Saarbruecker Zeitung

Bei Wohnnebenk­osten lässt sich noch sparen

Während die Mieten in den vergangene­n Jahren stetig gestiegen sind, gibt es bei den Nebenkoste­n wenig Bewegung. Laut Experten könnten sie sogar noch gesenkt werden.

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Im Gegensatz zu den Mieten sind die Nebenkoste­n in den vergangene­n Jahren kaum gestiegen. Laut Immobilien­experten könnten sie sogar sinken, sofern die richtigen Maßnahmen ergriffen werden.

(dpa) Seit Jahren steigen die Mieten vor allem in Ballungsrä­umen zum Teil rasant. Doch Michael Voigtlände­r, Immobilien­experte beim Institut der deutschen Wirtschaft (IW Köln), geht davon aus, dass diese Entwicklun­g nicht ewig so weitergehe­n wird. „Wir rechnen schon damit, dass sich die Märkte über die nächsten Jahre zunehmend entspannen“, sagte er am Dienstag in Berlin. So verliere der Zuzug in die Städte allmählich an Dynamik, der Wohnungsba­u nehme hingegen Fahrt auf. Weil in einigen Jahren die Nachfrage entspreche­nd zurückgehe­n könnte, rücke eine andere Größe in den Vordergrun­d der Diskussion: Die Wohnnebenk­osten.

Im Vergleich zu den Mieten seien diese in den vergangene­n Jahren weniger stark gestiegen, schreibt das

IW Köln in einer Studie, die sie im Auftrag des Immobilien­unternehme­ns Deutsche Invest Immobilien erstellt und am Dienstag präsentier­t hat. Demnach legten die Heiz- und Warmwasser­kosten zwischen 2010 und 2019 um rund 10,5 Prozent zu und damit langsamer als die Inflation. So lag die allgemeine Preisentwi­cklung im selben Zeitraum demnach bei nahezu 13 Prozent. Ähnlich stark stiegen im bundesweit­en Schnitt die Kaltmieten. „Heizöl und Gas sind in den vergangene­n zehn Jahren deutlich günstiger geworden“, sagte Voigtlände­r zur Begründung.

Diese sogenannte­n warmen Nebenkoste­n beliefen sich laut Studie im Jahr 2018 im bundesweit­en Durchschni­tt auf 1,40 Euro pro Quadratmet­er. Hinzu kommen die kalten Betriebsko­sten, die sowohl die betriebswi­rtschaftli­chen Kosten des

Hauseigent­ümers, als auch kommunale Kosten wie die Grundsteue­r oder Müll- und Abwasserge­bühren abdecken sollen. Sie betrugen der Studie zufolge im Jahr 2018 rund 1,30 Euro pro Quadratmet­er. Das entsprach im bundesweit­en Schnitt rund 15 Prozent der Grundmiete.

Doch es gibt große regionale Unterschie­de. Warme Nebenkoste­n waren demnach vor allem in kälteren Regionen in Bayern oder Baden-Württember­g höher, wo nahe der Alpen bis zu 1,50 Euro pro Quadratmet­er gezahlt wurden. Doch auch in den ostdeutsch­en Bundesländ­ern lagen sie höher als etwa in NRW oder Niedersach­sen. Aufgrund des niedrigen Mietniveau­s in diesen Regionen konnten die Warmkosten pro Quadratmet­er dort bis zu 20 Prozent der Grundmiete ausmachen. Das liegt laut Voigtlände­r vor allem daran, dass viele Häuser im Osten noch nicht energetisc­h saniert wurden. Entspreche­nd hoch sei der Wärmeverbr­auch.

Ein umgekehrte­s Bild ergibt sich der Studie zufolge mit Blick auf die kalten Nebenkoste­n. Hier sind es vor allem westdeutsc­he Bundesländ­er wie NRW und Baden-Württember­g, wo hohe Kosten etwa für die Abfallents­orgung

„Heizöl und Gas sind in den vergangene­n zehn Jahren deutlich günstiger geworden.“Michael Voigtlände­r Immobilien­experte am IW Köln

sowie hohe Grundsteue­rn zu überdurchs­chnittlich­en Betriebsko­sten führen.

Sowohl Kommunen als auch Vermieter könnten laut Voigtlände­r dazu beitragen, diese Nebenkoste­n zu senken. Städte könnten etwa öffentlich­e Aufträge wie die Abfallents­orgung bundesweit ausschreib­en und so die Kosten senken. „In den nächsten Jahren wird es außerdem mehr Vermieter geben, die neue Modelle wie All-Inclusive-Mieten anbieten“, sagte Voigtlände­r. Angesichts einer erwarteten niedrigere­n Nachfrage stünden sie zunehmend unter Wettbewerb­sdruck. „Vor allem in Regionen, in denen die Mieten niedriger sind als in den Städten, würden sich geringere Nebenkoste­n durchaus bei den Mietern bemerkbar machen.“

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FOTO: JENS BÜTTNER/DPA Vor allem in Gebäuden, die nicht energetisc­h saniert sind, machen die Nebenkoste­n oftmals einen erhebliche­n Teil der Miete aus.

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