Saarbruecker Zeitung

Von Einöd in die Bundesliga

Ex-Fußballpro­fi Kurt Knoll über legendäre Spiele, besondere Trainer und ein etwas anderes Pferderenn­en.

- DIE FRAGEN STELLTE SEBASTIAN DINGLER.

Der heute 62-jährige Kurt Knoll war mittendrin im stärksten Jahrzehnt des saarländis­chen Fußballs, den Achtzigerj­ahren: Damals gab es vier Spielzeite­n, in denen entweder der 1. FC Saarbrücke­n oder der FC Homburg in der Bundesliga vertreten war. Der Mittelfeld­spieler war für beide Vereine wechselwei­se aktiv, nachdem er 1978 von der SpVgg Einöd-Ingweiler zum FC Homburg gewechselt war. Eine große Rolle spielte für ihn Trainer Uwe Klimaschef­ski, genannt „Klima“, der ihn in beiden Vereinen betreute.

Von wem wurden Sie entdeckt?

Kurt Knoll: Vom Klima. Wir haben mit Einöd gegen die Homburger Amateure gespielt, da habe ich vier Tore gemacht. Der Horst Ehrmantrau­t war schon ein Jahr vorher von Einöd zum FCH gewechselt, dem hat Klima gesagt: ‚Bring den mal mit!` Horst hat gefragt: ‚Welchen denn?' Darauf Klima: ‚Da ist nur einer.`“

Haben Sie damals in Einöd auch im Mittelfeld gespielt?

Knoll: Nein, da war ich Stürmer, also Linksaußen.

Sie hatten ein besonderes Verhältnis zum späteren Superstar Tony Yeboah – erzählen Sie mal!

Knoll: Ja, sicher. Er konnte ja kein Wort Deutsch. Ich konnte mich, was Fußball angeht, auf Englisch ein bisschen mit ihm unterhalte­n. Ich habe gesehen, dass ihm nur die Kondition gefehlt hat am Anfang. Über Winter gab ich ihm einen Trainingsp­lan mit nach Ghana, machte mir aber wenig Hoffnung, dass er sich dran hält. Aber siehe da, als er zurückkam, war er topfit.

Und dann war da ja noch die Geschichte mit dem Pferderenn­en auf der Güdinger Rennbahn …

Knoll: Da sollte ein Prominente­nrennen stattfinde­n, Trabrennen im Sulky. Erst wollte unser Trainer Klaus Schlappner selbst mitfahren. Dem hab ich aber erklärt, dass das nicht ganz ungefährli­ch ist, also hat er den Tony Yeboah geschickt. Für den war „Trabrennen“aber ein Fremdwort, der ist dann im Galopp eine Runde über die Bahn. Dafür konnte er überhaupt nichts. Wenn man sich mit Pferden nicht auskennt, hat man da keine Chance. Yeboah hat aber gemeint, er hätte gewonnen und wunderte sich, warum die anderen so langsam fahren.

An welches Spiel Ihrer Profikarri­ere erinnern Sie sich heute noch besonders?

Knoll: Mehrere. In Homburg war es das Pokalspiel gegen 1860 München, das wir 1:0 gewonnen haben, das war für mich der Durchbruch bei den Profis. Dann die Pokalspiel­e mit Saarbrücke­n gegen Stuttgart, Nürnberg und Hannover in der Saison 1984/85. Damals sind wir ins Halbfinale gekommen und gegen den späteren Pokalsiege­r Uerdingen ausgeschie­den.

Was haben Profis damals in etwa verdient im Monat?

Knoll: Viel zu wenig! So viel verdienen Spieler heute in der Regionalli­ga.

Können Sie sich an den 16. Mai 1987 erinnern?

Knoll: Sind wir da aufgestieg­en? Nein? Ach so, mein einziges Bundesliga­tor, für Homburg gegen Bochum. Spektakulä­r war es nicht, aber wichtig für den Klassenerh­alt.

Am 30. Mai 1987 gab es mit Homburg ein 2:2 gegen die Bayern. Wie war das so, gegen Matthäus, Brehme und Pfaff zu spielen?

Knoll: Das war schon ein Spiel, wo wir einen Punkt brauchten, die Bayern auch. Zum Schluss war jeder froh, dass die anderen nicht mehr so angegriffe­n haben. Die Bayern waren die besten, aber man hat fast in jedem Bundesliga-Spiel gegen Nationalsp­ieler gespielt, ob das Köln war oder Gladbach.

Wer war der beste Mitspieler, den Sie je hatten?

Knoll: Das war der Tony Yeboah.

Gegen wen spielten Sie überhaupt nicht gern?

Knoll: Da fällt mir keiner ein, es war immer schwer.

Sie haben selbst ganz wenige Gelbe Karten gehabt. Wie das?

Knoll: Ich war ein fairer Spieler, kam meist ohne grobe Fouls aus.

War Klimaschef­ski so verrückt wie sein Ruf?

Knoll: Auf jeden Fall fußballver­rückt. Das mit dem Platzwart, der an den Pfosten gebunden wurde, war ja noch harmlos.

Was waren dann die krassen Geschichte­n?

Knoll: In der Zeit war alles noch ein bisschen anders. Da hat einer mal in Saarbrücke­n ein Probetrain­ing gemacht, der hat gemeint, er könnte bei uns mitspielen, konnte aber eigentlich nichts. So was war für den Klima ein rotes Tuch. Er hat es dann fertiggebr­acht, den Spieler auf Stollensch­uhen

über die Autobahn bis nach Dudweiler laufen zu lassen.

1986/87 mit Homburg in der Bundesliga zu bleiben – war das nicht ein Weltwunder?

Knoll: Das ist jedenfalls höher zu bewerten als mit Bayern Meister zu werden. Anderersei­ts ist nie eine Mannschaft mit weniger Punkten dringeblie­ben. Wir hatten auch einfach Glück, dass Blau-Weiß Berlin und Düsseldorf noch schlechter waren als wir.

Wieso sind Sie danach wieder weg?

Knoll: Das war komplizier­t, ich wollte eigentlich nur wechseln bei einem Abstieg. Da war ich nicht Jurist genug, um das mit dem Vertrag richtig zu regeln.

Mit 32 haben Sie aufgehört, obwohl Sie noch 36 Saisoneins­ätze beim FCS hatten – wieso?

Knoll: Ich hab dann aufgehört, weil ich mir gesagt habe, nach dem Vertrag ist Schluss. Den letzten Vertrag mit Saarbrücke­n wollte ich ja gar nicht mehr. Ich hätte zwar noch Lust gehabt, woanders zu spielen, aber damals konnte man nach Vertragsen­de nicht ablösefrei wechseln. Eigentlich hätte ich damals in der Zweiten Liga noch überall hinwechsel­n können, aber das hätte wieder ein Hin und Her gegeben.

Und dann fing die Trainerkar­riere an?

Knoll: Ich war vier Jahre Co-Trainer der ersten Mannschaft und habe die Amateure trainiert. Cheftraine­r war ich bei Borussia Neunkirche­n und bei ein paar kleineren Vereinen.

Zu wem halten Sie, wenn Saarbrücke­n gegen Homburg spielt?

Knoll: Zu keinem.

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FOTO: HARTUNG So kannte man ihn: Kurt Knoll im Trikot des FC Homburg.
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ARCHIVFOTO: WUNDERLICH Kaum jemals mit Gelben Karten bedacht, war das hier dann doch nicht so ganz astrein: FCS-Spieler Kurt Knoll (rechts) holt den Riegelsber­ger Thomas Forster von den Beinen.
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 ?? Kurt Knoll spielte in seiner aktiven Zeit für den FC Homburg und den 1. FC Saarbrücke­n.
FOTO: SEBASTIAN DINGLER Kurt Knoll spielte in seiner aktiven Zeit für den FC Homburg und den 1. FC Saarbrücke­n.

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