Völklinger Schüler nähen Masken für Geflüchtete auf Lesbos
Ex-Bayer-Leverkusen-Manager Reiner Calmund hat abgespeckt und stellt seine zu großen Hemden dem Beruflichen Bildungszentrum zur Verfügung.
Wie viele Schutzmasken lassen sich aus 100 XXXL-Hemden schneidern? 20 Schüler der Marie-Curie-Schule (Berufsbildungszentrum/ BBZ) in Völklingen werden es bald wissen. Denn Ex-Fußballmanager von Bayer 04 Leverkusen, Reiner Calmund, der 60 Kilogramm abgespeckt hat, hat seine ausrangierten Hemden den Schülern gespendet, die daraus Atemschutzmasken für die Geflüchteten im Lager Moria auf der griechischen Insel Lesbos nähen.
Die Übergabe der Hemden am Mittwochvormittag war Teil des Projekts der Werner-Zimmer-Friedenskette, die von dem Eppelborner Giacomo Santalucia (CDU) vor drei Jahren ins Leben gerufen wurde. Bei dem Projekt handelt es sich um eine Trikot-Kette, bei der jedes Trikot, unterschrieben von einem Sponsor oder Paten, für ein bestimmtes Projekt steht, das den Frieden fördern und ein Zeichen gegen Gewalt in der Welt setzen soll. „Die Aktion wird jetzt nach und nach auf ganz Deutschland ausgeweitet, international beteiligen sich Italien und Taiwan auch daran“, berichtete Santalucia. Die mittlerweile aus 600 Trikots bestehende Kette sei über fünf Kilometer lang und solle im kommenden Jahr mit den Ketten der beiden anderen Nationen in Rom zusammengeknüpft und vom Papst persönlich gesegnet werden.
Das Projekt trägt des Namen des 2015 verstorbenen SR- und Sportschau-Moderators Werner Zimmer. Durch die Aktion seien bereits Brunnen in Afrika gebaut, Bäume für sterbenskranke Kinder gepflanzt worden, sagte Santalucia. Und jetzt sollten Masken für die Menschen in Moria genäht werden. Als Botschafter der Friedenskette sei Calmund so beeindruckt gewesen, dass er sich sofort bereit erklärt habe, seine zu groß gewordenen Hemden dem Projekt zu stiften: „Von dem dicken Calli seinen Hemden kann man eine Menge Masken machen“, scherzte der ehemalige Fußball-Funktionär und Wahl-Wallerfanger bei der Übergabe. Er sei beeindruckt, wie diszipliniert gerade Schüler mit der Pandemie umgingen und es sei ihm eine Herzensangelegenheit gewesen, seinen Teil beizutragen: „Und meine Hemden sind alle erstklassig, top Qualität, feinster Stoff“, betonte Calmund. Da bekämen die Menschen im Lager Moria hervorragende Masken.
Nachdem auf dem Hof der Schule ein Teil der Friedenskette von den Schülern ausgerollt worden war und Calmund sowie Saar-Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) als neue Patin der Friedenskette ihr Trikot angebunden hatten, setzte sich der Tross in Bewegung, um in den Werkräumen der Schule das erste Übergrößen-Hemd Calmunds zu zerschneiden und es in bunt-karierte Atemschutzmasken zu verwandeln. Im Werkraum selbst war an diesem Vormittag bereits einiges los. Stoffe wurden abgemessen, abgesteckt, zugeschnitten und zusammengenäht. An acht Nähmaschinen saßen Schülerinnen und Schüler, um die Mund-Nasen-Bedeckungen herzustellen. Jeder von ihnen sollte am Ende des Schultages rund fünf Atemschutzmasken genäht haben. „Wir arbeiten an diesem Projekt seit einigen Wochen, wenn wir fertig sind, werden wir rund 1000 Masken
nach Griechenland schicken können“, erklärte Kadir Cetin, Lehrer und Initiator des Maskenprojekts an der Völklinger Schule. Auch für die Schüler sei die Aktion eine Herzensangelegenheit: „Ich habe heute bereits drei Masken genäht, fühle mich sehr gut, anderen zu helfen. Ich will später auch Näherin werden“, sagte die 19-jährige Liemrem aus Eritrea.
Auch der 18-jährige Syrer Zacharia war mit Feuereifer bei der Sache. „Ich will zwar später etwas mit Technik machen, aber das Nähen macht mir auch Spaß. Und was in der Schule gemacht werden muss, wird eben gemacht“, sagte Zacharia trocken. Er sei froh, seinen Teil dazu beizutragen, das Leben der vielen Flüchtlinge in Moria etwas sicherer zu machen. Nach gut einer Stunde war von dem Hemd Calmunds nicht mehr viel übrig geblieben. Dafür trugen er selbst, Streichert-Clivot und einige andere die neuen bunt-karierten Atemschutzmasken aus feinstem Hemdenstoff.