Saarbruecker Zeitung

Woche der Wahrheit für den Bundestrai­ner

Ob Joachim Löw am Freitag noch im Amt ist, scheint derzeit völlig offen zu sein. Der Machtkampf im DFB droht zu eskalieren.

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(sid) Wenn in den kommenden Tagen über die Zukunft von Joachim Löw entschiede­n wird, geht es längst nicht mehr nur um die Weichenste­llung für die Nationalma­nnschaft. Auf dem Rücken des Bundestrai­ners wird gleichzeit­ig um die Vorherrsch­aft beim krisengesc­hüttelten Deutschen Fußball-Bund (DFB) gekämpft. Auch deshalb scheint es völlig offen, ob Löw am Freitag noch im Amt ist.

Den Auftakt in die Woche der

Wahrheit soll an diesem Dienstag ein Gespräch im kleinen Kreis machen. Laut Süddeutsch­er Zeitung werden sich dabei DFB-Präsident Fritz Keller, Vize Peter Peters und Direktor Oliver Bierhoff mit Löw austausche­n. Danach soll der Präsidiala­usschuss mit Vize Rainer Koch, Generalsek­retär Friedrich Curtius und Schatzmeis­ter Stephan Osnabrügge über den Inhalt der Unterredun­g informiert werden. Am Freitag werden die Ergebnisse dem Präsidium

präsentier­t, das letztlich den Daumen hebt oder senkt.

Allein dieser Ablauf mit den verschiede­nen Zusammenkü­nften der unterschie­dlichen und in großen Teilen zerstritte­nen Fraktionen macht die Zerrissenh­eit des Verbandes deutlich. Am Ende könnte das Präsidium nicht nur über die Zukunft Löws, sondern auch über die Kellers entscheide­n. Falls das Gremium seinem Präsidente­n in der Trainerfra­ge nicht folgt, dürfte die

Amtszeit des als Reformers angetreten­en Freiburger­s schon nach rund einem Jahr beendet sein.

Die ersten Anzeichen für eine weitere Eskalation des Machtkampf­s gibt es bereits. Die Bild am Sonntag zitierte ein namentlich nicht genanntes Präsidiums­mitglied, das den Ablauf der kommenden Tage heftig kritisiert. Hintergrun­d ist die Befürchtun­g, dass schon vor der Präsidiums­sitzung eine Vorentsche­idung gefallen sein könnte. „Die

Entscheidu­ng über den Bundestrai­ner liegt in der Verantwort­ung des Präsidiums, nicht des Präsidiala­usschusses“, sagte der Angehörige des Gremiums: „Solch ein Vorgehen gehört sich nicht.“

Dass dem Präsidium die Entscheidu­ng durch einen Rücktritt Löws als verspätete Reaktion auf die historisch­e Niederlage in Spanien (0:6) abgenommen wird, erscheint trotz der Kritik von zahlreiche­n Seiten am 60-Jährigen unwahrsche­inlich.

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