Saarbruecker Zeitung

Der 1. FC Köln sendet ein Lebenszeic­hen

Jubel und Erleichter­ung beim Fußball-Bundesligi­sten nach dem überrasche­nden, aber verdienten Sieg in Dortmund.

- VnN nLIVER MUCHA

(sid) Nach dem erlösenden Schlusspfi­ff fiel alle Anspannung und aller Druck von Markus Gisdol ab. Erleichter­t, überglückl­ich und gelöst brüllte der Trainer des 1. FC Köln seine Freude über diesen unverhofft­en Coup heraus. „Diese Serie, die unendlich schien, ist endlich vorbei“, jubelte Gisdol nach dem überrasche­nden, aber ebenso verdienten 2:1 (1:0) beim Vizemeiste­r Borussia Dortmund.

„Es wurde Zeit, auch wenn die wenigsten geglaubt hätten, dass es heute passiert“, pflichtete dem Kölner Trainer der starke Torhüter Timo Horn bei, der den ersten Sieg seit 18 Spielen mit seinen Paraden in der Schlusspha­se festhielt: „Wie die Jungs sich reingehäng­t haben gegen einen eigentlich übermächti­gen Gegner, das war sensatione­ll.“

Wie von Gisdol gefordert, stemmte sich das Team im Kollektiv gegen die Dortmunder Offensiv-Künstler um Erling Haaland und Jadon Sancho. Im Mittelfeld überragte Ellyes Skhiri mit gewonnenen Zweikämpfe­n und zwei Toren nach Ecken (9. und 60. Minute). Als Horn einen Schuss von Mats Hummels mit einem Reflex abwehrte (87.) und Haaland das leere Tor um Zentimeter verfehlte (90.+5), war der Sieg perfekt.

„Das Spiel war eine Schlacht, die den Spielern alles abverlangt hat. Viele wollten in der 70. Minute raus“, sagte Gisdol, der sich bei seinen Spielern für eine „abartige Laufleistu­ng und geschlosse­ne Mannschaft­sleistung“bedankte. Der Sieg beim haushohen Favoriten aus Dortmund habe gezeigt, dass „wir trotz des Drecksviru­s nicht verflucht sind“, betonte der Coach: „Der Sieg ist eine tolle Botschaft – auch in Richtung unserer Fans.“

Aber auch für den FC selbst, für den am Samstag nicht nur diese eine Sieglos-Serie endete. Der bis dato letzte Erfolg in Dortmund gelang 1991, als ein Großteil der aktuellen Mannschaft noch gar nicht geboren war. Der heutige Sport-Geschäftsf­ührer Horst Heldt stand bei jenem 2:1 vor 29 Jahren, als Helmut Kohl noch Kanzler war, für den FC auf dem Platz, erinnern konnte er sich daran aber nicht mehr.

Er wird es verschmerz­en können, Heldts Fokus liegt ohnehin auf der Gegenwart – und in dieser geht es mit nun sechs Punkten nach neun Spielen nach wie vor um den Klassenver­bleib. Dem stimmte Gisdol zu, trotz aller Euphorie sei nur „ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung“gelungen. Allerdings einer, der den Glauben an die eigene Stärke zurückbrin­gen könnte. „Es ist auf dem Papier wichtig, aber vor allem auch für die Köpfe“, sagte Gisdol: „Ich habe immer an diese Mannschaft geglaubt. Diese Mannschaft ist gut, sie kann sich stabilisie­ren.“

Angesichts des schwierige­n Programms bis Weihnachte­n ist das auch nötig. Es warten der noch ungeschlag­ene VfL Wolfsburg, Bayer Leverkusen und RB Leipzig. Mit ähnlichen Leistungen wie am Samstag ist aber auch in diesen Spielen etwas möglich, meinte BVB-Sportdirek­tor Michael Zorc. „Kompliment

an Köln. Sie haben sich das ja nicht ermauert, sie haben sehr gut gespielt“, sagte er: „Wenn ich die so sehe, kann ich gar nicht verstehen, dass sie 18 Spiele hintereina­nder nicht gewonnen haben. Das war eine erstklassi­ge Leistung.“

Und eine enttäusche­nde vom BVB. Über weite Strecken verfielen die Dortmunder in überstande­n geglaubte Muster. Julian Brandt und Jadon Sancho verzettelt­en sich immer wieder und verloren viele Zweikämpfe. Für Trainer Lucien Favre war die dritte Saisonnied­erlage nur „schwer zu akzeptiere­n“.

„Wenn ich die so sehe, kann ich gar nicht verstehen, dass sie 18 Spiele hintereina­nder nicht

gewonnen haben.“

BVB-Sportdirek­tor Michael Zorc

über den 1. FC Köln

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FnTn: MEISSNER/PnnL AP/DPA Die Kölner feiern ihren Doppeltors­chützen Ellyes Skhiri (Zweiter von rechts).

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