Die Mauer des Müffelns
Auf Geruchsebene hat die Maskenpflicht für absolute Gleichheit innerhalb der Gesellschaft gesorgt. Immerhin etwas.
Das sagt man ja so: Den kann ich nicht riechen. Oder die. Das zielt zwar in der Regel auf charakterliche Unebenheiten ab, die man partout nicht verknusen kann, aber es ist ja wirklich so: Jeder hat so sein Bouquet. Und des einen Duft mag man nun mal lieber als des anderen Gestank. In Zeiten von Gesichtsmasken hat sich das allerdings weitgehend erledigt mit dem „riechen können“. Zumindest was die Ausdünstungen anderer betrifft. Von denen bekommt man ja hinter der Maske eh nichts mehr mit.
Es riechen alle gleich. Egal ob Tippelbruder oder Parfumerie(“Sind sie schon Mitglied in unserem Beauty-Club“)-Hostesse.
Auf Geruchsebene hat die Maskenpflicht für absolute Gleichheit innerhalb der Gesellschaft gesorgt. Immerhin etwas. Nun aber hat man es mit einem Aroma zu tun, das so unausweichlich, penetrant und unappetitlich daherkommt wie Tweets von Donald Trump. Nämlich mit dem eigenen. Und da kann sich nun niemand freisprechen von wegen: Ich dufte stets wie Kleopatra nach einem Milchbad. Das mag zwar bis zur Unterlippe der Fall sein. Wer aber nach dem Bad in Milch jemals ein Mettbrötchen mit dick Zwiebeln gemampft hat oder einen Dönerteller extra scharf, wird beim Zurechtzuppeln seiner Maske über Nase und Mund sehr schnell eine Ahnung davon bekommen, was es mit dem Begriff „Mief-Hölle“auf sich hat. Das grenzt nicht nur an Körperverletzung, das ist im nasalen Sinne Gewalt gegen sich selbst. Ein Stresstest, bei dem Geruchsrezeptoren die weiße Flagge schwenken und Nasenhaare ausfallen wie Christbaumnadeln an Ostermontag.
Bin das wirklich ich? Kann man so schlimm riechen? Fragen, die einem unweigerlich durch den Kopf gehen und hinter der Maske von einer unbestechlichen Mauer des Müffelns beantwortet werden: Ja. Und ja. Und somit gibt es derzeit eigentlich nur einen, den man wirklich nicht mehr riechen kann: sich selbst. (Und Donald Trump.)