierzulande das Signal angekommen, dass das Staatsministerium für Kultur und Medien von Monika Grütters (CDU) im Regierungsentwurf 12,5 Millionen Euro für die Hütte vorgesehen hatte. Bereits diese Summe taugte zum Frohlocken, denn sie war höher angesetzt als sonst üblich. In der Vergangenheit flossen im Schnitt etwa zwei Millionen Euro aus dem Etat des Staatsministeriums als Investitionshilfen für den Erhalt. Was alles andere als selbstverständlich ist. Die Hütte genießt vielmehr eine Sonderrolle: Sie hat seit Jahrzehnten als einzige Weltkulturerbe-Stätte in Deutschland einen eigenen Haushaltstitel im Berliner Staatsministerium für Kultur.
Nun also wieder und wohl dauerhaft. Was bedeutet das aber konkret? Mit den 30 Millionen Euro können lange aufgeschobene und bisher durch kein Förderprogramm gedeckte Sanierungsvorhaben in Angriff genommen werden. Etwa die Sicherung der Hochöfen zwei und drei, die Begehbarmachung der Trockengasreinigungsanlagen, vor allem aber die Rettung des teileingestürzten Kraftwerks 1. Das soll sich laut Beil in einen faszinierenden
„Es hat geholfen, dass so viele Menschen
die Hütte annehmen.“
Christine Streichert-Clivot
Kulturministerin
neuen Sommer-Veranstaltungs-Ort verwandeln – ein Zuwachs also an Erlebnis-Qualität.
Wobei das Kraftwerk 1 bisher als Sorgenkind betrachtet wurde. Der marode Zustand der Halle führte vor Jahren zu ernsten Differenzen mit den alarmierten Icomos-Denkmalschutz-Experten der Unesco. Man wusste: Am Ende solcher Konflikte droht die Aberkennung des Weltkulturerbe-Status. So war es die Schilderung von Bedrängnissen dieser Art und von harten Unesco-Ansprüchen, die die Haushalter in Berlin dazu bewegten, deutlich mehr Geld zu bewilligen. So jedenfalls nahm das die saarländische Kultusministerin wahr. Zudem hat ihrer Meinung nach die Tatsache überzeugt, „dass es sich beim Weltkulturerbe nicht um ein lokales Objekt handelt“. In Berlin sei man sich der bundesweiten Strahlkraft bewusst, ablesbar auch an hohen Besucherzahlen: „Es hat geholfen, dass so viele Menschen die Hütte annehmen.“
Nach Kalkulationen des Rechnungshofs des Saarlandes sind in den nächsten zehn Jahren 75 Millionen Euro notwendig, um das Industriedenkmal Völklinger Hütte zu sichern und zu erhalten. Auch die saarländische Landesregierung hat deshalb die Mittel für das Weltkulturerbe aufgestockt. Der Landeszuschuss für Betrieb und Ausstellungen sowie Projekte wurde von 3,25 auf 3,6 Millionen Euro erhöht, der für Baumaßnahmen steigt von 3,3 auf 3,65 Millionen Euro pro Jahr.