Saarbruecker Zeitung

Jeder Dritte nutzt die Online-Sprechstun­de

Internet-Angebote von Ärzten wie Terminbuch­ung oder Online-Rezepte werden im Saarland immer beliebter.

- VON MAURITIUS TE DORSTHORST

Die Digitalisi­erung macht auch vorm Arztbesuch keinen Halt. Gerade in der Corona-Pandemie nimmt diese Entwicklun­g Fahrt auf und trifft bei einem großen Teil der Patienten, aber auch bei vielen Ärzten auf positive Resonanz. Laut einer repräsenta­tiven Umfrage des Digitalver­bandes Deutschlan­d (Bitkom) hat bereits ein Drittel der Bevölkerun­g online einen Arzttermin vereinbart. Im Vorjahr lag der Wert noch bei rund einem Viertel. Zudem könne sich nach Angaben von Bitkom ein weiteres Drittel vorstellen, im Internet einen Termin zu buchen. Rund zwei Drittel hätte ebenfalls Interesse, sich digital krankschre­iben zu lassen, sei es per E-Mail, Messenger oder Smartphone-Applikatio­n. Für knapp die Hälfte der Befragten wäre nach Angaben von Bitkom auch die Kommunikat­ion mit Ärzten oder Krankenhäu­sern über digitale Kanäle wünschensw­ert.

Wie schnell sich die Digitalisi­erung umsetzen lässt, ist noch nicht ganz deutlich. Bei einer Suche über Jameda, einer Internet-Suchmaschi­ne für Ärzte in Deutschlan­d, zeigt sich, dass in Saarbrücke­n bislang nur zwei Hausärzte die Möglichkei­t anbieten, im Internet einen Termin zu vereinbare­n. Bei beiden Ärzten können auch Videosprec­hstunden gebucht werden.

Nach Angaben der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g im Saarland haben allerdings seit der Corona-Krise immer mehr Ärzte und Psychother­apeuten eine Genehmigun­g für Videosprec­hstunden beantragt. Ende 2019 hatten drei Ärzte im Saarland eine entspreche­nde Genehmigun­g erhalten. Aktuell verfügen 524 Ärzte und Psychother­apeuten im Saarland über die notwendige­n Voraussetz­ungen für eine Videosprec­hstunde. Genauere Angaben, ab wann die Ärzte ihre Dienste per Video anbieten, gibt es nicht. Nach Angaben von Stiftung Warentest benötigen Ärzte für das Videoangeb­ot lediglich einen Videodiens­tanbieter, der von der Kassenärzt­lichen Bundesvere­inigung zertifizie­rt ist. Zudem müssen Ärzte und Patienten über die technische Ausrüstung verfügen – einen Bildschirm mit Kamera, Mikrofon, Lautsprech­er sowie eine Internetve­rbindung. Gesetzlich Versichert­e müssen nach Angaben von Stiftung Warentest nicht extra zahlen, wenn ein Arzt per Videosprec­hstunde behandelt.

Im dritten Quartal 2020 wurden bereits über 3900 Videosprec­hstunden abgehalten, erklärt die Kassenärzt­liche Vereinigun­g des Saarlandes. Rund 75 Prozent wurden dabei von Psychother­apeuten gehalten. 17

Prozent entfielen auf Hausärzte, die restlichen verteilen sich auf die übrigen Fachgruppe­n.

Auf der Internetse­ite der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g des Saarlandes berichtet die Hausärztin Martina Hoffmann-Kümmel aus Ottweiler über ihre Erfahrunge­n mit den Videosprec­hstunden. Seit Oktober 2019 betreut die Allgemeinm­edizinerin ein bis zwei Patienten in der Woche über eine Videosprec­hstunde. Zu diesen Patienten gehören vor allem Stammpatie­nten, die Angst vor einer Corona-Infektion hätten sowie ehemalige Patienten, die weggezogen seien. Der Hauptvorte­il liege nach Angaben der Medizineri­n darin, dass Patienten, die nur etwas besprechen wollen, nicht extra in die Praxis kommen brauchen. Davon werde aber laut Hoffmann-Kümmel immer noch zu wenig Gebrauch gemacht.

Neben immer mehr Ärzten und Psychologe­n, die einen Antrag auf Videosprec­hstunden gestellt haben, bestehen noch weitere Möglichkei­ten des virtuellen Arztbesuch­s. Zu den bekanntere­n Anbietern in Deutschlan­d gehören Teleclinic, Kry, Zava und Fernarzt. Bei den beiden letztgenan­nten können Patienten neben einer Videosprec­hstunde auch eine Rezeptanfr­age stellen. Doch nur Teleclinic hat bislang sein Angebot auf gesetzlich Versichert­e erweitert. Diese können nun zu gewissen Sprechzeit­en – montags bis sonntags zwischen sieben und 19 Uhr – auch ohne zusätzlich­e Kosten eine Videosprec­hstunde besuchen. Allerdings verweist das Unternehme­n darauf, dass bislang nur Privatreze­pte ausgestell­t werden dürfen, weswegen die Kosten für die Medikament­e von den gesetzlich Versichert­en selbst übernommen werden müssen.

3900 Videosprec­hstunden wurden im dritten Quartal dieses Jahres im Saarland abgehalten.

Quelle: Kassenärzt­liche Vereinigun­g des Saarlandes

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FOTO: MONIKA SKOLIMOWSK­A/DPA Im Internet statt in der Praxis: Auch per Videosprec­hstunde können Ärzte ihren Patienten helfen.

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