In der Schule erlaubt, im Verein verboten.
So gut wie der gesamte Amateursport ist aufgrund des Teil-Lockdowns untersagt. Während Kinder in ihren Clubs nicht trainieren oder spielen dürfen, kann Sportunterricht an Schulen stattfinden – für Grundschüler sogar ohne Maskenpflicht.
„Jeder Sportler wird erst einmal denken: Das kann man doch nicht machen“, erklärt Lars Albert. Der Sportlehrer bezieht sich auf die Maskenpflicht im Sportunterricht an Schulen. Die ist im Musterhygieneplan zum Infektionsschutz in saarländischen Schulen während der Corona-Pandemie festgeschrieben (siehe weiterer Text). Sie gilt außer an Grundschulen. Ob Maskentragen beim Sport gesundheitsschädlich sein kann, das ist unklar. Klar ist: Intensive Ausdauerläufe sind mit Maske zum Beispiel nicht machbar. „Wenn wir aber daraus ableiten, gar keinen praktischen Sportunterricht zu machen, wäre unser Auftrag der falsche“, findet Lars Albert.
Der deutsche Meister im Zehnkampf von 2006 und 2007 ist Fachvorsitzender
Sport am Gymnasium am Rotenbühl in Saarbrücken, einer Eliteschule des Sports. Lars Albert ist auch als Trainer im Leistungsbereich tätig. Er betont: „Wir sollten versuchen, das Bestmögliche daraus zu machen und Sport mit Maske anbieten.“
Damit spricht er vielen Sportlehrkräften aus der Seele. Schließlich solle Kindern und Jugendlichen im Teil-Lockdown nicht auch noch die letzte Möglichkeit genommen werden, unter Anleitung Sport zu treiben, nachdem Training und Spielbetrieb im Amateursport in fast allen Sportarten untersagt sind. „Es ist schon eine seltsame Situation, dass man morgens in der Schule mit Maske Sport treiben darf, aber nachmittags in den Vereinen nicht“, sagt Lars Albert und ergänzt: „Das ist wohl die Gratwanderung, die derzeit gegangen werden muss.“
Der Meinung ist auch Dorothee Quinten von der Albert-Schweitzer-Grundschule in Dudweiler. Sie ist Fachleiterin Sport der saarländischen Grundschulen und bildet
Sportlehrkräfte aus. „Wenn wir den Kindern jetzt auch noch den Schulsport nehmen würden, sind wir ganz schnell wieder dort angekommen, wo wir nach dem ersten Lockdown im Frühjahr waren“, sagt sie und erklärt: „Ich habe danach sehr viele Kinder gesehen, die in einem schlechten körperlichen Zustand wieder in die Schulen kamen. Damals war Sportunterricht erst einmal nicht erlaubt. Und deshalb hatte sich dieser Zustand weitergetragen.“Es sei demnach „dringend nötig, dass die Herz-Kreislauf-Systeme der Kinder wieder gefordert werden und dass sie ihre Bewegungsfreude wieder ausleben können.“
Dass die Bewegungsfreude existiert, daran besteht kein Zweifel. „Die große Mehrheit der Grundschulkinder freut sich auf den Sportunterricht“,
sagt Dorothee Quinten. Und auch Lars Albert hat die Erfahrung gemacht, dass die Schüler Sport treiben wollen: „In unserer kurzfristig einberufenen Fachkonferenz zum neuen Musterhygieneplan nahmen auch Eltern- und Schülervertretungen teil. Die Schüler haben sich dabei explizit gewünscht, dass Masken im Sportunterricht getragen werden dürfen.“
Jedoch sind nicht alle Schüler so sportaffin wie jene an einer Eliteschule des Sports in Saarbrücken. An beruflichen Schulen hält sich die Begeisterung für Sportunterricht schon mal in Grenzen, wie Kerstin Natter weiß. Sie ist Landesfachleiterin für Sport an beruflichen Schulen im Saarland und stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Sportlehrerverbandes auf Bundesund Landesebene. „Gerade im beruflichen Bereich gibt es heutzutage viele Schüler, die sich gar nicht mehr bewegen. Ich weiß auch von vielen Schulen, dass von der Schulleitung angeordnet wurde, dass nur noch Sporttheorie unterrichtet wird“, berichtet Kerstin Natter, die am Berufsbildungszentrum (BBZ)
„Wenn wir den Kindern jetzt auch noch den Schulsport nehmen würden, sind wir ganz schnell wieder dort angekommen, wo wir nach dem ersten Lockdown im Frühjahr waren. Ich habe danach sehr viele Kinder gesehen, die in einem schlechten körperlichen Zustand wieder in die Schulen kamen. Damals war Sportunterricht erst einmal nicht erlaubt. Und deshalb hatte sich dieser Zustand weitergetragen.“Dorothee Quinten Albert-Schweitzer-Schule Dudweiler
„Es ist schon eine seltsame Situation, dass man morgens in der Schule mit Maske Sport treiben darf, aber nachmittags in den Vereinen nicht.“Lars Albert Rotenbühl-Gymnasium Saarbrücken
„Meiner Meinung nach gibt es im Sportunterricht eine große Ansteckungsgefahr. Natürlich ist das Tragen einer Maske beim Sport unangenehm. Und das macht es schwer, zu vermitteln, dass Sport eigentlich Spaß macht.“Kerstin Natter Deutscher Sportlehrerverband
St. Ingbert unterrichtet – und stellt klar: „Im Verband sind wir uns einig: Jede Bewegung, die wir an die Schüler heranbringen, ist besser als gar keine Bewegung.“
Andererseits mache es insbesondere vielen Schülerinnen auch Spaß, sich mit theoretischen Themen wie Sport und Ernährung zu beschäftigen. Dass in beiden Fällen Masken getragen werden müssen, sieht Kerstin Natter ein. „Meiner Meinung nach gibt es im Sportunterricht eine große Ansteckungsgefahr. Natürlich ist das Tragen einer Maske beim Sport unangenehm. Und das macht es schwer, zu vermitteln, dass Sport eigentlich Spaß macht“, erklärt Kerstin Natter. Sie ergänzt, dass sie, obwohl praktischer Sportunterricht mit Maske erlaubt ist, weiter nur Sporttheorie unterrichtet.
„Ich denke nicht, dass die Wahrscheinlichkeit, sich in der Sporthalle anzustecken, größer ist, als auf dem Schulweg oder dem Schulhof“, meint hingegen Grundschul-Lehrerin Dorothee Quinten. Sie ergänzt im Sinne der Sportlehrer im Saarland: „Sport ohne Bewegung zu unterrichten, ist wie Deutsch-Unterricht ohne sprechen zu dürfen.“