Kunst, das können auch mal T-Shirts sein
Wie Eugen Georg mit Kreativität seinen ArrivalRoom und das „SodaFestival“voranbringt. Dafür gab es auch den Kulturpreis des Regionalverbandes.
Eugen Georg sitzt an seinem Schreibtisch im „Arrival Room“, einem Projektraum mit Kunstgalerie im Hinterhof der Großherzog-Friedrich-Straße 95, und telefoniert. An den Wänden hängen die Zeichnungen des armenischen Künstlers Artur Kurghinyan, die Ausstellung ist wegen
Corona leider ohne Eröffnungsfeier zu sehen.
Eugen Georg kennt das bereits. Denn auch die Preisverleihung des Kulturpreises für Kunst des Regionalverbands Saarbrücken fand nur in kleinem Rahmen statt. Wie schade für ihn, denn immerhin gewann er in diesem Jahr den aus aktuellem Anlass vergebenen Sonderpreis „Krise als Chance“für sein digitales „Soda Festival“, eines der Projekte des „Arrival Rooms“, von dem Eugen Georg der Geschäftsführer ist.
Umtriebig fällt einem ein, wenn man ihn an seinem Schreibtisch beobachtet. Und dass da jemand ganz bei sich angekommen ist. Eugen Georg stammt aus Rumänien, kam mit seiner Familie 1985 ins Saarland, interessierte sich immer schon für Kunst und vor allem auch Kunstprojekte.
Das Studium der Kunstgeschichte in Saarbrücken wurde ihm nicht gerecht, daher studierte er Freie Kunst in Amsterdam, machte sein Diplom im Fach Interaktives Design. „Ich wollte immer selbst was machen“, sagt er dazu. Daher kehrte er nach Saarbrücken zurück, und organisierte Ausstellungen, Theaterworkshops oder andere künstlerische Projekte für verschiedene Träger.
Schließlich macht er sich selbstständig, gründet im letzten Jahr den „Arrival Room“. „Ich hatte die Idee, mit Geflüchteten im Kreativbereich zu arbeiten. Zuerst habe ich Theaterstücke mit ihnen geprobt. Und dann stand schnell die Frage nach einem Raum an“, sagt er. Daher suchte er nach einem geeigneten Domizil für die Proben, das man aber auch für andere Projekte nutzen könnte, wie für Ausstellungen oder Workshops.
So wurde die Idee des „Arrival Room“geboren, der Anfang des Jahres 2020 eröffnet wurde, gerade noch vor der Coronakrise. „Es ist ein gemeinnütziges Projekt“, erklärt er weiter und berichtet dann, dass er einer der Preisträger des deutschlandweit ausgeschriebenen Integrationspreises 2019 ist. Außerdem wird sein Projekt vom Bundesprogramm „Demokratie Leben“im
Jahr 2020 gefördert.
Der Leitgedanke hinter dem „Arrival Room“ist, dass Integration durch Kultur sehr gut funktioniert. Und so konnte Eugen Georg mit seinem Team in diesem Jahr – Corona zum Trotz – fünf Ausstellungen mit zwölf Künstlern veranstalten. „Wir wollen Künstler fördern, die am Anfang ihrer Karriere stehen, die keine Ausstellungsmöglichkeiten haben. Der Arrival Room soll kein Ghetto sein, sondern jeder soll ausstellen dürfen, wobei der Schwerpunkt auf Migranten liegt“, erklärt er.
Den Kulturpreis des Regionalverbandes erhielt Eugen Georg für ein weiteres Projekt seines „Arrival Rooms“, das „Soda – Social Distancing Art Festival“. „Während des ersten Lockdowns hatten wir einen Aufruf im Internet gestartet, dass wir eine virtuelle Ausstellung präsentieren wollen. Und dieser Aufruf ist viral gegangen“, sagt er voller Freude. Es meldeten sich über 500 Künstler aus 30 Ländern, deren Kunstbeiträge, Gemälde, Zeichnungen, Videos, Installationen oder Fotografien nun auf der Webseite www.sodafestival.de gezeigt werden.
Ein Wunsch von Eugen Georg ist, dass dieses Festival im nächsten Jahr analog in Saarbrücken stattfindet. „Wir würden die Werke gerne hier zeigen, ich glaube, das wäre eine schöne Bereicherung für Saarbrücken“, sagt er. Bis dahin muss noch viel organisiert werden. Und da kommt das Preisgeld über 1500 Euro des Kulturpreises des Regionalverbandes gerade recht.
Allerdings wird er jeden Cent davon brauchen. „Wir müssen Spenden generieren. Es ist eine ungewisse Zeit, nicht nur wegen Corona. Leider wurde unser Mietvertrag nicht verlängert, wir müssen uns ab Februar 21 neue Räume suchen“, sagt er, und seine Enttäuschung ist ihm anzumerken. Aber auch hier ist Eugen Georg bereits voller Ideen und Tatkraft. So zeigt er dann noch T-Shirts und Sweaters, auf denen kleine Kunstwerke der laufenden Ausstellung aufgedruckt sind und die man online erwerben kann.
„Der Arrival Room soll kein Ghetto sein, sondern jeder soll ausstellen dürfen, wobei der Schwerpunkt
auf Migranten liegt.“
Eugen Georg
sucht einen neuen Ort für seinen Arrival Room, der Mietvertrag wurde gekündigt
Der „Arrival Room“ist geöffnet Mittwoch bis Samstag von 16 bis 20 Uhr. Weitere Infos unter https://www.facebook.com/arrivalroom/ und https:// www.sodafestival.de/