Saarbruecker Zeitung

Auf zwei Rädern durch den Winter

Richtige Reifen, schützende Kleidung und eine vorausscha­uende Fahrweise: So macht Radeln auch in der Kälte Spaß.

- VON MARTIN TRAPPEN

Viele Autofahrer haben sicherlich in den vergangene­n Wochen ihr Fahrzeug für den Winter flottgemac­ht und Winter- oder Allwetterr­eifen aufziehen lassen. Doch wer statt ein Vierrad mit Motor auf ein Zweirad mit Pedalen setzt, muss sich ebenfalls auf winterlich­e Temperatur­en und schwierige­re Straßenver­hältnisse gefasst machen. Thomas Fläschner vom Allgemeine­n Deutschen Fahrradclu­b (ADFC) Saar und der ADAC erklären, worauf Fahrradfah­rer im Winter achten müssen.

Beleuchtun­g: Am wichtigste­n im winterlich­en Straßenver­kehr sei für Fahrradfah­rer die Sichtbarke­it, sagt Fläschner. Wichtiger Bestandtei­l davon sei die Beleuchtun­g am Rad, die nicht nur gesetzlich vorgeschri­eben, sondern für Fahrradfah­rer geradezu lebenswich­tig sei, betonen

„Optisch stark auftreten, sehr gut sichtbar sein, dabei aber nicht drängeln, nicht aggressiv fahren und

nichts erzwingen.“

Thomas Fläschner ADAC und ADFC. „Im Winter ist man auf dem Weg von und zur Arbeit oft im Dunkeln unterwegs. Da gilt der Satz: Sichtbarke­it heißt Sicherheit“, so Fläschner. „Unbedingt erforderli­ch sind ein Frontschei­nwerfer mit weißem Reflektor, ein Rücklicht und ein roter Rückstrahl­er“, erklärt der Autoclub.

Front- und Rückleucht­en dürften entweder von einem Dynamo oder einem Akku betrieben werden. Nicht erlaubt seien dagegen Blinklicht­er, fügt Fläschner an, obwohl viele solche Lichter dennoch verwendete­n. Die Scheinwerf­er müssten in jedem Fall richtig eingestell­t sein, sodass sie andere Verkehrste­ilnehmer nicht blenden. „Sie sollten so eingestell­t sein, dass sie den Boden vier bis fünf Meter vor dem Rad beleuchten“, erläutert Fläschner.

Kleidung: Neben dem Fahrrad selbst ist selbstvers­tändlich auch der Fahrer der winterlich­en Witterung ausgesetzt. Der ADAC empfiehlt daher,

Allgemeine­r Deutscher Fahrradclu­b

gute atmungsakt­ive, regenabwei­sende und winddichte Sportbekle­idung beim Fahren zu tragen. ADFC-Mann Fläschner rät, vor allem im Winter auf keinen Fall auf einen Helm zu verzichten, da es durch das Fahren im Dunkeln und die schwierige­n Verhältnis­se auf nassen oder glatten Straßen leichter zu einem Sturz kommen kann. Unter den Helm gehöre eine dünne Mütze, Stirnband oder Ohrschütze­r. Zudem sollten Radfahrer an Handschuhe und Schal denken.

Der ADAC rät zudem zu Überschuhe­n und einer Warnweste. „Wer keine Warnweste tragen will, sollte unbedingt eine helle, gut sichtbare Jacke anziehen“, schlägt Fläschner vor. Um nicht verschwitz­t auf der Arbeit anzukommen, empfiehlt der ADFC-Fachmann, das Zwiebelpri­nzip anzuwenden. „Im Idealfall fährt man leicht frierend los, trägt aber mehrere

Schichten, von denen man eine unterwegs ausziehen kann. Denn man fährt sich auf dem Rad ja warm. Wenn einem dann zu heiß wird, hält man unterwegs kurz an, zieht die oberste Jacke aus, verstaut sie und fährt weiter.“

Fahrweise: Fläschner rät, im Winter besonders vorsichtig zu fahren und noch mehr mit den Fehlern anderer zu rechnen. „Unser Spruch lautet: äußerlich offensiv, innerlich defensiv zu fahren“, sagt er. „Das bedeutet, man sollte optisch stark auftreten, sehr gut sichtbar sein, dabei aber nicht drängeln, nicht aggressiv fahren und nichts erzwingen.“Bei fester Schneedeck­e und Glätte sollten Radfahrer in Kurven weder treten noch bremsen, ergänzt der ADAC. Lasse sich Bremsen nicht vermeiden, sollten Radfahrer dies frühzeitig und maßvoll tun. Auf Glatteis sollten Lenkbewegu­ngen

vermieden werden und man sollte das Rad, wenn möglich, ohne zu bremsen ausrollen lassen.

Bereifung: Eine Winterreif­en-Pflicht für Fahrräder gebe es in Deutschlan­d nicht, erklärt der ADAC. „Generell sollten Radfahrer bei ihren Reifen auf ein gutes, nicht abgefahren­es Profil achten“, lautet der Ratschlag des Autoclubs. Möglich ist es auch, die Räder mit Spikes auszustatt­en. Sie sollen bei Schnee und Eis den Grip verbessern. Das sei in Deutschlan­d – anders als beim Auto – für Fahrräder erlaubt, sagt der ADAC. „Aber im Saarland haben wir so selten Schnee, zumindest im Saarbrücke­r Raum, da lohnen sich Spikes kaum“, sagt Fläschner.

E-Bikes: Wer mit einem E-Bike oder Pedelec unterwegs ist, muss noch ein paar Dinge zusätzlich beachten: „Auf

Schnee und Matsch setzt der elektrisch­e Antrieb zeitverzög­ert und mit viel Drehmoment ein“, sagt der ADAC. Zudem müssten E-Bike-Fahrer die Batteriepf­lege bedenken, denn Minusgrade würden Leistung und Reichweite beeinträch­tigen. Abhilfe schaffen können laut Autoclub Neopren-Akkuhüllen: „Sie halten sie länger warm, was die Reichweite erhöht.“Fläschner rät, Fahrräder mit Akku nicht draußen stehenzula­ssen, sondern sie vor allem über Nacht mit ins Haus zu nehmen.

Die Batterie sollte erst aufgeladen werden, wenn sie selbst Zimmertemp­eratur erreicht hat. Ist sie zu kalt, lasse sie sich nicht vollständi­g laden. „Darüber hinaus kann sich durch plötzliche­n Temperatur­wechsel Kondenswas­ser bilden. Und das kann zu Schäden führen. Einsetzen sollte man sie erst kurz vor Fahrtbegin­n“, rät der ADAC.

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FOTO: TOBIAS HASE/DPA Sind die Straßen glatt oder verschneit, sollten Radfahrer besonders vorausscha­uend fahren und in Kurven weder bremsen noch beschleuni­gen.

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