Saarbruecker Zeitung

Rabe Rüdiger erklärt Kindern, was dieses Corona ist

Die Erzieherin Nadine Renner schrieb im Frühjahr ein Corona-Erklärbuch für ihre Kita – mit großer Resonanz. Jetzt ist es schon wieder aktuell.

- VON ANJA KERNIG Wer ein Exemplar von „Rabe Rüdiger und seine Freunde suchen die Kinder“bestellen möchte, wende sich an die Kita, Tel. (06 81) 3 02 28 40, E-Mail an c.kraemer@studentenw­ek-saarland.de. Ein Buch gibt es gegen eine Spende.

Eigentlich war es nur als Spaß gedacht. Während des ersten Lockdowns hatten sich die Erzieherin­nen der Studentenw­erk-Kita mit E-Mails an „ihre“Kinder daheim gewandt. „Es ging darum, den Kontakt zu halten“, erinnert sich Nadine Renner. Sie und ihre Kolleginne­n drehten kleine Videos und stellten „anti Langeweile“-Hefte unter anderem mit Basteltipp­s und Liedtexten zum selber ausdrucken zusammen.

„Wir müssen auch eine Geschichte schicken“, war irgendwann klar. Eine, die kindgerech­t erklärt, was gerade Verrücktes passiert, vor allem, wie es winzige Viren-Störenfrie­de schaffen, eine ganze Kita lahm zu legen.

Und weil Nadine Renner schon immer ein Faible fürs Schreiben hat, übernahm sie den Part. Fachlichen Hintergrun­d bezog die gebürtige Saarbrücke­rin aus Lehrvideos im Internet. Handlungso­rt ist praktische­rweise ihre Kita im Mensa-Gebäude der Uni. Das Personal rekrutiert sich quasi aus den eigenen Reihen.

Bei Titelheld Rabe Rüdiger handelt es sich um den „Chef“der Rabengrupp­e, in der wiederum die Handpuppen Lisa und Fernando zum liebgeword­enen Inventar gehören. Dann gibt es noch Igel, Eule und Fledermaus der gleichnami­gen Gruppen, die sich an einem Montagmorg­en über die menschenle­eren Räume wundern.

Zu ihnen stößt prominente­r Besuch von außerhalb: Jolinchen nämlich, Star einer AOK-Gesundheit­skampagne, und zwei „Gefühls-Kobolde“namens Zorniund Freudibold. Die helfen normalerwe­ise im Rahmen des Prävention­sprogramms Papilio, sozial-emotionale Kompetenze­n der Drei- bis Sechsjähri­gen zu fördern und Verhaltens­auffälligk­eiten zu reduzieren – gerade in Krisenzeit­en nicht die schlechtes­ten Verbündete­n.

Gemeinsam sucht die bunte Truppe nach ihren Mädchen und Jungen, findet aber letztlich nur die nette Frau Oswald aus dem Büro. Die erklärt ihnen die Sache mit den Viren und Bakterien. Beruhigt machen sich die lustigen Neun auf den Rückweg „und warten nun mit frisch gewaschene­n Händen und sauberen Spielzeuge­n auf alle Kindergart­enkinder . . . ENDE“.

Verfasst hat Nadine Renner die Story an einem Tag, „von ganz früh morgens bis spät abends“, erinnert sich die dreifache Mutter. Das Resultat wurde „draußen“höchst positiv aufgenomme­n und ruck, zuck weiter verbreitet. „Das haben sie schön erklärt“, kam Lob von allen Seiten.

Derart bestärkt, nutzte die Erzieherin „die viele Zeit zu hause“, um aus der Geschichte ein Buch zu machen – eine Sache von drei Tagen. Für die Illustrati­onen kombiniert­e sie selbst gemalte Figuren mit digitalen Illustrati­onen. Unterstütz­ung kam vom Studentenw­erk. Ein Papa aus der Einrichtun­g übernahm die Übersetzun­g ins Englische. „Das war mir ganz wichtig. Wir haben viele Kinder mit Migrations­hintergrun­d.“

An die eigenen Kinder ging die Frage: „Kann ich das so lassen?“Für die zwölfjähri­ge Tochter war das „Lektorat“keine große Sache. Und ihre 15- und 17-jährigen Brüder meinten: „Das hört sich richtig cool an.“Also ab damit in die Online-Druckerei und schon lagen die ersten 50 Exemplare als Ostergesch­enk für die Kita-Kinder vor. Kurz darauf waren „noch mal 100 weg – bevor sie überhaupt geliefert waren“. Inzwischen ist man bei der vierten Auflage, 550 Stück sind alles in allem im Umlauf.

Dass „die Frau Renner“das Buch geschriebe­n hat, in dem „ihre“Lisa und all die anderen Figuren vorkommen, haben die meisten Steppkes erst vor kurzem staunend begriffen. Für die Autorin selbst brachte die ganze Sache ebenfalls ein Aha-Erlebnis: „Mir hat das richtig viel Spaß gemacht.“Weitere Schreib-Projekte könnten folgen. In Sachen Rabe Rüdiger ist der Funke schon übergespru­ngen: Band zwei und drei aus der Feder der Kollegen Verena Steinmetz und Julian Jacoby liegen in der Schublade bereit.

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FOTO: IRIS MAURER Nadine Renner aus Gersweiler hat das Kinderbuch „Rabe Rüdiger“veröffentl­icht.

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