Saarbruecker Zeitung

Mehr Licht und Platz unterm Dach

Ein zusätzlich­er Giebel kann ein Haus deutlich aufwerten – falls der Ausbau genehmigt wird.

- VON MARKUS PETERS

(dpa) In Zeiten, in denen Wohnraum immer knapper und teurer wird, wollen Eigenheimb­esitzer den verfügbare­n Platz ihrer eigenen vier Wände optimal ausschöpfe­n. Ein nachträgli­ch eingebaute­r Giebel im Dachgescho­ss kann zusätzlich­e Wohnfläche schaffen

Philip Witte und den Wert des ganzen Gebäudes steigern. „Der weitere Giebel sorgt für mehr natürliche­s Licht im Dachgescho­ss und schafft gleichzeit­ig mehr Nutzfläche. Dies sind alles Faktoren, die sich auch bei einem späteren Verkauf des Hauses auszahlen“, sagt Philip Witte vom Zentralver­band des Deutschen Dachdecker­handwerks in Köln.

Die Düsseldorf­er Innenarchi­tektin Birgit Schwarzkop­f rät, das Wohnpotenz­ial von Speichern und Dachgescho­ssen stärker zu nutzen. „Gerade in dicht besiedelte­n Gegenden wie Innenstädt­en oder in vielen Eigenheim-Siedlungen ist der Dachausbau oft die einzige Möglichkei­t, nachträgli­ch weiteren Wohnraum zu schaffen“, sagt sie.

Schwarzkop­f verweist auch auf die baurechtli­chen Vorgaben. „Der Hausbesitz­er darf ein Dachgescho­ss nur zu Wohnzwecke­n nutzen, wenn es auch Aufenthalt­squalität bietet.“

Dafür muss mindestens die Hälfte der Grundfläch­e eine Höhe von 2,20 Meter haben. „Das kann der Eigentümer mit einem zusätzlich­en Giebel oder einer Gaube erreichen.“

Flachdäche­r sind für zusätzlich­e Giebel ungeeignet, bei Satteldäch­ern sind sie in den meisten Fällen eine interessan­te Option. Im Idealfall liegen die zusätzlich­e Gaube oder der Giebel nach Süden und das Dachfläche­nfenster gen Norden.

Ehe Handwerker loslegen können, muss zunächst das zuständige Bauamt zustimmen. Der nachträgli­che Einbau eines Giebels muss in der Regel genehmigt werden. Denn der Ausbau kann die Abstandsfl­ächen

zu den Nachbargeb­äuden beeinträch­tigen. „Auch prüft das Bauamt, ob diese Veränderun­g optisch zur Umgebungsb­ebauung passt und dem geltenden Bebauungsp­lan entspricht“, sagt Hans Schröder vom Verband Privater Bauherren. Für den Bauantrag muss der Bauherr daher auf einen Architekte­n oder Bauingenie­ur zurückgrei­fen. „Nur so ist gewährleis­tet, dass der Bauantrag qualifizie­rt ist und den inhaltlich­en und formalen Ansprüchen genügt“, erläutert Schwarzkop­f.

Und noch ein Faktor muss bei der Planung berücksich­tigt werden, betont Schröder: „Das Dach muss den zusätzlich­en Giebel auch tragen können. Das muss von einem Statiker geprüft werden.“Hier profitiere­n Bauherren vom technische­n Fortschrit­t, sagt Schwarzkop­f: „Viele Werkstoffe für den Dachausbau sind inzwischen so leicht und kompakt, dass sie den Dachboden nicht erheblich zusätzlich belasten.“

Wenn der Bauantrag gestellt ist, braucht der Bauherr vor allem Geduld. Je nach Region kann es Monate dauern, ehe ein Antrag genehmigt ist. Dann aber kann es losgehen, erklärt Philip Witte: „Das Dach wird an der für den Giebel vorgesehen­en Seite abgedeckt, anschließe­nd passen die Zimmerer den vorhandene­n

Dachstuhl dem neuen Giebel an.“

An dieser Stelle zeigen sich häufig unangenehm­e Überraschu­ngen wie feuchte oder faule Stellen im Holz, die bei dieser Gelegenhei­t beseitigt werden können. So wird gleichzeit­ig die Lebensdaue­r des gesamten Dachs verlängert.

Anschließe­nd wird der neue Dachgiebel eingesetzt, gedämmt und das Dach wieder gedeckt. „Hierbei ist es wichtig, dass vor allem die Wärmedicht­ung stimmt und keine Feuchtigke­it am neuen Giebel eindringt“, warnt Schröder.

Die eigentlich­en Bauarbeite­n dauern in der Regel etwa einen Monat, schätzt Witte. Dazu kommen die Planungs- und Genehmigun­gsphasen. Bauherren-Berater Schröder weist zudem darauf hin, dass derzeit viele Baugewerke angesichts der guten Auftragsla­ge langfristi­g ausgebucht sind.

Die Grundkoste­n für den nachträgli­chen Giebeleinb­au setzt Philip Witte zwischen 10 000 und 20 000 Euro an. „Entscheide­t man sich für eine vorgeferti­gte und gedämmte Gaube, dann kann es auch etwas billiger werden.“Besonders bietet sich der Einbau eines zusätzlich­en Giebels an, wenn ohnehin eine Dachsanier­ung oder ein Dachausbau geplant ist, raten die Spezialist­en. Es gilt: Ein Dach hält in der Regel 30 bis 50 Jahre, je nach Lage und verwendete­n Ziegeln. Ein kompletter Dachausbau ist allerdings auch mit mehr Aufwand bei der Planung und Durchführu­ng, höheren Kosten und mehr Beeinträch­tigungen in der Bauphase verbunden, warnt Schröder. „Denn dabei spielen auch Faktoren wie Brandschut­z und ein Mobilitäts­konzept eine wichtige Rolle.“

„Der weitere Giebel

sorgt für mehr natürliche­s Licht im Dachgescho­ss und schafft gleichzeit­ig mehr Nutzfläche.“

Zentralver­band des Deutschen Dachdecker­handwerks

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FOTO: WARNECKE/DPA Das Anbringen eines zusätzlich­en Giebels oder einer Gaube kostet zwischen 10 000 und 20 000 Euro. Entscheide­t sich der Hausbesitz­er hingegen für eine vorgeferti­gte und gedämmte Gaube, kann es etwas günstiger sein.

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