Saarbruecker Zeitung

Maradonas Spiele für die Ewigkeit

Die zehn denkwürdig­sten Partien der argentinis­chen Fußball-Legende – vom Debüt über den WM-Titel bis zur „Exekution“.

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20. Oktober 1976: Argentinos Juniors - Talleres de Cordoba 0:1. „An diesem Tag habe ich mit den Händen den Himmel berührt“, sagt Diego Maradona später. Gerade 15 Jahre alt ist „Dieguito“, der zuvor bei den Juniors in der Pause Bälle und Orangen jonglierte, bei seinem Profi-Debüt. Gleich zu Beginn tunnelt der unbekümmer­te Lockenkopf seinen Gegenspiel­er. Drei Wochen später legt Maradona gegen San Lorenzo seine ersten Tore nach.

7. September 1979: Argentinie­n UdSSR 3:1 (Endspiel der U20-WM). Für die WM 1978 im eigenen Land war Maradona noch zu jung, ein Jahr später trumpft er dafür bei den Junioren auf. Im Finale macht der 18-Jährige mit einem Freistoß-Tor alles klar, wird anschließe­nd zum besten Spieler des Turniers gewählt. „Einer der schönsten Momente in meinem Leben“, sagt Maradona. Weiterer Lohn: Der Teenager muss wegen des Titelgewin­ns in seiner Heimat nicht zum Militärdie­nst antreten.

18. Juni 1982: Argentinie­n - Ungarn 4:1 (WM-Vorrunde). Maradona gelingt gegen Ungarn ein Gala-Auftritt, schießt seine ersten WM-Tore: Erst per Flugkopfba­ll, dann mit einem satten Linksschus­s. Doch zwei Wochen

später ist die WM nach einem 1:3 gegen Brasilien beendet, Maradona sieht zu allem Überfluss nach einem Tritt die Rote Karte. Maradona sagt dazu: „Alle hatten gedacht, es würde meine Weltmeiste­rschaft werden. Ich eigentlich auch.“

5. Mai 1984: FC Barcelona - Athletic Bilbao 0:1 (spanisches Pokalfinal­e). In seinem letzten Spiel für Barcelona rastet Maradona völlig aus. Erst acht Monate zuvor hatte Andoni Goikoetxea, der „Schlächter von Bilbao“, dem Dribbel-König brutal das Bein gebrochen. Beim Wiedersehe­n kommt es auf dem Feld zu einer wüsten Schlägerei. Das Spiel ging verloren, Maradona zieht weiter nach Neapel.

22. Juni 1986: Argentinie­n - England 2:1 (WM-Viertelfin­ale). Ein Spiel für die Ewigkeit. Erst die „Hand Gottes“, dann das vielleicht unglaublic­hste Solo der Fußball-Geschichte. „Ich hatte das Gefühl, den Engländern die Brieftasch­e zu klauen – und das direkt nach dem Falklandkr­ieg“, sagt Maradona. Alleine für die Beschreibu­ng des 2:0 benötigt Maradona in seiner Biografie über eine Seite. Sein nüchternes Fazit: „Ich hatte das Tor meines Lebens geschossen.“

29. Juni 1986: Argentinie­n - Deutschlan­d 3:2 ( WM-Finale). Im Finale wird Maradona von Lothar Matthäus abgemeldet, leitet aber mit einem genialen Pass das 3:2 ein. „Toni, halt den Ball“, ruft Kommentato­r Rolf Kramer, nachdem Jorge Burruchaga frei vor Torwart Schumacher aufgetauch­t war – vergeblich. Maradona sagt: „Das war der Höhepunkt, der glanzvolls­te Moment meiner Karriere. Dieses Datum, dieser Ort sind mir in die Haut eingebrann­t.“

1. Februar 1987: Udinese Calcio SSC Neapel 0:3 (Serie A). „Lavatevi! Wascht euch!“, rufen die Fans aus dem reichen Norditalie­n den Neapolitan­ern regelmäßig entgegen. Maradona antwortet auf seine Weise: In Udine trifft er doppelt, erst per Elfmeter, dann mit links aus spitzem Winkel. Drei Monate später ist Neapel Meister. „Für Neapel den ersten Scudetto in 60 Jahren zu holen, war für mich ein unvergleic­hlicher Sieg. Anders als jeder andere Erfolg, sogar der WM-Titel 1986.“

17. Mai 1989: VfB Stuttgart - SSC Neapel 3:3 (Uefa-Pokal-Finale, Rückspiel). „Ich lechzte nach einem internatio­nalen Titel“, sagt Maradona über seine Zeit in Italien. 1989 geht der Traum in Erfüllung. Schon beim 2:1 in Neapel wird der Argentinie­r zum Helden, schießt ein Tor und legt kurz vor Schluss den Siegtreffe­r auf. Zwei Wochen später führt er Napoli in Stuttgart zum Titel: Sowohl beim 1:1 durch Ciro Ferrara als auch dem 2:1 von Careca liefert er die Vorarbeit.

3. Juli 1990: Argentinie­n - Italien 4:3 i. E. (WM-Halbfinale). Die Konstellat­ion ist kurios: Maradona spielt im WM-Halbfinale gegen Italien, und das in „seinem“Neapel. Die sonst im eigenen Land verspottet­en Neapolitan­er sind gespalten. „Diego in unserem Herzen, Italien in unseren Gesängen“, steht auf einem Spruchband. Am Ende gewinnen die Gäste denkbar knapp, Maradonas Treffer im Elfmetersc­hießen wird auch von einigen Italienern bejubelt.

25. Juni 1994: Argentinie­n - Nigeria 2:1 (WM-Vorrunde). Maradonas Karriere im Nationaltr­ikot endete ebenso plötzlich wie skandalös. 2:1 hatte Argentinie­n gerade in den USA gegen Nigeria gewonnen, als eine Krankensch­wester den noch feiernden Superstar an die Hand nahm und zur Dopingprob­e brachte. Das Ergebnis: Ephedrin im Blut, 15 Monate Sperre. „Die kleine Dicke hat mich zur Exekution geführt“, schrieb Argentinie­ns Fußball-Legende später.

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FOTO: BORGIA/AP Am Tag nach dem Tod von Fußball-Ikone Diego Maradona würdigen alle italienisc­hen Tageszeitu­ngen den Argentinie­r auf ihren Titelseite­n.

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