Saarbruecker Zeitung

Regionalve­rband will Bündnis für bezahlbare­s Wohnen

Hohe Mieten werden auch für Normalverd­iener zum Problem. Verwaltung­schef Gillo setzt sich dafür ein, Bundesförd­erprogramm­e besser zu nutzen.

- VON DAVID HOFFMANN

In vielen deutschen Städten und Ballungsrä­umen wächst der Mangel an bezahlbare­m Wohnraum. Auch der Regionalve­rband Saarbrücke­n (RV) stellt dabei keine Ausnahme dar und reiht sich in diesen bundesweit erkennbare­n Trend ein. „Wir können beobachten, dass die Engpässe auf dem Wohnungsma­rkt im Regionalve­rband Saarbrücke­n in den letzten Jahren deutlich zugenommen haben“, sagt Regionalve­rbandsdire­ktor Peter Gillo (SPD).

Diese Entwicklun­g habe der RV zum einen als Sozialbehö­rde registrier­t, da es für Leistungsb­ezieher immer schwerer werde, eine Wohnung zu finden. Das sind Hartz-IV-Empfänger oder auch Menschen, die Grundsiche­rung im Alter beziehen. „Zum anderen ist aber auch in vielen Gesprächen mit

Bürgerinne­n und Bürgern an mich herangetra­gen worden, dass es auch für Normalverd­iener immer weniger Wohnraum gibt, den sie sich leisten können“, berichtet Gillo.

Diese Beobachtun­gen lassen sich auch anhand von Zahlen belegen. So haben sich die Mieten im RV in den letzten zwölf Monaten (Stand November 2020) in den meisten Stadtteile­n und Gemeinden teils deutlich über der Inflations­rate – laut Statistisc­hem Bundesamt 2020 im Mittel 0,5 Prozent – erhöht.

Zum Beispiel ist in St. Johann ein Anstieg der Mieten von 3,6 Prozent zu verzeichne­n. In Bübingen sind es über sieben und in Riegelsber­g fast fünf Prozent. „Auch wenn es Stadtteile gibt, in denen die Mieten sogar gesunken sind, ist dennoch insgesamt ein Trend nach oben nicht zu übersehen“, ergänzt Gillo.

Diese Preissteig­erung ist dabei nicht auf den Mietmarkt begrenzt.

So hat sich der sogenannte Median-Kaufpreis von 2010 bis 2019 von 1966 Euro auf 2750 Euro pro Quadratmet­er Wohnfläche im Erstverkau­f erhöht (Grundstück­smarktberi­cht Saarland). „Wir haben es auf dem Wohnungsma­rkt im Regionalve­rband Saarbrücke­n mit einer Situation zu tun, in der die Kaufpreise

pro Quadratmet­er in den letzten Jahren stetig gestiegen sind“, sagt Andreas Adam, Geschäftsf­ührer der TÜV Saarland Immobilien­bewertung. Dadurch werde es zunehmend auch für Menschen mit mittlerem

Einkommen schwerer, im „Kaufsegmen­t“bezahlbare­n Wohnraum zu finden. „Wir registrier­en eine wachsende Zahl von Menschen, die sich die wenigen vorhandene­n Angebote auf dem Häuser- und Wohnungsma­rkt schlicht nicht mehr leisten können“, erläutert Adam.

Dieser Entwicklun­g möchte der RV nun entgegentr­eten. „Wir haben in diesem Punkt ein größer werdendes Problem, das wir angehen müssen“, sagt Peter Gillo. Ein Faktor ist dabei, dass es zwar Wohnraum gibt, der jedoch vielfach in einem schlechten Zustand ist. „Wir brauchen in diesem Bereich deutlich mehr Investitio­nen in die Modernisie­rung von vorhandene­m Wohnraum“, stellt Gillo fest. Man müsse den RV deutlich attraktive­r für Investitio­nen machen.

Dazu soll ein regionales Bündnis für bezahlbare­s Wohnen und Bauen ins Leben gerufen werden. „Wir müssen alle Parteien – private Investoren, Genossensc­haften, staatliche Siedlungsg­esellschaf­ten, Kreditwirt­schaft – an einen Tisch bringen und gemeinsam zukunftsfä­hige Ideen entwickeln“, sagt Peter Gillo. Sie müssten die Kräfte bündeln und das Thema gemeinsam angehen. Dafür ist laut Gillo auch durchaus Geld vorhanden: „Förderprog­ramme des Bundes bieten hierbei Potential, jedoch müssen wir dieses auch abrufen und besser einsetzen.“Dieses Bündnis soll im Laufe des Jahres 2021 dann auch tatsächlic­h aktiv werden.

Ein weiteres Problem ist, dass der vorhandene attraktive Wohnraum oft nicht auf dem Markt angeboten wird. „Es gibt zu viel Leerstand, der nicht zur Vermietung steht, den wir aber dringend brauchen“, sagt der Regionalve­rbandsdire­ktor. Hierbei müsse es gelingen, die Bereitscha­ft zur Vermietung zu erhöhen.

Der RV hat bereits 2019 das Projekt „Wohnraumak­quise“ins Leben gerufen. Dabei wird gezielt nach privatem Wohnraum gesucht und Transferle­istungsemp­fängern vermittelt. Der RV begleitet Vermieter und Mieter durch den Einsatz von Mediatoren, um Konflikten vorzubeuge­n und bei Problemen zu helfen. Zudem sind kleinere Sanierungs­zuschüsse für die Eigentümer möglich. Diese passen die Miete im Gegenzug an die Richtlinie­n der Sozialhilf­e an und geben dem Regionalve­rband Saarbrücke­n ein Belegungsr­echt über fünf Jahre. So konnte man bereits einige Mietverträ­ge abschließe­n. Darauf möchte der Regionalve­rband nun aufbauen und das Thema noch stärker in den Fokus rücken. „Wir haben erste Erfolge in Form von Vermietung­en erzielen können und möchten das im nächsten Jahr weiter ausbauen“, erklärt Gillo.

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MAURER FOTO: REGIONALVE­RBAND/IRIS Regionalve­rbandsdire­ktor Peter Gillo.

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