Sicher bedeutet nicht effizient
Sparbuch, Tagesgeld, Festgeld oder Anleihen sind sicher gegen Kursverluste. Zinserträge bringen sie aber kaum.
(dpa) Geht es um ihr Geld, wollen die meisten Deutschen lieber keine Experimente wagen. So achten sie bei der Geldanlage besonders auf die Sicherheit der Anlage (33 Prozent) sowie auf niedrige Preise und Gebühren (29 Prozent), wie eine aktuelle Umfrage der Deutschen Bank zeigt. Und Sicherheit verbinden dabei nach wie vor viele mit Zinsprodukten, die von Banken angeboten werden.
Und tatsächlich können Verbraucher bei Banken auf eine Sicherheit setzen. Denn die Gelder der Kunden sind durch die staatliche Einlagensicherung geschützt – zumindest bis zu einer Grenze von 100 000 Euro pro Person. Gerät eine Bank in finanzielle Schwierigkeiten, steht der Staat für den Betrag ein. Und bei welchen Produkten greift die Einlagensicherung? Ein Überblick:
Das Sparbuch ist ein Klassiker, den oft schon die Großeltern zum Vermögensaufbau nutzen. Tatsächlich haben auch heute noch viele Bundesbürger ein Sparbuch, denn es ist einfach zu handhaben und meist kostenlos. Daneben punktet das Sparbuch mit relativer Flexibilität. „Der Sparer kann monatlich 2000 Euro abheben oder mit einer dreimonatigen Frist größere Beträge kündigen“, erklärt Uwe Döhler, Finanzexperte bei der Stiftung Warentest. Mindesteinlagen gibt es nicht.
Großer Nachteil: Ein Sparbuch bringt kaum Zinsen. Laut der unabhängigen Finanzberatung FMH liegt der Zins im Durchschnitt bei 0,01 Prozent. Das heißt: Das Guthaben verliert sogar schleichend an Wert, weil die Inflation daran nagt.
Das Tagesgeld. Eine Geldanlage ohne feste Laufzeit und mit variabler Verzinsung bietet das Tagesgeldkonto. Es kann als Ergänzung zum Girokonto gesehen werden. Guthaben ist üblicherweise täglich verfügbar. „Als eiserne Reserve sollten zwei bis drei Monatsgehälter auf einem Tagesgeldkonto liegen“, sagt Uwe Döhler. Auch wenn man Größeres vorhat, bietet sich das Tagesgeldkonto an. „Ein Ansparkonto für
Anschaffungen“, nennt es Stefan Adam vom der Verbraucherzentrale Niedersachsen.
Beliebt ist das Tagesgeldkonto wegen seiner Flexibilität: Geld abheben, einzahlen, umschichten, alles kein Problem. Flexibel ist allerdings auch der Zinssatz. Der richtet sich nach dem Markt. Gehen die Zinsen nach unten, fällt auch die Rendite beim Tagesgeld niedriger aus. Doch das bekommen die Anleger manchmal gar nicht mit. Darum rät Uwe Döhler: „Schauen Sie sich mindestens einmal im Jahr die Zinsentwicklung ihres Tagesgeldkontos an, vergleichen Sie mit anderen Tagesgeldkonten und schichten Sie eventuell um.“Die Verzinsung ist meist höher als beim Sparbuch, aber immer noch niedrig. Selbst wer lange sucht und im Ausland anlegt, bekommt laut FMH im Moment nicht mal 0,4 Prozent Zinsen im Jahr. Dafür
ist das Tagesgeldkonto sicher und kostengünstig. Genauso wie beim Sparbuch gilt die staatliche Einlagensicherung. Kontoführungsgebühren sollten keine anfallen.
Der Sparbrief gehört zu den ältesten Geldanlagen und zählt zu den festverzinslichen Wertpapieren. Beim Sparbrief wird eine bestimmte Summe für einen festen Zeitraum zu einem fest vereinbarten Zins angelegt. Der Zinssatz kann auch gestaffelt sein. Neben der jährlichen Zinsauszahlung können Sparer auch die sogenannte thesaurierende Anlage wählen, bei der die Zinsen wieder angelegt und beim nächsten Mal mitverzinst werden. Der Vorteil liegt darin, genau zu wissen wann, wie viel Geld ausgezahlt wird. „Der Sparbrief ist eine sichere Geldanlage ohne Kursrisiko bei der Auszahlung“, sagt Verbraucherschützer Adam.
In Hochzinsphasen kann es sinnvoll sein, langfristige Sparverträge abzuschließen und sich die hohen
Zinsen zu sichern. In der aktuellen Niedrigzinsphasen sieht das anders aus. Die Anlage ist zudem unflexibel, denn sie ist nicht kündbar.
„Das Festgeld ist der moderne Sparbrief“, sagt Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur von „Finanztip“. So wird auch auf einem Festgeldkonto eine bestimmte Summe für eine vereinbarte Laufzeit zu einem fixen Zinssatz anlegt. Der Vorteil auch hier: niedrige Kosten, kein Verlustrisiko, genaue Kalkulierbarkeit.
Aber auch der Nachteil bleibt: die niedrigen Zinsen. Auch hier macht die Niedrigzinsphase eine anständige Rendite unmöglich. „Zinsen bieten aktuell beim Festgeld nur noch Direktanlagebanken,“sagt Adam. In der Regel gilt: Je länger die Laufzeit, desto höher die Zinsen.
Doch auch bei einem Jahr Laufzeit kommt der Sparer aktuell auf weniger als ein Prozent Zins. Von längeren Laufzeiten rät Uwe Döhler von der Stiftung Warentest ab: „Wegen der Niedrigzinsphase raten wir zu Laufzeiten unter fünf Jahren.“Ist das Geld einmal angelegt, kann man nicht oder nur unter Zinsverlusten aus dem Vertrag aussteigen.
Bei einer Staatsanleihe leiht der Anleger dem Staat für eine festgelegte Zeit Geld und bekommt dafür Zinsen. Die Laufzeiten von Staatsanleihen liegen zwischen einigen Monaten und 30 Jahren. Wie kreditfähig die Staaten sind, wird durch Ratingagenturen eingeschätzt. Die Spanne geht von AAA bis D, je nachdem wie der Staat finanziell aufgestellt ist. Die Staatsanleihen der Bundesrepublik zählen weltweit zu den sichersten. Anleihen werden in der Regel an der Börse gehandelt. Darum kommen zusätzliche Gebühren auf den Anleger zu. „Für die Staatsanleihe muss ein Depot geführt werden, das kann unter Umständen etwas kosten“, erklärt Uwe Döhler. Auch bei An- und Verkauf der Anleihe werden Gebühren fällig. Diese Kosten schmälern aktuell den Zinsertrag auf. Entsprechend klar sind die Aussagen einiger Experten: „Im Augenblick können wir Staatsanleihen für Kleinanleger nicht empfehlen“, sagt etwa Tenhagen.
„Zinsen bieten aktuell beim Festgeld nur noch Direktanlagebanken.“
Stefan Adam
Verbraucherzentrale Niedersachsen