Der Kampf mit sich selbst
Das Drama „Aus Haut und Knochen“macht auf das Thema Magersucht aufmerksam.
SAARBRÜCKEN (ry) Die Krankheit Anorexie kennt man besser unter dem Begriff Magersucht. Dahinter verbirgt sich eine Essstörung, bei der sich die Betroffenen als zu dick empfinden, obwohl sie normalgewichtig sind, und deshalb in ungesundem Maß abnehmen. So weist mehr als jedes fünfte Kind in Deutschland zwischen elf und 17 Jahren Symptome einer Essstörung auf. Im Laufe der Pubertät ist jeder siebte Junge gefährdet. Und sogar jedes dritte Mädchen im Alter von 14 bis 16 Jahren zeigt bereits Anzeichen einer solchen Störung. Betroffene Kinder und Jugendliche beschäftigen sich zum Teil rund um die Uhr mit dem Thema Essen, haben ein verzerrtes Selbstbild, üben strenge Selbstkontrolle aus oder treiben zwanghaft Sport. Regisseurin Christina Schiewe und Drehbuchautor Burkhardt Wunderlich haben sich dieses Themas für Sat.1 angenommen und in dem Drama „Aus Haut und Knochen“verarbeitet.
In diesem geht es um die 16-jährige Lara (Lisa-Marie Koroll). Diese soll laut Diagnose ihrer Ärztin magersüchtig sein. Ihre Eltern Susanne (Anja Kling) und Peter (Oliver Mommsen) sind schockiert. Wie konnten sie die Zeichen nur so lange übersehen? Übertriebener Ehrgeiz beim Sport, dicke Klamotten, unter denen man keine Körperkonturen erkennt, selbst der Schwächeanfall beim Joggen – für alles fand sich eine plausible Erklärung. Vor allem die Jugendliche selbst ist um keine Ausrede verlegen. Doch als Lara beim Sommerfest der Nachbarn in den Pool gestoßen und ihr abgemagerter Körper deutlich sichtbar wird, kann das Mädchen die Essstörung nicht mehr leugnen. Für Lara und ihre Eltern beginnt ein ausdauernder Kampf gegen die Magersucht, die fortan den Alltag der Familie bestimmt. Doch reicht das aus gegen einen Feind, der so viel stärker zu sein scheint?
Lisa-Marie Koroll konnte sich gut in ihre Rolle hineinversetzen, schließlich litt sie selbst an einer Essstörung, nämlich an Orthorexie – einer krankhaften Fixierung auf ausschließlich gesunde Lebensmittel. 2017 machte sie ihre Essstörung öffentlich. In ihrem Buch „Lass Konfetti für dich regnen“teilt Koroll ihre Erfahrungen und liefert unter anderem Ansätze für mehr Selbstliebe. Bei der Verkörperung
von Lara sei es ihr wichtig gewesen „zu zeigen, was für einen Kampf betroffene Mädchen tagtäglich mit sich selbst führen und dass der größte Gegner eigentlich sie selbst sind. Man denkt ja, dass Magersucht in erster Linie etwas mit Dünnsein zu tun hat. Doch das stimmt nicht, es geht eher um Kontrolle, Selbstdisziplin und oft auch Selbstbestrafung.“