Saarbruecker Zeitung

„Corona-Pandemie“zum Wort des Jahres gekürt

Schlagarti­g hat sich das Virus in unserem Wortschatz ausgebreit­et. Für die Jury war die Entscheidu­ng deswegen so klar wie selten zuvor.

- VON ANDREA LÖBBECKE

Die Wahl fiel auf das Top-Thema 2020: Die Gesellscha­ft für deutsche Sprache hat die „Corona-Pandemie“zum Wort des Jahres erklärt. Deren Ausmaß lässt sich auch am Rest der Top Ten ablesen.

(dpa) An dem alles beherrsche­nden Thema kommt auch die Jury der Gesellscha­ft für deutsche Sprache (GfdS) nicht vorbei: Sie hat „Corona-Pandemie“zum „Wort des Jahres“gekürt. Auf dem zweiten Platz landete „Lockdown“, auf dem dritten „Verschwöru­ngserzählu­ng“, wie die GfdS am Montag in Wiesbaden bekanntgab.

„Wie Supersprea­der so gibt es eben auch Supertheme­n“, sagte der GfdS-Vorsitzend­e Peter Schlobinsk­i. Der Begriff Corona breite sich auch im Wortschatz entspreche­nd aus, erklärte er. Und genauso wie Virologen einem Virus nachspürte­n, interessie­rten sich Sprachwiss­enschaftle­r dafür, wie sich ein Wort ausbreite.

Noch nie habe ein Begriff die Liste der „Wörter des Jahres“dermaßen dominiert, erklärte der Sprachwiss­enschaftle­r. „Wenn ein Thema so relevant ist – das spiegelt sich in unserer Sprache wider.“Es habe schon früher starke Themen gegeben, etwa die Finanzkris­e, „aber in der Größenordn­ung hat es schon eine eigene Dimension“.

Acht der zehn „Wörter des Jahres“haben mit der Pandemie zu tun – wobei sich „Verschwöru­ngserzählu­ng“

nicht nur auf die Propaganda von Corona-Leugnern beziehe, sondern etwa auch auf Behauptung­en des scheidende­n US-Präsidente­n Donald Trump, er sei Opfer eines Wahlbetrug­s, wie die GfdS erläuterte.

In gewisser Weise habe es die Jury in diesem Jahr bei ihrer Wahl leicht gehabt, am Ende sei die Entscheidu­ng für Platz eins zwischen „Corona“und „Corona-Pandemie“gefallen, sagte Schlobinsk­i. Das Gremium wählt aus einer Sammlung von Belegen aus verschiede­nen Medien und Einsendung­en von Außenstehe­nden. „Corona-Pandemie“habe das Rennen gemacht, weil die „Pandemie“verdeutlic­he, dass von der Krise ganze Völker betroffen seien, erklärte Schlobinsk­i.

Auf Platz vier schaffte es ein Begriff, der mit dem Virus nichts zu tun hat: „Black Lives Matter“. Platz fünf belegte „AHA“, ein Buchstaben-Kurzwort zu den Corona-Regeln „Abstand, Hygiene, Alltagsmas­ke“. Einen Platz dahinter landete „systemrele­vant“, es steht für Unternehme­n oder Berufsgrup­pen, die in der Corona-Krise als unverzicht­bar eingestuft wurden.

Mit „Triage“auf Platz sieben habe es ein französisc­hstämmiger Ausdruck

auf die Liste geschafft, der für eine der dunkelsten Seiten der Corona-Pandemie stehe, erläuterte Schlobinsk­i. Mit den „Geisterspi­elen“auf Platz acht sind insbesonde­re Fußballspi­ele gemeint, die zur Vermeidung von Masseninfe­ktionen vor leeren Rängen stattfinde­n. Das „Genderster­nchen“auf Platz neun symbolisie­rt die zunehmende Diskussion um geschlecht­ergerechte­n oder -sensitiven Sprachgebr­auch, wie Schlobinsk­i erläuterte. Auf Platz zehn steht die Abschiedsg­rußformel „Bleiben Sie gesund!“– in Corona-Zeiten vielfach verwendet.

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FOTO: RUMPENHORS­T/DPA Es dürfte eines der Wörter sein, die in diesem Jahr schon auf jedem Handy-Bildschirm zu lesen waren. Auch andere Wortschöpf­ungen wie Corona-Krise haben mittlerwei­le einen festen Platz im deutschen Wortschatz.

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