Neues Rettungspaket für Tui geschnürt
Der weltgrößte Reiseanbieter leidet seit Monaten unter den Folgen der Pandemie. Nun bekommt er weitere staatliche Unterstützung.
(dpa) Der Tui-Konzern bekommt zusätzliche Staatshilfen gegen einen möglichen finanziellen Absturz. Wie der weltgrößte Reiseanbieter aus Hannover am Mittwoch mitteilte, einigte sich Tui mit dem Bund sowie privaten Investoren und Banken auf ein Finanzierungspaket von insgesamt 1,8 Milliarden Euro. In letzter Konsequenz könnte der Bund über sogenannte stille Einlagen, die teilweise in Unternehmensanteile umgewandelt werden könnten, künftig direkt an dem Konzern beteiligt sein. Nötig ist nun noch die Zustimmung der EU-Kommission, die prüfen muss, ob die Unterstützung des Bundes eine zulässige staatliche Beihilfe ist.
Tui war im Frühjahr als erstes deutsches Großunternehmen von der staatlichen Förderbank KfW mit einem Darlehen über 1,8 Milliarden Euro unterstützt worden. Ende September waren 1,2 Milliarden Euro in Form einer zweiten Kreditlinie sowie einer Anleihe hinzugekommen.
Das nun beschlossene Finanzierungspaket soll die Position des Unternehmens stärken und ausreichende Liquiditätsreserven zur Verfügung stellen, wie es in einer Mitteilung des Konzerns hieß. Der Urlaubsanbieter geht davon aus, dass es damit möglich ist, weitere Reisebeschränkungen
bis zum Beginn der Sommersaison 2021 finanziell abzupuffern. Die Staatshilfen seien notwendig, weil die Corona-Infektionszahlen stiegen und das Buchungsverhalten der Kunden daher zunehmend kurzfristiger werde.
Das neue Rettungspaket sieht nun konkret eine sogenannte Bezugsrechtskapitalerhöhung über rund 500 Millionen Euro vor, die von den Aktionären geschultert werden soll. Daneben sind sogenannte stille Einlagen des staatlichen Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) von insgesamt 700 Millionen Euro geplant – davon könnte der Staat 420 Millionen Euro in Tui-Aktien umwandeln. Sollte es dazu kommen, wäre der WSF aber mit maximal 25 Prozent plus einer Aktie beteiligt. Zwei vom WSF benannte Personen sollen künftig Mitglieder des Aufsichtsrats der Tui werden. Daneben gibt es weitere Einschränkungen – etwa in Bezug darauf, wie die Tui in andere Unternehmen investieren darf, solange der WSF investiert bleibt. Der WSF dient der Stabilisierung der Wirtschaft in der Corona-Pandemie, er stellt Unternehmen Stabilisierungsmaßnahmen zur Stärkung ihrer Kapitalbasis und zur Überwindung von Liquiditätsengpässen bereit.
Außerdem ist eine weitere Staatsgarantie über 400 Millionen Euro oder alternativ dazu die Erhöhung der nicht wandelbaren stillen Einlage geplant, ferner eine zusätzliche
Kreditlinie der KfW über 200 Millionen Euro. Außerdem sollen die bereits vorhandenen Kredite der KfW bis Juli 2022 verlängert werden.
Der Tui-Großaktionär Unifirm Limited, der 24,9 Prozent am Grundkapital hält und von der russischen Milliardärsfamilie Mordaschow kontrolliert wird, begrüßte das Hilfspaket und damit auch den möglichen Staatseinstieg ausdrücklich. Als langjähriger strategischer Investor habe die Familie Mordaschow keinerlei Zweifel, dass das Tui-Geschäftsmodell mittel- und langfristig gute Aussichten habe, sagte eine Sprecherin des Großaktionärs in Moskau. Tui werde mit großer Sicherheit wieder auf den Wachstumspfad der Vorjahre zurückfinden.
Eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums sagte, Tui sei vor der Krise profitabel gewesen. Durch Corona habe die Reisebranche aber mit nie vorher da gewesenen Schwierigkeiten zu kämpfen. „Mit den heute beschlossenen Maßnahmen unterstützen wir den größten Reiseanbieter in Deutschland dabei, diese schwierige Zeit zu überbrücken“, teilte die Ministeriumssprecherin in Berlin mit.