Auf zwei Rädern durch den Winter
Richtige Reifen, schützende Kleidung und eine vorausschauende Fahrweise: So macht Radeln auch in der Kälte Spaß.
Viele Autofahrer haben sicherlich in den vergangenen Wochen ihr Fahrzeug für den Winter flottgemacht und Winter- oder Allwetterreifen aufziehen lassen. Doch wer statt ein Vierrad mit Motor auf ein Zweirad mit Pedalen setzt, muss sich ebenfalls auf winterliche Temperaturen und schwierigere Straßenverhältnisse gefasst machen. Thomas Fläschner vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) Saar und der ADAC erklären, worauf Fahrradfahrer im Winter achten müssen.
Beleuchtung: Am wichtigsten im winterlichen Straßenverkehr sei für Fahrradfahrer die Sichtbarkeit, sagt Fläschner. Wichtiger Bestandteil davon sei die Beleuchtung am Rad, die nicht nur gesetzlich vorgeschrieben, sondern für Fahrradfahrer geradezu lebenswichtig sei, betonen
„Optisch stark auftreten, sehr gut sichtbar sein, dabei aber nicht drängeln, nicht aggressiv fahren und
nichts erzwingen.“
Thomas Fläschner ADAC und ADFC. „Im Winter ist man auf dem Weg von und zur Arbeit oft im Dunkeln unterwegs. Da gilt der Satz: Sichtbarkeit heißt Sicherheit“, so Fläschner. „Unbedingt erforderlich sind ein Frontscheinwerfer mit weißem Reflektor, ein Rücklicht und ein roter Rückstrahler“, erklärt der Autoclub.
Front- und Rückleuchten dürften entweder von einem Dynamo oder einem Akku betrieben werden. Nicht erlaubt seien dagegen Blinklichter, fügt Fläschner an, obwohl viele solche Lichter dennoch verwendeten. Die Scheinwerfer müssten in jedem Fall richtig eingestellt sein, sodass sie andere Verkehrsteilnehmer nicht blenden. „Sie sollten so eingestellt sein, dass sie den Boden vier bis fünf Meter vor dem Rad beleuchten“, erläutert Fläschner.
Kleidung: Neben dem Fahrrad selbst ist selbstverständlich auch der Fahrer der winterlichen Witterung ausgesetzt. Der ADAC empfiehlt daher,
Allgemeiner Deutscher Fahrradclub
gute atmungsaktive, regenabweisende und winddichte Sportbekleidung beim Fahren zu tragen. ADFC-Mann Fläschner rät, vor allem im Winter auf keinen Fall auf einen Helm zu verzichten, da es durch das Fahren im Dunkeln und die schwierigen Verhältnisse auf nassen oder glatten Straßen leichter zu einem Sturz kommen kann. Unter den Helm gehöre eine dünne Mütze, Stirnband oder Ohrschützer. Zudem sollten Radfahrer an Handschuhe und Schal denken.
Der ADAC rät zudem zu Überschuhen und einer Warnweste. „Wer keine Warnweste tragen will, sollte unbedingt eine helle, gut sichtbare Jacke anziehen“, schlägt Fläschner vor. Um nicht verschwitzt auf der Arbeit anzukommen, empfiehlt der ADFC-Fachmann, das Zwiebelprinzip anzuwenden. „Im Idealfall fährt man leicht frierend los, trägt aber mehrere
Schichten, von denen man eine unterwegs ausziehen kann. Denn man fährt sich auf dem Rad ja warm. Wenn einem dann zu heiß wird, hält man unterwegs kurz an, zieht die oberste Jacke aus, verstaut sie und fährt weiter.“
Fahrweise: Fläschner rät, im Winter besonders vorsichtig zu fahren und noch mehr mit den Fehlern anderer zu rechnen. „Unser Spruch lautet: äußerlich offensiv, innerlich defensiv zu fahren“, sagt er. „Das bedeutet, man sollte optisch stark auftreten, sehr gut sichtbar sein, dabei aber nicht drängeln, nicht aggressiv fahren und nichts erzwingen.“Bei fester Schneedecke und Glätte sollten Radfahrer in Kurven weder treten noch bremsen, ergänzt der ADAC. Lasse sich Bremsen nicht vermeiden, sollten Radfahrer dies frühzeitig und maßvoll tun. Auf Glatteis sollten Lenkbewegungen
vermieden werden und man sollte das Rad, wenn möglich, ohne zu bremsen ausrollen lassen.
Bereifung: Eine Winterreifen-Pflicht für Fahrräder gebe es in Deutschland nicht, erklärt der ADAC. „Generell sollten Radfahrer bei ihren Reifen auf ein gutes, nicht abgefahrenes Profil achten“, lautet der Ratschlag des Autoclubs. Möglich ist es auch, die Räder mit Spikes auszustatten. Sie sollen bei Schnee und Eis den Grip verbessern. Das sei in Deutschland – anders als beim Auto – für Fahrräder erlaubt, sagt der ADAC. „Aber im Saarland haben wir so selten Schnee, zumindest im Saarbrücker Raum, da lohnen sich Spikes kaum“, sagt Fläschner.
E-Bikes: Wer mit einem E-Bike oder Pedelec unterwegs ist, muss noch ein paar Dinge zusätzlich beachten: „Auf
Schnee und Matsch setzt der elektrische Antrieb zeitverzögert und mit viel Drehmoment ein“, sagt der ADAC. Zudem müssten E-Bike-Fahrer die Batteriepflege bedenken, denn Minusgrade würden Leistung und Reichweite beeinträchtigen. Abhilfe schaffen können laut Autoclub Neopren-Akkuhüllen: „Sie halten sie länger warm, was die Reichweite erhöht.“Fläschner rät, Fahrräder mit Akku nicht draußen stehenzulassen, sondern sie vor allem über Nacht mit ins Haus zu nehmen.
Die Batterie sollte erst aufgeladen werden, wenn sie selbst Zimmertemperatur erreicht hat. Ist sie zu kalt, lasse sie sich nicht vollständig laden. „Darüber hinaus kann sich durch plötzlichen Temperaturwechsel Kondenswasser bilden. Und das kann zu Schäden führen. Einsetzen sollte man sie erst kurz vor Fahrtbeginn“, rät der ADAC.