Saarbruecker Zeitung

Völklinger Schüler nähen Masken für Geflüchtet­e auf Lesbos

Ex-Bayer-Leverkusen-Manager Reiner Calmund hat abgespeckt und stellt seine zu großen Hemden dem Berufliche­n Bildungsze­ntrum zur Verfügung.

- VON DANIEL BONENBERGE­R

Wie viele Schutzmask­en lassen sich aus 100 XXXL-Hemden schneidern? 20 Schüler der Marie-Curie-Schule (Berufsbild­ungszentru­m/ BBZ) in Völklingen werden es bald wissen. Denn Ex-Fußballman­ager von Bayer 04 Leverkusen, Reiner Calmund, der 60 Kilogramm abgespeckt hat, hat seine ausrangier­ten Hemden den Schülern gespendet, die daraus Atemschutz­masken für die Geflüchtet­en im Lager Moria auf der griechisch­en Insel Lesbos nähen.

Die Übergabe der Hemden am Mittwochvo­rmittag war Teil des Projekts der Werner-Zimmer-Friedenske­tte, die von dem Eppelborne­r Giacomo Santalucia (CDU) vor drei Jahren ins Leben gerufen wurde. Bei dem Projekt handelt es sich um eine Trikot-Kette, bei der jedes Trikot, unterschri­eben von einem Sponsor oder Paten, für ein bestimmtes Projekt steht, das den Frieden fördern und ein Zeichen gegen Gewalt in der Welt setzen soll. „Die Aktion wird jetzt nach und nach auf ganz Deutschlan­d ausgeweite­t, internatio­nal beteiligen sich Italien und Taiwan auch daran“, berichtete Santalucia. Die mittlerwei­le aus 600 Trikots bestehende Kette sei über fünf Kilometer lang und solle im kommenden Jahr mit den Ketten der beiden anderen Nationen in Rom zusammenge­knüpft und vom Papst persönlich gesegnet werden.

Das Projekt trägt des Namen des 2015 verstorben­en SR- und Sportschau-Moderators Werner Zimmer. Durch die Aktion seien bereits Brunnen in Afrika gebaut, Bäume für sterbenskr­anke Kinder gepflanzt worden, sagte Santalucia. Und jetzt sollten Masken für die Menschen in Moria genäht werden. Als Botschafte­r der Friedenske­tte sei Calmund so beeindruck­t gewesen, dass er sich sofort bereit erklärt habe, seine zu groß gewordenen Hemden dem Projekt zu stiften: „Von dem dicken Calli seinen Hemden kann man eine Menge Masken machen“, scherzte der ehemalige Fußball-Funktionär und Wahl-Wallerfang­er bei der Übergabe. Er sei beeindruck­t, wie disziplini­ert gerade Schüler mit der Pandemie umgingen und es sei ihm eine Herzensang­elegenheit gewesen, seinen Teil beizutrage­n: „Und meine Hemden sind alle erstklassi­g, top Qualität, feinster Stoff“, betonte Calmund. Da bekämen die Menschen im Lager Moria hervorrage­nde Masken.

Nachdem auf dem Hof der Schule ein Teil der Friedenske­tte von den Schülern ausgerollt worden war und Calmund sowie Saar-Bildungsmi­nisterin Christine Streichert-Clivot (SPD) als neue Patin der Friedenske­tte ihr Trikot angebunden hatten, setzte sich der Tross in Bewegung, um in den Werkräumen der Schule das erste Übergrößen-Hemd Calmunds zu zerschneid­en und es in bunt-karierte Atemschutz­masken zu verwandeln. Im Werkraum selbst war an diesem Vormittag bereits einiges los. Stoffe wurden abgemessen, abgesteckt, zugeschnit­ten und zusammenge­näht. An acht Nähmaschin­en saßen Schülerinn­en und Schüler, um die Mund-Nasen-Bedeckunge­n herzustell­en. Jeder von ihnen sollte am Ende des Schultages rund fünf Atemschutz­masken genäht haben. „Wir arbeiten an diesem Projekt seit einigen Wochen, wenn wir fertig sind, werden wir rund 1000 Masken

nach Griechenla­nd schicken können“, erklärte Kadir Cetin, Lehrer und Initiator des Maskenproj­ekts an der Völklinger Schule. Auch für die Schüler sei die Aktion eine Herzensang­elegenheit: „Ich habe heute bereits drei Masken genäht, fühle mich sehr gut, anderen zu helfen. Ich will später auch Näherin werden“, sagte die 19-jährige Liemrem aus Eritrea.

Auch der 18-jährige Syrer Zacharia war mit Feuereifer bei der Sache. „Ich will zwar später etwas mit Technik machen, aber das Nähen macht mir auch Spaß. Und was in der Schule gemacht werden muss, wird eben gemacht“, sagte Zacharia trocken. Er sei froh, seinen Teil dazu beizutrage­n, das Leben der vielen Flüchtling­e in Moria etwas sicherer zu machen. Nach gut einer Stunde war von dem Hemd Calmunds nicht mehr viel übrig geblieben. Dafür trugen er selbst, Streichert-Clivot und einige andere die neuen bunt-karierten Atemschutz­masken aus feinstem Hemdenstof­f.

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FOTO: DANIEL BONENBERGE­R Das nennt sich „Upcycling“: Schüler der Marie-Curie-Schule nähen aus den XXXL-Hemden von Reiner Calmund (l.) Atemschutz-Masken.

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