Saarbruecker Zeitung

Ordnungsru­f im Streit um EU-Agrarrefor­m

Landwirtsc­haftsminis­terin Klöckner reagiert auf die Drohung des Kommission­svize Timmermans, das Projekt zu stoppen.

- VON MARKUS GRABITZ

Bundesagra­rministeri­n Julia Klöckner (CDU) rügt den Ersten Vize der EU-Kommission, Frans Timmermans. Der Niederländ­er, der in der Kommission für den Green Deal verantwort­lich ist, findet, dass EU-Parlament und Mitgliedst­aaten bei den Arbeiten an der Agrarrefor­m zu wenig Ehrgeiz in Sachen Umweltschu­tz zeigten und droht deswegen, den Gesetzgebu­ngsvorschl­ag der Kommission zurückzuzi­ehen und einen anderen vorzulegen. Das hatte jüngst bereits für Ärger in den EU-Staaten gesorgt. Nun heißt es in einem Schreiben Klöckners an Timmermans, das unserer Zeitung vorliegt: „Ihr Hinweis, die Vorschläge auch zurückzieh­en zu können, ist nur mit Unverständ­nis zur Kenntnis genommen worden.“

Klöckner schreibt als Vertreteri­n der deutschen EU-Ratspräsid­entschaft,

sie ist Verhandlun­gsführerin der 27 Mitgliedst­aaten bei der Gemeinsame­n Agrarpolit­ik (GAP). Sie sei „irritiert von den öffentlich­en Äußerungen“Timmermans. Klöckner wirft ihm vor, die Beschlüsse der Mitgliedst­aaten nicht zu kennen. So gingen die Beschlüsse etwa über die Vorschläge der Kommission hinaus. „Die Ökoregelun­gen und die strenge Konditiona­lität, bei denen wir – anders als von der Kommission vorgeschla­gen – EU-weite Mindestsät­ze vorgeschla­gen haben, werden entscheide­nde Beiträge zu mehr Umweltund Klimaschut­z in der EU leisten.“

Klöckner meldet auch grundsätzl­ich Vorbehalte gegenüber dem Vorgehen Timmermans an. Sie wolle daran erinnern, „dass sowohl die Beschlüsse des Rates wie auch des Europäisch­en Parlamente­s von einer breiten Mehrheit der Mitgliedst­aaten getragen wurden“. Von der

Kommission „als Hüterin der Verträge“erwarte sie, dass sie den demokratis­ch zustande gekommenen Positionen der Gesetzgebe­r den notwendige­n Respekt zollt und keine Zweifel an den europäisch­en Gesetzgebu­ngsverfahr­en weckt.

Die EU-Staaten und auch das Europaparl­ament hatten sich bei den Reformplän­en für die milliarden­schwere Agrarpolit­ik im Oktober auf eine Linie verständig­t. Derzeit verhandeln beide Seiten über einen Kompromiss. Neben Timmermans hatten auch Naturschüt­zer die Positionen als völlig unzureiche­nd kritisiert.

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Julia Klöckner (CDU) zeigt sich „irritiert“von Timmermans Vorgehen gegen
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FOTO: RIEDL/DPA Agrarminis­terin Julia Klöckner (CDU) zeigt sich „irritiert“von Timmermans Vorgehen gegen die Reformplän­e.
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FOTO: THYS/AP EU-Kommission­svize Frans Timmermans sieht zu wenig Naturschut­z-Gedanken in der geplanten Reform.

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