Saar-Ministerin besteht auf Präsenzunterricht
Im Saarland soll es trotz Corona keinen Wechselunterricht an Schulen geben. Das gilt auch für ältere Schüler.
(dik/ulb) Saar-Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) hat energisch Forderungen zurückgewiesen, mit Blick auf die aktuelle Corona-Lage auf einen Wechsel von Präsenz- und Fernunterricht umzuschalten. Viele Schüler könnten nicht zu Hause lernen, selbst wenn sie die nötige digitale Ausstattung hätten, erklärte die Ministerin auf Anfrage der SZ. „Der Wechselbetrieb schadet der schulischen und persönlichen Entwicklung“vieler Kinder und Jugendlicher, sagte Streichert-Clivot. Das Recht auf Bildung könne am besten durch Präsenzunterricht gewährleistet werden – auch bei älteren Schülern kurz vorm Abschluss.
Eine Umstellung auf „Hybridunterricht“, bei dem Schüler zum Teil zu Hause, zum Teil in der Schule unterrichtet werden, hatte die saarländische Landesschülervertretung (LSV) Ende der Woche erneut gefordert. Dies sollte auch nicht nur in Corona-Hotspots gelten, sondern allgemein zur Vorbeugung von Quarantänefällen und Ansteckungen in der Schule, sagte Landesschülersprecher Lennart-Elias Seimetz. Jeder Quarantänefall könne Schüler benachteiligen. An einer Umfrage der
LSV hätten sich bislang 1300 Schüler beteiligt, von denen 76 Prozent Hybrid-Unterricht befürwortet hätten.
Streichert-Clivot verwies dagegen auf jene 20 Prozent der Kinder im Saarland, die von Armut bedroht seien. Von diesen lebten fast die Hälfte in Wohnungen mit zu wenig Zimmern und zu wenig Platz. Jedem siebten fehle ein Ort zum Lernen zu Hause. Schon bei der Schulschließung im Frühjahr habe man Schüler „verloren“, sagte Streichert-Clivot.
Ende der Woche waren laut Ministerium 1997 Schüler und 68 Lehrer im Saarland wegen einzelner Corona-Fälle in den Klassen in häuslicher Quarantäne. Eine Woche zuvor waren es 1684 Schüler und 87 Lehrer. Vor drei Wochen mussten noch fast 5000 Schüler und über 550 Lehrer zu Hause bleiben. Inzwischen müssen aber im Saarland nicht mehr alle Kinder in Quarantäne, wenn es einen Corona-Fall in der Klasse gibt, sondern nur direkte Kontaktpersonen.