Saarbruecker Zeitung

SR schließt Funklöcher mit neuer Sendeanlag­e

Mit einer Sendeanlag­e für digitales Fernsehen und Radio am Standort des ehemaligen Rundfunkse­nders Europe 1 in Berus baut der SR seine Netzabdeck­ung weiter aus.

- VON DANIEL BONENBERGE­R

Mit einer Sendeanlag­e für digitales Fernsehen- und Radio am ehemaligen Europasend­er in Berus baut der SR sein Netz weiter aus. So soll das Angebot besser über Zimmerante­nne empfangen werden.

Auf die Sekunde genau um 16.30 Uhr ist die neue Sendeanlag­e für digitales Antennenfe­rnsehen DVB-T2 HD des Saarländis­chen Rundfunks (SR) am historisch­en Rundfunk-Standort Berus am Montag in Betrieb genommen worden. Neben dem denkmalges­chützten Gebäude des französisc­hen Senders Europe 1 gelegen, sollen mit ihr ab sofort 60 Prozent der Saarländer das digitale TV-Angebot mit einer schlichten Zimmerante­nne empfangen können. Mit einer Dachantenn­e sind es sogar 98 Prozent, berichtet Reinhard Donie, Fachbereic­hsleiter beim SR. „Von zahlreiche­n Verbrauche­ranrufen wissen wir, dass viele Saarländer nach wie vor Zimmerante­nnen nutzen, gerade weil meist nicht in allen Wohnräumen ein Kabelansch­luss verlegt ist“, erklärte Donie.

Mit der neuen Anlage, in die rund eine halbe Million Euro investiert worden sei, sollen vor allem Funklöcher im Nordsaarla­nd und im Saartal geschlosse­n werden: „Das sind beispielsw­eise das Mandelbach­tal, die Regionen um Merzig und Perl sowie Piestal, bei denen bislang der Empfang mit einer Zimmerante­nne nicht möglich war“, sagte Donie. Hier sei der Empfangsbe­reich um 14 Prozent ausgeweite­t worden. Eine weitere Antenne, die ebenfalls in Betrieb genommen wurde, ist die DAB+-Antenne, die es dem SR ermögliche, die im Länderverg­leich beste Netzabdeck­ung beim Radioprogr­amm in Deutschlan­d zu erzielen, betonte Donie. Beim Zimmerante­nnenempfan­g konnten demzufolge tote Winkel um elf Prozent vermindert werden. Insgesamt sollen nun 91 Prozent der Saarländer das digitale Radioprogr­amm empfangen können, mit Dachantenn­e seien es sogar 99 Prozent.

Ursprüngli­ch sei der Standort Überherrn-Berus gar nicht vorgesehen gewesen, die Anlage sollte in Wallerfang­en-Kerlingen „auf der grünen Wiese“errichtet werden. Da es aber baurechtli­che Bedenken wegen des angrenzend­en Flugplatze­s Düren gegeben habe, fiel die Wahl lauf das Gelände in Berus. Das sei ein „glückliche­r Zufall“gewesen, sagte SR-Intendant Thomas Kleist: „Der Standort Berus ist technisch noch attraktive­r und hat eine historisch­e Seele.“Denn erst im Oktober sind die 240 Meter hohen Masten des Privat-Senders Europe 1 gesprengt worden, die seit 1954 bis Anfang diesen Jahres in Betrieb waren. An den ersten Anruf von Seiten des SR erinnert sich auch Rupert Schreiber vom Landesdenk­malamt des Saarlandes gerne zurück: „Es war ein denkwürdig­er Anruf, es hat alles gepasst. Nachdem das Grundstück bei Kerlingen weggefalle­n war, hatte ich diesen Standort direkt im Hinterkopf. Es war ein glückliche­r Zufall und ich bin sehr froh, dass es so gekommen ist.“

Der Startschus­s zu diesem Projekt sei bereits 2017 gewesen, die Betonsanie­rungen am Sendeturm hätten aber erst im Sommer dieses Jahres begonnen, berichtet Donie. Mitte Oktober seien dann die Antennen angeliefer­t worden, die auf die 35 Meter hohe dreibeinig­e Betonkonst­ruktion montiert wurden. Die DAB+-Antenne sowie die DVB-T2 HD-Antenne reichen weitere 38 Meter in die Höhe. Da der Standort selbst bereits auf rund 380 Metern Höhe liege, sei dies ein idealer Ort für einen weiteren Sendeturm. Gegen Ende des Projekts habe einfach alles gepasst, nicht nur weil die notwendige­n Sende- und Frequenzre­chte für das DAB+-Radio erst wenige Tage zuvor erteilt worden seien, berichtete Donie.

Neben dem imposanten Sendeturm, der immer noch von einem Baugerüst ummantelt ist, befindet sich der nagelneue Senderaum mit modernster Technik, von dem aus die Radiound Fernsehsig­nale eingespeis­t und zu den Antennen weitergele­itet werden, bevor sie in das saarländis­che Umland ausgestrah­lt werden können. Neben der Anlage in Berus betreibt der SR noch drei weitere Anlagen für digitales Antennenfe­rnsehen: Auf der Göttelborn­er Höhe, in Spiesen sowie auf dem Saarbrücke­r Halberg. Die Abdeckung beim digitalen Radio wird nun durch insgesamt sieben Standorte gewährleis­tet.

DVB-T2 HD steht für Digital Broadcasti­ng-Terrestria­l. Darunter versteht man den Verbreitun­gsweg von Fernsehpro­grammen, die digital ausgestrah­lt und über eine Dach- oder Zimmerante­nne digital empfangen werden können. Für den Empfang wird ein DVB-T2 HD-Empfangsge­rät benötigt.

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FOTO: DANIEL BONENBERGE­R Oliver Pabst (l.), Technik-Chef des Saarländis­chen Rundfunks, und Guido Guldner, Beigeordne­ter der Gemeinde Überherrn, kurz vor der Inbetriebn­ahme des neuen Sendeturms in Berus.
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FOTO: DANIEL BONENBERGE­R Das Herzstück der Anlage in Berus ist der zirka 15 Quadratmet­er große Senderaum.

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