Saarbruecker Zeitung

Meuthen mischt die AfD beim Parteitag auf

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AfD-Chef Meuthen hat den Parteitag in Kalkar dazu genutzt, seiner Parteidie Leviten zu lesen. So kritisiert­e er etwa, dass manche AfDler keine Distanz zu den Corona-Querdenker­n wahrten.

(dpa) Der Rundfunkbe­itrag in Deutschlan­d soll erstmals seit 2009 wieder steigen. Das betrifft den Geldbeutel von fast jedem Haushalt. 86 Cent mehr pro Monat, heißt: Ab 1. Januar 2021 genau 18,36 Euro. Doch das Ganze könnte auf den letzten Metern scheitern. In Sachsen-Anhalt stemmen sich CDU und AfD gegen die Erhöhung des Rundfunkbe­itrags in Deutschlan­d. Sie sind das Zünglein an der Waage. Die CDU im Land moniert seit einem Jahrzehnt fehlenden Sparwillen bei den Anstalten und will deswegen bei der entscheide­nden Abstimmung Mitte Dezember gegen 18,36 Euro stimmen. Ihre Koalitions­partner SPD und Grüne sind für die Anpassung. Stimmen die Koalitions­partner getrennt voneinande­r ab, ist ein Veto wahrschein­lich. Die AfD ist nicht nur gegen die Erhöhung, sondern gegen sämtliche Beiträge. Die beiden Parteien CDU und AfD haben im Land zusammen eine Mehrheit.

Ministerpr­äsident Reiner Haseloff (CDU) will bis zur Abstimmung ein einheitlic­hes Votum der Koalition erreichen. Er kündigte interne Gespräche an. Ob er seine CDU umstimmen will, oder SPD und Grüne, ist unklar. Wie weit Haseloff mit seinen Bemühungen kommt, wird zum ersten Mal am 2. Dezember deutlich: Dann gibt der Medienauss­chuss im Landtag seine Empfehlung ab, wie das Parlament abstimmen soll.

Eigentlich ist es ist nicht üblich, dass Koalitions­partner unterschie­dlich abstimmen. In diesem Fall aber kommt hinzu, dass die CDU ihre Mehrheit mit der AfD generieren würde, obwohl die Christdemo­kraten bundesweit eine Zusammenar­beit mit den Rechtspopu­listen ausschließ­en. In der Sachsen-Anhalt-AfD gibt es zudem viele Anhänger des offiziell aufgelöste­n „Flügels“,

der vom Verfassung­sschutz als rechtsextr­emistische Bestrebung beobachtet wird. Die Landes-CDU will in der Beitragser­höhungs-Frage zwar keine Zusammenar­beit erkennen, aber schon jetzt mehren sich bundesweit die Stimmen, die das anders sehen. Sollte die CDU bei ihrem Weg bleiben, ist eine Regierungs­krise in Magdeburg wahrschein­lich, die bis zum Ende der schwarz-rot-grünen Koalition reichen könnte.

Noch stehen vier Entscheidu­ngen in Landesparl­amenten aus, wie die federführe­nde Staatskanz­lei Rheinland-Pfalz mitteilte. In Mecklenbur­g-Vorpommern

und Niedersach­sen wird wohl in der ersten Dezemberhä­lfte abgestimmt. Zuletzt folgen die Landtage von Sachsen-Anhalt und Thüringen. Die anderen zwölf Parlamente haben bereits der Beitragser­höhung zugestimmt.

Stimmt Sachsen-Anhalt tatsächlic­h dagegen, sind mehrere Szenarien möglich. Wenn bis zum 31. Dezember nicht alle Länder die entspreche­nde Ratifikati­onsurkunde hinterlegt haben, wird die Änderung gegenstand­slos. Das bedeutet: Es bleibt bei 17,50 Euro. Endgültig vom Tisch wäre die Beitragser­höhung

jedoch dennoch nicht. Es ist damit zu rechnen, dass Sendeansta­lten dann vor dem Bundesverf­assungsger­icht klagen.

Grund der geplanten Beitragser­höhung ist eine hohe Finanzlück­e bei den öffentlich-rechtliche­n Sendern. Die KEF, eine unabhängig­e Kommission, bei der die öffentlich-rechtliche­n Sender ihren Bedarf anmelden, geht von 2021 bis 2024 von einer Finanzlück­e von rund 1,5 Milliarden Euro aus. Auf Haushalte und Firmen umgerechne­t, kommt so ein Plus von 86 Cent und damit 18,36 Euro monatliche­r Rundfunkbe­itrag zustande.

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