Autoregion will Zentrum für Wasserstoff-Fahrzeuge
Das Netzwerk Autoregion fordert einen „Zukunftscampus Technologie und Mobilität“auf dem Röderberg in Saarlouis.
Das Netzwerk Autoregion will die Kompetenzen für Wasserstoff-Antriebe in der Großregion bündeln. In einem neuen „Zukunftscampus“könnten Universitäten und Forschungseinrichtungen zusammenarbeiten, so der Plan.
Einen „Zukunftscampus Technologie und Mobilität“auf dem Saarlouiser Röderberg in Nachbarschaft zu Ford fordert das Netzwerk Autoregion. In diesem Verbund sind rund 120 Autohersteller und Zulieferbetriebe aus der Großregion Saarland, Rheinland-Pfalz, Luxemburg und Lothringen vertreten.
Autoregion-Geschäftsführer Armin Gehl betont, das Saarland habe nur eine realistische Chance als Modellregion für den Einsatz von Wasserstoff in Lkw, Bussen und Autos registriert zu werden, wenn es jetzt alle vorhandenen Kapazitäten im Bereich Forschung, Entwicklung und Herstellung an einem Ort zusammenbringt. Erzielte Ergebnisse müssten deutlich schneller marktfähig werden und der Industrie zur Verfügung stehen.
An diesem „Zukunftscampus“sollten nach den Vorstellungen des Netzwerkes die Universität des Saarlandes vertreten sein mit ihrem Bereich Produktionstechnik, die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) mit ihrem Bereich Ingenieurwesen im Fahrzeugbau, das Zentrum für Mechatronik und Automatisierungstechnik (Zema), Teile vom Fraunhofer-Institut sowie das Leibniz-Institut für Neue Materialien. Dieser „Zukunftscampus“könne ideal zusammenarbeiten mit dem bereits beschlossenen und gerade entstehenden Automotive-Campus in Luxemburg. „Wir haben in der Großregion jetzt die Chance, zu einer Automotive-Denkfabrik zu werden“, betont Gehl. Rheinland-Pfalz könne die Kompetenzen der Technischen Universität Kaiserslautern im Bereich Automobilbau, der Uni Zweibrücken in der Sensortechnik sowie der Uni-Standorte Trier und Bingen in der Elektromobilität einbringen.
Das Ganze habe jedoch nur eine Chance auf Realisierung, wenn parteipolitische Eifersüchteleien auf allen politischen Ebenen zurückstünden und an einem Strang gezogen werde, sagt Gehl. Der „Zukunftscampus“brauche zudem die Begleitung durch die saarländische Landesregierung in Form einer professionellen Entwicklungs-Strategie sowie finanzieller Hilfen.
Gehl rechnet mit einem jährlichen Bedarf in Höhe von rund zwei Millionen Euro. Der Einsatz lohne sich jedoch. Zwar habe das Saarland wenig Geld zur Verfügung im Vergleich zu Bundesländern wie Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen, die zur Stärkung ihrer Autoindustrie hohe Millionenbeträge in die Hand nehmen. Das Saarland könne jedoch die hohe Kompetenz der an einem „Zukunftscampus“konzentrierten Unternehmen und Forschungseinrichtungen in die Waagschale werfen, was zudem auch einen Anreiz für die ein oder andere Neuansiedlung biete. Ein solcher „Zukunftscampus“sei auch für die Vorstandschefs großer deutscher Automobilhersteller eine attraktive Adresse, um beispielsweise neue Technologien schneller voranzubringen.
Schon jetzt laufen grenzüberschreitend verstärkte Bestrebungen, Wasserstoff-betriebene Busse und Autos in Luxemburg sowie dem Saarland schneller auf die Straße zu
„Wir haben in der Großregion jetzt die Chance, zu einer Automotive-Denkfabrik zu werden.“Armin Gehl Geschäftsführer Autoregion
bekommen. Das Netzwerk Autoregion ermittelt gerade im Auftrag des Wirtschaftsministeriums in Gesprächen mit saarländischen Busunternehmen sowie dem in Luxemburg ansässigen Verband Lux Innovation den sich abzeichnenden Bedarf an Wasserstoff-Bussen. Mit dem Ziel der Gründung einer grenzüberschreitenden gemeinsamen Einkaufs-Gesellschaft, um günstiger größere Busbestellungen bei Herstellern wie etwa Solaris, MAN und Mercedes zu tätigen, die bereits erfolgreich Wasserstoff-Busse produzieren. Allein an der Saar sind derzeit rund 1500 Busse im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV ) im Einsatz, betont Gehl. Schon die Bestellung von 100 Bussen pro Jahr aus der Großregion heraus sichere bei den Busherstellern Werke und Arbeitsplätze.
Auch für den privaten Autofahrer im Saarland soll es zügig attraktiver werden, auf ein Wasserstoff-betriebenes Fahrzeug umzusteigen. Hierzu dient der Tankstellenausbau. So steht im Frühjahr 2021 die erste kommerzielle Wasserstoff-Tankstelle in Saarbrücken-Gersweiler zur Verfügung. Gehl favorisiert zudem die Standorte Homburg, Saarlouis, Merzig und St. Wendel für weitere Wasserstoff-Tankstellen. Das Saarland und das Großherzogtum Luxemburg planen auch hier gemeinsam den zeitnahen Aufbau einer internationalen Versorgungs-Infrastruktur mit Wasserstoff. So soll eine
Versorgungstrasse mit dem Gas von Rotterdam über Luxemburg und das Saarland bis hin ins Rhein-MainGebiet entstehen. Dies ermögliche zudem auch den Bau von Tankstellen entlang der Autobahn in Luxemburg sowie im Saarland.
Für die Bundesbürger lohnt es sich nach Ansicht von Gehl spätestens 2021, Wasserstoff-Fahrzeuge der deutschen Hersteller in die eigene Kaufentscheidung einzubeziehen. Volkswagen, Audi, BMW und Mercedes kämen dann mit mehreren neuen attraktiven Modellvarianten auf den Markt. Damit eroberten die deutschen Hersteller zugleich auch wieder ihre weltweite Spitzenposition als Technologieführer.