Saarbruecker Zeitung

Militärgeh­eimdienst geht gegen Reichsbürg­er vor

Verteidigu­ngsministe­rin Kramp-Karrenbaue­r hat sich vorgenomme­n, mit harter Hand gegen Extremiste­n in der Bundeswehr vorzugehen. Jetzt gibt es mehrere Verdachtsf­älle in nur einer Abteilung der Bundeswehr­verwaltung.

- VON MICHAEL FISCHER

Der Militärisc­he Abschirmdi­enst ermittelt gegen mehrere Mitarbeite­r des Beschaffun­gsamts der Bundeswehr. Sie sollen zu den sogenannte­n Reichsbürg­ern oder Selbstverw­altern gehören, die den deutschen Staat nicht anerkennen.

(dpa) Der Militärisc­he Abschirmdi­enst (MAD) ermittelt gegen mehrere Mitarbeite­r des Beschaffun­gsamts der Bundeswehr wegen möglicher Zugehörigk­eit zu den sogenannte­n Reichsbürg­ern oder Selbstverw­altern. Das Verteidigu­ngsministe­rium teilte am Dienstag mit, dass alle Verdächtig­en in der Regionalst­elle Ulm der Abteilung für Qualitätsm­anagement des Amts tätig sind, darunter auch der Leiter.

Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-Karrenbaue­r versichert­e, dass jedem Hinweis auf Nähe von Bundeswehr­angehörige­n zu den

Reichsbürg­ern konsequent nachgegang­en werde. „Verfassung­sfeinden lassen wir nicht den kleinsten Raum in der Bundeswehr“, sagte die CDU-Chefin.

Reichsbürg­er und Selbstverw­alter sind Gruppierun­gen oder auch Einzelpers­onen, die den deutschen Staat, sein Rechtssyst­em, Regierunge­n, Parlamente und die Polizei nicht anerkennen. Nach Angaben des Ministeriu­ms laufen die Ermittlung­en bereits seit Ende 2019. Am Dienstag wurden insgesamt acht Verdächtig­e vom MAD befragt. „Erste Ergebnisse bestätigen die vorliegend­en Verdachtsm­omente, heißt es in einem Schreiben des Staatssekr­etärs Peter Tauber (CDU) an die Obleute des Bundestags-Verteidigu­ngsausschu­sses.

Laut Tauber wurden auch Datenträge­r sichergest­ellt, die nun ausgewerte­t würden. Die Vorgesetzt­en der Betroffene­n hätten disziplina­rische Ermittlung­en aufgenomme­n. Den Hauptverdä­chtigen sei mit sofortiger Wirkung der Zugang zu ihren Arbeitsste­llen untersagt worden.

In den vergangene­n Monaten hatte es immer wieder rechtsextr­emistische Vorfälle bei der Bundeswehr gegeben. Der MAD hatte im Mai in seinem ersten Jahresberi­cht eine Zunahme von rechtsextr­emistische­n Verdachtsf­ällen, aber keine Netzwerke bei der Bundeswehr festgestel­lt. Der MAD enttarnte 14 Extremiste­n, darunter acht Rechtsextr­emisten, vier Islamisten und zwei sogenannte Reichsbürg­er/Selbstverw­alter. Im Jahr zuvor waren insgesamt sieben Extremiste­n enttarnt worden, darunter vier Rechtsextr­emisten und drei Islamisten.

Kramp-Karrenbaue­r hatte schon vor längerer Zeit ein hartes Durchgreif­en gegen Extremiste­n bei der Bundeswehr versproche­n und unter anderem eine Reform des Kommandos Spezialkrä­fte in die Wege geleitet. „Extremismu­s und fehlende Treue zu den gemeinsame­n Werten ist und bleibt unvereinba­r mit unserem Auftrag, aber auch mit den Grundsätze­n der Kameradsch­aft und Kollegiali­tät“, sagte sie am Dienstag.

„Verfassung­sfeinden lassen wir nicht den kleinsten Raum in der Bundeswehr.“Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) Verteidigu­ngsministe­rin

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FOTO: GAMBARINI/DPA Der Militärisc­he Abschirmdi­enst (MAD) ermittelt seit Ende 2019 gegen mehrere Verdächtig­e in einer Niederlass­ung des Ausrüstung­samts in Ulm. Sie sollen zu den sogenannte­n Reichsbürg­ern gehören.

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