Die ersten Waffen des modernen Menschen
Anthropologen der Max-Planck-Gesellschaft finden 45 000 Jahre alte steinere Klingen, die für die Jagd benutzt wurden.
(np) Wann verschwand in Europa der Neandertaler von der Bildfläche? Ab wann bestimmte der Homo sapiens die weitere Entwicklung des modernen Menschen? Bei der Suche nach Antworten auf diese Fragen sind Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie einen Schritt vorangekommen. Sie berichten nach Ausgrabungen in Bulgarien, dass der Homo sapiens vor über 45 000 Jahren nach Europa kam. Das zeigten die Ergebnisse von Ausgrabungen in der Bacho-KiroHöhle in Bulgarien. Die Forscher fanden bei den seit 2015 laufenden Ausgrabungen Tausende Tierknochen, Stein- und Knochenwerkzeuge, Perlen und Anhänger und Teile von fünf menschlichen Fossilien. Es seien die frühesten bekannten Spuren des Homo sapiens aus der Jungsteinzeit.
Aus den Steinwerkzeugen, welche die Forscher in Bulgarien entdeckten, ließen sich Verbindungen zu ähnlichen Funden ableiten. Sie stammten von mehreren Orten von Eurasien bis in die Mongolei. Die frühen Bewohner der Höhle hätten hochwertigen Feuerstein besessen, aus dem sie Werkzeuge wie spitze Klingen herstellten, die für die Jagd und zum Zerlegen der Beute benutzt werden konnten.
„Die Tierreste zeigten eine Mischung aus Arten, die an kalte und warme Klimabedingungen angepasst waren, wobei Wisente und Rotwild am häufigsten vorkommen“, sagt Rosen Spasov, Paläontologe an der New Bulgarian University. „Bemerkenswert ist die umfangreiche Sammlung von Knochenwerkzeugen und persönlichen Schmuckgegenständen“, sagt Geoff Smith vom Max-Planck-Institut.
Zähne von Höhlenbären seien zu Anhängern verarbeitet worden, die teils den später von Neandertalern in Westeuropa hergestellten Ornamenten auffallend ähnlich seien.
Die Spuren sprächen insgesamt für eine frühe Einwanderungswelle, die der großen Wanderungsbewegung des Homo sapiens vorausging, die dann 8000 Jahre später in Westeuropa zum endgültigen Aussterben der Neandertaler führte, erläuterte Jean-Jacques Hublin, Direktor am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie.