„Corona-Pandemie“zum Wort des Jahres gekürt
Schlagartig hat sich das Virus in unserem Wortschatz ausgebreitet. Für die Jury war die Entscheidung deswegen so klar wie selten zuvor.
Die Wahl fiel auf das Top-Thema 2020: Die Gesellschaft für deutsche Sprache hat die „Corona-Pandemie“zum Wort des Jahres erklärt. Deren Ausmaß lässt sich auch am Rest der Top Ten ablesen.
(dpa) An dem alles beherrschenden Thema kommt auch die Jury der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) nicht vorbei: Sie hat „Corona-Pandemie“zum „Wort des Jahres“gekürt. Auf dem zweiten Platz landete „Lockdown“, auf dem dritten „Verschwörungserzählung“, wie die GfdS am Montag in Wiesbaden bekanntgab.
„Wie Superspreader so gibt es eben auch Superthemen“, sagte der GfdS-Vorsitzende Peter Schlobinski. Der Begriff Corona breite sich auch im Wortschatz entsprechend aus, erklärte er. Und genauso wie Virologen einem Virus nachspürten, interessierten sich Sprachwissenschaftler dafür, wie sich ein Wort ausbreite.
Noch nie habe ein Begriff die Liste der „Wörter des Jahres“dermaßen dominiert, erklärte der Sprachwissenschaftler. „Wenn ein Thema so relevant ist – das spiegelt sich in unserer Sprache wider.“Es habe schon früher starke Themen gegeben, etwa die Finanzkrise, „aber in der Größenordnung hat es schon eine eigene Dimension“.
Acht der zehn „Wörter des Jahres“haben mit der Pandemie zu tun – wobei sich „Verschwörungserzählung“
nicht nur auf die Propaganda von Corona-Leugnern beziehe, sondern etwa auch auf Behauptungen des scheidenden US-Präsidenten Donald Trump, er sei Opfer eines Wahlbetrugs, wie die GfdS erläuterte.
In gewisser Weise habe es die Jury in diesem Jahr bei ihrer Wahl leicht gehabt, am Ende sei die Entscheidung für Platz eins zwischen „Corona“und „Corona-Pandemie“gefallen, sagte Schlobinski. Das Gremium wählt aus einer Sammlung von Belegen aus verschiedenen Medien und Einsendungen von Außenstehenden. „Corona-Pandemie“habe das Rennen gemacht, weil die „Pandemie“verdeutliche, dass von der Krise ganze Völker betroffen seien, erklärte Schlobinski.
Auf Platz vier schaffte es ein Begriff, der mit dem Virus nichts zu tun hat: „Black Lives Matter“. Platz fünf belegte „AHA“, ein Buchstaben-Kurzwort zu den Corona-Regeln „Abstand, Hygiene, Alltagsmaske“. Einen Platz dahinter landete „systemrelevant“, es steht für Unternehmen oder Berufsgruppen, die in der Corona-Krise als unverzichtbar eingestuft wurden.
Mit „Triage“auf Platz sieben habe es ein französischstämmiger Ausdruck
auf die Liste geschafft, der für eine der dunkelsten Seiten der Corona-Pandemie stehe, erläuterte Schlobinski. Mit den „Geisterspielen“auf Platz acht sind insbesondere Fußballspiele gemeint, die zur Vermeidung von Masseninfektionen vor leeren Rängen stattfinden. Das „Gendersternchen“auf Platz neun symbolisiert die zunehmende Diskussion um geschlechtergerechten oder -sensitiven Sprachgebrauch, wie Schlobinski erläuterte. Auf Platz zehn steht die Abschiedsgrußformel „Bleiben Sie gesund!“– in Corona-Zeiten vielfach verwendet.