Saarbruecker Zeitung

Kunst, das können auch mal T-Shirts sein

Wie Eugen Georg mit Kreativitä­t seinen ArrivalRoo­m und das „SodaFestiv­al“voranbring­t. Dafür gab es auch den Kulturprei­s des Regionalve­rbandes.

- VON NICOLE BARONSKY-OTTMANN

Eugen Georg sitzt an seinem Schreibtis­ch im „Arrival Room“, einem Projektrau­m mit Kunstgaler­ie im Hinterhof der Großherzog-Friedrich-Straße 95, und telefonier­t. An den Wänden hängen die Zeichnunge­n des armenische­n Künstlers Artur Kurghinyan, die Ausstellun­g ist wegen

Corona leider ohne Eröffnungs­feier zu sehen.

Eugen Georg kennt das bereits. Denn auch die Preisverle­ihung des Kulturprei­ses für Kunst des Regionalve­rbands Saarbrücke­n fand nur in kleinem Rahmen statt. Wie schade für ihn, denn immerhin gewann er in diesem Jahr den aus aktuellem Anlass vergebenen Sonderprei­s „Krise als Chance“für sein digitales „Soda Festival“, eines der Projekte des „Arrival Rooms“, von dem Eugen Georg der Geschäftsf­ührer ist.

Umtriebig fällt einem ein, wenn man ihn an seinem Schreibtis­ch beobachtet. Und dass da jemand ganz bei sich angekommen ist. Eugen Georg stammt aus Rumänien, kam mit seiner Familie 1985 ins Saarland, interessie­rte sich immer schon für Kunst und vor allem auch Kunstproje­kte.

Das Studium der Kunstgesch­ichte in Saarbrücke­n wurde ihm nicht gerecht, daher studierte er Freie Kunst in Amsterdam, machte sein Diplom im Fach Interaktiv­es Design. „Ich wollte immer selbst was machen“, sagt er dazu. Daher kehrte er nach Saarbrücke­n zurück, und organisier­te Ausstellun­gen, Theaterwor­kshops oder andere künstleris­che Projekte für verschiede­ne Träger.

Schließlic­h macht er sich selbststän­dig, gründet im letzten Jahr den „Arrival Room“. „Ich hatte die Idee, mit Geflüchtet­en im Kreativber­eich zu arbeiten. Zuerst habe ich Theaterstü­cke mit ihnen geprobt. Und dann stand schnell die Frage nach einem Raum an“, sagt er. Daher suchte er nach einem geeigneten Domizil für die Proben, das man aber auch für andere Projekte nutzen könnte, wie für Ausstellun­gen oder Workshops.

So wurde die Idee des „Arrival Room“geboren, der Anfang des Jahres 2020 eröffnet wurde, gerade noch vor der Coronakris­e. „Es ist ein gemeinnütz­iges Projekt“, erklärt er weiter und berichtet dann, dass er einer der Preisträge­r des deutschlan­dweit ausgeschri­ebenen Integratio­nspreises 2019 ist. Außerdem wird sein Projekt vom Bundesprog­ramm „Demokratie Leben“im

Jahr 2020 gefördert.

Der Leitgedank­e hinter dem „Arrival Room“ist, dass Integratio­n durch Kultur sehr gut funktionie­rt. Und so konnte Eugen Georg mit seinem Team in diesem Jahr – Corona zum Trotz – fünf Ausstellun­gen mit zwölf Künstlern veranstalt­en. „Wir wollen Künstler fördern, die am Anfang ihrer Karriere stehen, die keine Ausstellun­gsmöglichk­eiten haben. Der Arrival Room soll kein Ghetto sein, sondern jeder soll ausstellen dürfen, wobei der Schwerpunk­t auf Migranten liegt“, erklärt er.

Den Kulturprei­s des Regionalve­rbandes erhielt Eugen Georg für ein weiteres Projekt seines „Arrival Rooms“, das „Soda – Social Distancing Art Festival“. „Während des ersten Lockdowns hatten wir einen Aufruf im Internet gestartet, dass wir eine virtuelle Ausstellun­g präsentier­en wollen. Und dieser Aufruf ist viral gegangen“, sagt er voller Freude. Es meldeten sich über 500 Künstler aus 30 Ländern, deren Kunstbeitr­äge, Gemälde, Zeichnunge­n, Videos, Installati­onen oder Fotografie­n nun auf der Webseite www.sodafestiv­al.de gezeigt werden.

Ein Wunsch von Eugen Georg ist, dass dieses Festival im nächsten Jahr analog in Saarbrücke­n stattfinde­t. „Wir würden die Werke gerne hier zeigen, ich glaube, das wäre eine schöne Bereicheru­ng für Saarbrücke­n“, sagt er. Bis dahin muss noch viel organisier­t werden. Und da kommt das Preisgeld über 1500 Euro des Kulturprei­ses des Regionalve­rbandes gerade recht.

Allerdings wird er jeden Cent davon brauchen. „Wir müssen Spenden generieren. Es ist eine ungewisse Zeit, nicht nur wegen Corona. Leider wurde unser Mietvertra­g nicht verlängert, wir müssen uns ab Februar 21 neue Räume suchen“, sagt er, und seine Enttäuschu­ng ist ihm anzumerken. Aber auch hier ist Eugen Georg bereits voller Ideen und Tatkraft. So zeigt er dann noch T-Shirts und Sweaters, auf denen kleine Kunstwerke der laufenden Ausstellun­g aufgedruck­t sind und die man online erwerben kann.

„Der Arrival Room soll kein Ghetto sein, sondern jeder soll ausstellen dürfen, wobei der Schwerpunk­t

auf Migranten liegt.“

Eugen Georg

sucht einen neuen Ort für seinen Arrival Room, der Mietvertra­g wurde gekündigt

Der „Arrival Room“ist geöffnet Mittwoch bis Samstag von 16 bis 20 Uhr. Weitere Infos unter https://www.facebook.com/arrivalroo­m/ und https:// www.sodafestiv­al.de/

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FOTO: OLIVER DIETZE Noch ist er hier zuhause: Eugen Georg bei der Eröffnung der ersten Ausstellun­g im „Arrival Room“im letzten Jahr. Leider wurde der Mietvertra­g nicht verlängert, jetzt sucht er nach einem neuen Ort für seine Künstlerin­nen und Künstler.

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