Kirchen verteilen Tüten für Bedürftige an Heiligabend
Heiligabend-Aktion der beiden großen Kirchen im Saarbrücker E-Werk mit deutlich reduziertem Programm.
Im Corona-Jahr 2020 haben die Menschen auf viele liebgewonnenen Dinge verzichten müssen. Da wollten die evangelische und die katholische Kirche in Saarbrücken nicht auch noch ihre Heiligabend-Aktion absagen. Seit Monaten haben die Verantwortlichen hin und her überlegt, wie sie retten können, was noch zu retten ist. Am Montag traten sie vor die Presse und verkündeten diese Botschaft: Sie wollen die 51. Auflage der Aktion für alle, die sich allein fühlen oder obdachlos sind, trotz der Pandemie durchziehen, wenn auch in deutlich abgespeckter Form.
Wie der Leiter der Aktion, Diakon Horst-Peter Rauguth, erläuterte, wird das Programm auf die Ausgabe von mit Lebensmitteln gefüllten Geschenktaschen beschränkt. Auf das Zusammensein bei Tee und Kuchen und später bei einer warmen Mahlzeit muss wegen Corona verzichtet werden, ebenso auf die sonst übliche Unterhaltung von zwei Bühnen aus. So können Bedürftige an Heiligabend zwischen 12 und 16 Uhr im E-Werk auf den Burbacher Saarterrassen unter Einhaltung von Altersvorgaben und Hygieneregeln die Taschen abholen. Die werden auf Tischen bereitgestellt und dürfen nicht persönlich von den Helfern überreicht werden.
Von 12 bis 13.30 Uhr kommen zunächst Menschen zum Zuge, die 60 Jahre oder älter sind. Von 13.30 bis 15 Uhr sind Personen zwischen 40 und 59 Jahren an der Reihe, danach Familien und Menschen unter 40 Jahren. Die Macher der Heiligabend-Aktion gehen nach zahlreichen Gesprächen, auch mit der Bauaufsicht, davon aus, dass das Ordnungsamt der Stadt Saarbrücken diesem Konzept zustimmt, die Genehmigung lag am Montag aber noch nicht vor.
In den vergangenen Jahren kamen um die 800 Gäste zur Aktion. Rauguth
meint, auch in diesem Jahr einen solchen Ansturm bewältigen zu können. Dazu ist jedoch diszipliniertes Verhalten gefragt. Bedeutet: Wer an Heiligabend am E-Werk erscheint, hat neben den Altersvorgaben weitere Regeln zu befolgen. Das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung ist verpflichtend, Abstände sind einzuhalten, Markierungen zu beachten. Wer seine Geschenktüte abgeholt hat, hat die Halle und das Gelände davor zügig zu verlassen. Acht Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma unterstützen die freiwilligen Helfer der Heiligabend-Aktion.
Pfarrer Christian Weyer, Superintendent des Kirchenkreises SaarWest, sagte, er sei „äußerst dankbar“, dass die Aktion in diesen schweren Zeiten „den Benachteiligten in unserer Gesellschaft“die Teilnahme an Heiligabend ermögliche. Von einem „Zeichen der Zuwendung an vulnerable Menschen“sprach Benedikt Welter, Dechant des Dekanates Saarbrücken.
Diakon Rauguth machte deutlich, dass es auch in diesem Jahr nicht ohne Spenden geht. Der Verzicht auf Essen und Getränke senke zwar die Kosten, der Etat der Heiligabend-Aktion liege aber dennoch bei 28 000 bis 30 000 Euro.