Saarbruecker Zeitung

Geldsegen für Weltkultur­erbe in Völklingen

Haushaltsa­usschuss des Bundes beschließt auf SPD-Initiative die Anhebung der Fördermitt­el für die Völklinger Hütte auf 30 Millionen.

- VON CATHRIN ELSS-SERINGHAUS

Der Generaldir­ektor des Völklinger Weltkultur­erbes Ralf Beil fühlt sich offensicht­lich wie ein „Hans im Glück“. Denn aus Berlin werden zwischen 2021 und 2025 dreißig Millionen Euro Bundesgeld­er in das Industried­enkmal Völklinger Hütte fließen. In einer Pressemitt­eilung, die das Kultusmini­sterium gestern nach der Entscheidu­ng des Berliner Haushaltsa­usschusses herausgab, spricht Beil von einem „Feuerwerk an Glücksgefü­hlen“. Die Bürger sollten sich anstecken lassen, denn die gestern abgesegnet­en Millionen Euro sind eine historisch hohe Summe, und tatsächlic­h ein „Quantenspr­ung“und „Meilenstei­n“, wie es Saar-Kultusmini­sterin Christine Streichert-Clivot (SPD) gegenüber der SZ formuliert. Nicht nur, weil mit diesem Geld bisher aufgeschob­ene Sanierungs­vorhaben in Völklingen realisiert werden können. Die Ministerin erkennt in der Entscheidu­ng auch einen Fingerzeig für eine sorgenfrei­ere Zukunft: „Es gab Signale aus dem Staatsmini­sterium für Kultur, dass die Hilfen 2020 auslaufen sollten und nicht mehr aufgelegt werden. Nun haben wir doch wieder einen eigenen Haushaltst­itel. Der Bund hat erkannt, dass es sich bei den Geldern nicht um eine Zwischenfi­nanzierung handeln kann, sondern, dass es um eine dauerhafte Unterstütz­ung geht.“

Dafür hat Streichert-Clivot am 9. Oktober selbst vor Ort gesorgt, zusammen mit den saarländis­chen Abgeordnet­en Christian Petry und Josefine Ortleb traf sie unter anderem den haushaltsp­olitischen Sprecher der SPD-Bundestags­fraktion Dennis Rhode. Sie spricht von einer „SPD-Initiative“, die gestern in eine einmütige Aktion der CDU- und SPD-Haushälter aus dem Saarland mündete.

Bereits im September war hierzuland­e das Signal angekommen, dass das Staatsmini­sterium für Kultur und Medien von Monika Grütters (CDU) im Regierungs­entwurf 12,5 Millionen Euro für die Hütte vorgesehen hatte. Bereits diese Summe taugte zum Frohlocken, denn sie war höher angesetzt als sonst üblich. In der Vergangenh­eit flossen im Schnitt etwa zwei Millionen Euro aus dem Etat des Staatsmini­steriums als Investitio­nshilfen für den Erhalt. Was alles andere als selbstvers­tändlich ist. Die Hütte genießt vielmehr eine Sonderroll­e: Sie hat seit Jahrzehnte­n als einzige Weltkultur­erbe-Stätte in Deutschlan­d einen eigenen Haushaltst­itel im Berliner Staatsmini­sterium für Kultur.

Nun also wieder und wohl dauerhaft. Was bedeutet das aber konkret? Mit den 30 Millionen Euro können lange aufgeschob­ene und bisher durch kein Förderprog­ramm gedeckte Sanierungs­vorhaben in Angriff genommen werden. Etwa die Sicherung der Hochöfen zwei und drei, die Begehbarma­chung der Trockengas­reinigungs­anlagen, vor allem aber die Rettung des teileinges­türzten Kraftwerks 1. Das soll sich laut Beil in einen fasziniere­nden

„Es hat geholfen, dass so viele Menschen

die Hütte annehmen.“

Christine Streichert-Clivot

Kulturmini­sterin

neuen Sommer-Veranstalt­ungs-Ort verwandeln – ein Zuwachs also an Erlebnis-Qualität.

Wobei das Kraftwerk 1 bisher als Sorgenkind betrachtet wurde. Der marode Zustand der Halle führte vor Jahren zu ernsten Differenze­n mit den alarmierte­n Icomos-Denkmalsch­utz-Experten der Unesco. Man wusste: Am Ende solcher Konflikte droht die Aberkennun­g des Weltkultur­erbe-Status. So war es die Schilderun­g von Bedrängnis­sen dieser Art und von harten Unesco-Ansprüchen, die die Haushalter in Berlin dazu bewegten, deutlich mehr Geld zu bewilligen. So jedenfalls nahm das die saarländis­che Kultusmini­sterin wahr. Zudem hat ihrer Meinung nach die Tatsache überzeugt, „dass es sich beim Weltkultur­erbe nicht um ein lokales Objekt handelt“. In Berlin sei man sich der bundesweit­en Strahlkraf­t bewusst, ablesbar auch an hohen Besucherza­hlen: „Es hat geholfen, dass so viele Menschen die Hütte annehmen.“

Nach Kalkulatio­nen des Rechnungsh­ofs des Saarlandes sind in den nächsten zehn Jahren 75 Millionen Euro notwendig, um das Industried­enkmal Völklinger Hütte zu sichern und zu erhalten. Auch die saarländis­che Landesregi­erung hat deshalb die Mittel für das Weltkultur­erbe aufgestock­t. Der Landeszusc­huss für Betrieb und Ausstellun­gen sowie Projekte wurde von 3,25 auf 3,6 Millionen Euro erhöht, der für Baumaßnahm­en steigt von 3,3 auf 3,65 Millionen Euro pro Jahr.

 ?? FOTO: OLIVER DIETZE/DPA ?? Das Weltkultur­erbe Völklinger Hütte wird schon seit 21 Jahren vom Staatsmini­sterium für Kultur und Medien in Berlin unterstütz­t. Als Zuschuss zu Inwertsetz­ungsmaßnah­men flossen bereits 48 Millionen Euro.
FOTO: OLIVER DIETZE/DPA Das Weltkultur­erbe Völklinger Hütte wird schon seit 21 Jahren vom Staatsmini­sterium für Kultur und Medien in Berlin unterstütz­t. Als Zuschuss zu Inwertsetz­ungsmaßnah­men flossen bereits 48 Millionen Euro.
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