Das neue Projekt „Amata“soll eine Heimat für vielfältige Kunst aus dem Saarland werden.
Nach dem Ende des „Intensivtheaters“verfolgen dessen Gründer Tim Ganter und Jenny Theobald jeweils eigene Pläne – Ganter hat mit seinem Kreativprojekt „Amata“nun einiges vor.
Vor fast fünf Jahren starteten Tim Ganter und Jenny Theobald das „Intensivtheater“, organisiert als gemeinnütziger Verein. Seitdem setzten der Musikmanager und die Theaterpädagogin viele Theater- und Musicalprojekte um, gewannen mehrere Preise für ihr Engagement. Eines der erfolgreichsten Projekte ist nach wie vor das Rockmusical „Jesus Christ Superstar“, das in der Region unzählige Male seit 2016 aufgeführt wurde und ein großes Publikum fand. Das Konzept von „Intensivtheater“: Statt mit einem professionellen Ensemble zu arbeiten, kommen vor allem talentierte Laien zum Einsatz und sammeln so Bühnenerfahrung.
Doch nun haben sich die Wege der beiden Kulturmacher getrennt. Während Jenny Theobald in Zukunft eigene Projekte verfolgt, hat Tim Ganter das „Intensivtheater“in sein neues „Kreativunternehmen“integriert, das den Titel „Amata“trägt. „Amateur und Amata haben mit dem lateinischen Wort ‚amare' für ‚lieben' dieselbe Herkunft. Während der Amateur eine Tätigkeit aus Liebhaberei ausübt, steht Amata für eben jenes Objekt unserer Begierde: die geliebten Künste“, erklärt Ganter recht philosophisch den neuen Namen. Weil er das, was er liebt, auch nach der Pandemie weitermachen will, versucht es der Manager und Regisseur nun mit einem neuen, erweiterten Konzept, das auf mehreren Säulen ruht.
„Unsere Branche steht Kopf – wir können nicht weitermachen wie bisher. Vielmehr ist jetzt die Zeit, in der wir unsere Kreativität nutzen werden, um neue Formate zu entdecken“, sagt Ganter. Er schätzt sich glücklich, dass er sich als Mediengestalter in den vergangenen Monaten finanziell über Wasser halten konnte, und weiß, dass es vielen Kreativen nicht nur an Fördermitteln für ihre Kunst, sondern auch an Präsentations-Plattformen mangelt, seit Bühnenauftritte aufgrund der Corona-Maßnahmen verboten sind. Mit seinem Konzept eines „Kulturstreams“konnte Ganter 30 000 Euro an Fördermitteln vom Bund einwerben, um damit Künstler und Künstlerinnen zu engagieren und die Auftritte zu streamen. Los geht es am 11. Dezember um 20 Uhr mit dem Saarbrücker Duo Intermezzo und einem Weihnachtsprogramm. Weitere sieben Termine sind bis Ende des Jahres geplant. Der Kulturstream sei die Fortsetzung der sommerlichen Live-Streams des Intensivtheaters, das mit einer Musical-Gala und mehreren Auftritten von
Einzelkünstlern, darunter zum Beispiel der Zauberer Maxim Maurice, zwar Publikum erreichte, aber eben auch nur begrenzt Mittel über Spenden einwerben konnte.
„Kultur-Streaming kann als Geschäftsidee nicht funktionieren, es lohnt sich nicht, denn die wenigsten kaufen digitale Tickets“, ist Ganters Erfahrung. Auch dem Intensivtheater brachen von einem Tag auf den anderen die Einnahmen weg. Und so setzt er – als Geschäftsführer des neuen gemeinnützigen Vereins „Amata“
– auf mehrere Pferde, indem er sich erstens massiv um Fördergelder bemüht, was „ein Ganztagsjob“sei. Und zweitens weiterhin klassisches Theater-, Musical- und Konzertbusiness betreibt. Dies aber mit neuem Fokus, innovativen Ideen und einem professionellen Internet-Auftritt. So will Tim Ganter mit „Amatawiki“ein Nachschlagewerk mit integriertem Veranstaltungskalender für Akteure im Bereich Kunst und Kultur, insbesondere auf der Amateur- und semiprofessionellen Ebene aufbauen. Ehrenamtliche Autoren sollen es füllen. Auch dafür gab es eine finanzielle Förderung des Bundes.
In der „Wunschkonzertfabrik“, ein weiteres Angebot von „Amata“, können Musikliebhaber Künstlerinnen und Künstler für Auftritte im indivduellen Rahmen buchen, sei es für die eigene Geburtstagsparty, eine Hochzeit oder andere Anlässe. Und dann gibt es noch Ganters Projekt „Corona Code“, das eine Art virtuelle, interaktive Ausstellung werden soll mit künstlerischen Beiträgen aller Art rund um die Pandemie, die auch ihm als Kreativunternehmer so viel abverlangt.
Und dennoch: Tim Ganter sieht das vergangene Dreivierteljahr auch als Chance. Das Virus habe auf ihn wie ein Katalysator für neue Ideen gewirkt. Bleibt zu hoffen, dass viele davon im kommenden Jahr umgesetzt werden können und dass das neue kreative Netzwerk der Saar-Kultur hilft und erhalten bleibt.
Infos zu Terminen und Streamings: www.amata-kultur.org