SR schließt Funklöcher mit neuer Sendeanlage
Mit einer Sendeanlage für digitales Fernsehen und Radio am Standort des ehemaligen Rundfunksenders Europe 1 in Berus baut der SR seine Netzabdeckung weiter aus.
Mit einer Sendeanlage für digitales Fernsehen- und Radio am ehemaligen Europasender in Berus baut der SR sein Netz weiter aus. So soll das Angebot besser über Zimmerantenne empfangen werden.
Auf die Sekunde genau um 16.30 Uhr ist die neue Sendeanlage für digitales Antennenfernsehen DVB-T2 HD des Saarländischen Rundfunks (SR) am historischen Rundfunk-Standort Berus am Montag in Betrieb genommen worden. Neben dem denkmalgeschützten Gebäude des französischen Senders Europe 1 gelegen, sollen mit ihr ab sofort 60 Prozent der Saarländer das digitale TV-Angebot mit einer schlichten Zimmerantenne empfangen können. Mit einer Dachantenne sind es sogar 98 Prozent, berichtet Reinhard Donie, Fachbereichsleiter beim SR. „Von zahlreichen Verbraucheranrufen wissen wir, dass viele Saarländer nach wie vor Zimmerantennen nutzen, gerade weil meist nicht in allen Wohnräumen ein Kabelanschluss verlegt ist“, erklärte Donie.
Mit der neuen Anlage, in die rund eine halbe Million Euro investiert worden sei, sollen vor allem Funklöcher im Nordsaarland und im Saartal geschlossen werden: „Das sind beispielsweise das Mandelbachtal, die Regionen um Merzig und Perl sowie Piestal, bei denen bislang der Empfang mit einer Zimmerantenne nicht möglich war“, sagte Donie. Hier sei der Empfangsbereich um 14 Prozent ausgeweitet worden. Eine weitere Antenne, die ebenfalls in Betrieb genommen wurde, ist die DAB+-Antenne, die es dem SR ermögliche, die im Ländervergleich beste Netzabdeckung beim Radioprogramm in Deutschland zu erzielen, betonte Donie. Beim Zimmerantennenempfang konnten demzufolge tote Winkel um elf Prozent vermindert werden. Insgesamt sollen nun 91 Prozent der Saarländer das digitale Radioprogramm empfangen können, mit Dachantenne seien es sogar 99 Prozent.
Ursprünglich sei der Standort Überherrn-Berus gar nicht vorgesehen gewesen, die Anlage sollte in Wallerfangen-Kerlingen „auf der grünen Wiese“errichtet werden. Da es aber baurechtliche Bedenken wegen des angrenzenden Flugplatzes Düren gegeben habe, fiel die Wahl lauf das Gelände in Berus. Das sei ein „glücklicher Zufall“gewesen, sagte SR-Intendant Thomas Kleist: „Der Standort Berus ist technisch noch attraktiver und hat eine historische Seele.“Denn erst im Oktober sind die 240 Meter hohen Masten des Privat-Senders Europe 1 gesprengt worden, die seit 1954 bis Anfang diesen Jahres in Betrieb waren. An den ersten Anruf von Seiten des SR erinnert sich auch Rupert Schreiber vom Landesdenkmalamt des Saarlandes gerne zurück: „Es war ein denkwürdiger Anruf, es hat alles gepasst. Nachdem das Grundstück bei Kerlingen weggefallen war, hatte ich diesen Standort direkt im Hinterkopf. Es war ein glücklicher Zufall und ich bin sehr froh, dass es so gekommen ist.“
Der Startschuss zu diesem Projekt sei bereits 2017 gewesen, die Betonsanierungen am Sendeturm hätten aber erst im Sommer dieses Jahres begonnen, berichtet Donie. Mitte Oktober seien dann die Antennen angeliefert worden, die auf die 35 Meter hohe dreibeinige Betonkonstruktion montiert wurden. Die DAB+-Antenne sowie die DVB-T2 HD-Antenne reichen weitere 38 Meter in die Höhe. Da der Standort selbst bereits auf rund 380 Metern Höhe liege, sei dies ein idealer Ort für einen weiteren Sendeturm. Gegen Ende des Projekts habe einfach alles gepasst, nicht nur weil die notwendigen Sende- und Frequenzrechte für das DAB+-Radio erst wenige Tage zuvor erteilt worden seien, berichtete Donie.
Neben dem imposanten Sendeturm, der immer noch von einem Baugerüst ummantelt ist, befindet sich der nagelneue Senderaum mit modernster Technik, von dem aus die Radiound Fernsehsignale eingespeist und zu den Antennen weitergeleitet werden, bevor sie in das saarländische Umland ausgestrahlt werden können. Neben der Anlage in Berus betreibt der SR noch drei weitere Anlagen für digitales Antennenfernsehen: Auf der Göttelborner Höhe, in Spiesen sowie auf dem Saarbrücker Halberg. Die Abdeckung beim digitalen Radio wird nun durch insgesamt sieben Standorte gewährleistet.
DVB-T2 HD steht für Digital Broadcasting-Terrestrial. Darunter versteht man den Verbreitungsweg von Fernsehprogrammen, die digital ausgestrahlt und über eine Dach- oder Zimmerantenne digital empfangen werden können. Für den Empfang wird ein DVB-T2 HD-Empfangsgerät benötigt.