Mehr Licht und Platz unterm Dach
Ein zusätzlicher Giebel kann ein Haus deutlich aufwerten – falls der Ausbau genehmigt wird.
(dpa) In Zeiten, in denen Wohnraum immer knapper und teurer wird, wollen Eigenheimbesitzer den verfügbaren Platz ihrer eigenen vier Wände optimal ausschöpfen. Ein nachträglich eingebauter Giebel im Dachgeschoss kann zusätzliche Wohnfläche schaffen
Philip Witte und den Wert des ganzen Gebäudes steigern. „Der weitere Giebel sorgt für mehr natürliches Licht im Dachgeschoss und schafft gleichzeitig mehr Nutzfläche. Dies sind alles Faktoren, die sich auch bei einem späteren Verkauf des Hauses auszahlen“, sagt Philip Witte vom Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks in Köln.
Die Düsseldorfer Innenarchitektin Birgit Schwarzkopf rät, das Wohnpotenzial von Speichern und Dachgeschossen stärker zu nutzen. „Gerade in dicht besiedelten Gegenden wie Innenstädten oder in vielen Eigenheim-Siedlungen ist der Dachausbau oft die einzige Möglichkeit, nachträglich weiteren Wohnraum zu schaffen“, sagt sie.
Schwarzkopf verweist auch auf die baurechtlichen Vorgaben. „Der Hausbesitzer darf ein Dachgeschoss nur zu Wohnzwecken nutzen, wenn es auch Aufenthaltsqualität bietet.“
Dafür muss mindestens die Hälfte der Grundfläche eine Höhe von 2,20 Meter haben. „Das kann der Eigentümer mit einem zusätzlichen Giebel oder einer Gaube erreichen.“
Flachdächer sind für zusätzliche Giebel ungeeignet, bei Satteldächern sind sie in den meisten Fällen eine interessante Option. Im Idealfall liegen die zusätzliche Gaube oder der Giebel nach Süden und das Dachflächenfenster gen Norden.
Ehe Handwerker loslegen können, muss zunächst das zuständige Bauamt zustimmen. Der nachträgliche Einbau eines Giebels muss in der Regel genehmigt werden. Denn der Ausbau kann die Abstandsflächen
zu den Nachbargebäuden beeinträchtigen. „Auch prüft das Bauamt, ob diese Veränderung optisch zur Umgebungsbebauung passt und dem geltenden Bebauungsplan entspricht“, sagt Hans Schröder vom Verband Privater Bauherren. Für den Bauantrag muss der Bauherr daher auf einen Architekten oder Bauingenieur zurückgreifen. „Nur so ist gewährleistet, dass der Bauantrag qualifiziert ist und den inhaltlichen und formalen Ansprüchen genügt“, erläutert Schwarzkopf.
Und noch ein Faktor muss bei der Planung berücksichtigt werden, betont Schröder: „Das Dach muss den zusätzlichen Giebel auch tragen können. Das muss von einem Statiker geprüft werden.“Hier profitieren Bauherren vom technischen Fortschritt, sagt Schwarzkopf: „Viele Werkstoffe für den Dachausbau sind inzwischen so leicht und kompakt, dass sie den Dachboden nicht erheblich zusätzlich belasten.“
Wenn der Bauantrag gestellt ist, braucht der Bauherr vor allem Geduld. Je nach Region kann es Monate dauern, ehe ein Antrag genehmigt ist. Dann aber kann es losgehen, erklärt Philip Witte: „Das Dach wird an der für den Giebel vorgesehenen Seite abgedeckt, anschließend passen die Zimmerer den vorhandenen
Dachstuhl dem neuen Giebel an.“
An dieser Stelle zeigen sich häufig unangenehme Überraschungen wie feuchte oder faule Stellen im Holz, die bei dieser Gelegenheit beseitigt werden können. So wird gleichzeitig die Lebensdauer des gesamten Dachs verlängert.
Anschließend wird der neue Dachgiebel eingesetzt, gedämmt und das Dach wieder gedeckt. „Hierbei ist es wichtig, dass vor allem die Wärmedichtung stimmt und keine Feuchtigkeit am neuen Giebel eindringt“, warnt Schröder.
Die eigentlichen Bauarbeiten dauern in der Regel etwa einen Monat, schätzt Witte. Dazu kommen die Planungs- und Genehmigungsphasen. Bauherren-Berater Schröder weist zudem darauf hin, dass derzeit viele Baugewerke angesichts der guten Auftragslage langfristig ausgebucht sind.
Die Grundkosten für den nachträglichen Giebeleinbau setzt Philip Witte zwischen 10 000 und 20 000 Euro an. „Entscheidet man sich für eine vorgefertigte und gedämmte Gaube, dann kann es auch etwas billiger werden.“Besonders bietet sich der Einbau eines zusätzlichen Giebels an, wenn ohnehin eine Dachsanierung oder ein Dachausbau geplant ist, raten die Spezialisten. Es gilt: Ein Dach hält in der Regel 30 bis 50 Jahre, je nach Lage und verwendeten Ziegeln. Ein kompletter Dachausbau ist allerdings auch mit mehr Aufwand bei der Planung und Durchführung, höheren Kosten und mehr Beeinträchtigungen in der Bauphase verbunden, warnt Schröder. „Denn dabei spielen auch Faktoren wie Brandschutz und ein Mobilitätskonzept eine wichtige Rolle.“
„Der weitere Giebel
sorgt für mehr natürliches Licht im Dachgeschoss und schafft gleichzeitig mehr Nutzfläche.“
Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks