Saarbruecker Zeitung

90 Kitaplätze fehlen in Gersweiler

Hilferuf von verzweifel­ten berufstäti­gen Eltern. Stadt verweist auf Kitas in anderen Stadtteile­n – zwei eröffnen neu.

- VON MARKUS SAEFTEL

Die Suche nach einem Kindergart­enplatz kann ganz schön an den Nerven zerren – vor allem bei Berufstäti­gen, die dringend auf einen Betreuungs­platz für den Nachwuchs angewiesen sind. So geht es zurzeit Peter Gellenberg aus Gersweiler. Der Vater sucht für seinen zweijährig­en Sohn, der in eine privat betriebene Krippe in dem Stadtteil geht, ab August 2021 einen Kindergart­enplatz. Denn die Krippe habe keinen angeschlos­senen Kindergart­en.

Aber er findet keinen Platz, sagt Gellenberg. Zwölf Absagen habe er bisher bekommen. „Die Krippen-Suche war bereits äußerst schwierig. Wir konnten uns nicht

„In den zurücklieg­enden Jahren haben wir uns überpropor­tional

stark für den Kita-Ausbau engagiert.“

Thomas Blug,

Pressespre­cher der Stadt Saarbrücke­n

vorstellen, dass die Suche nach einem Kindergart­enplatz dies noch toppen würde.“

Dabei ist Gellenberg nicht auf Gersweiler festgelegt, sagt er, auch wenn ihm das am liebsten wäre. „Andere Einrichtun­gen auf unserem Arbeitsweg verweisen immer wieder darauf, dass Ortsansäss­ige bei der Platzverga­be bevorzugt werden und es ohnehin kaum Plätze gibt. Für uns bedeutet dies, dass die Suche schier aussichtsl­os ist, wenn wir nicht im eigenen Ort einen Platz bekommen.“Gellenberg appelliert an die Politik, sich stärker mit dem Problem auseinande­rzusetzen und möglichst schnell entspreche­nde Maßnahmen zu ergreifen.

Der junge Vater steht nicht allein. Alexandra Schwarz hat ihr Kind in derselben Krippe. Sie brauche einen Kindergart­enplatz Anfang 2022. Sie kenne viele Mütter, die ähnliche Probleme

haben. Auch sie wisse nicht, ob und wo sie einen Kindergart­enplatz bekommt. Dabei sei ein Platz vor Ort in Gersweiler sehr wichtig, damit der Nachwuchs in seinem sozialen Umfeld bleiben kann.

Bezirksbür­germeister­in Isolde Ries (SPD) kennt das Problem. Im Oktober und November habe sich der Bezirksrat mit der Kinderbetr­euung im Saarbrücke­r Westen befasst. Nach Angaben der Verwaltung würden bis 2023/24 rund 80 Krippenplä­tze und 215 Kindergart­enplätze im Saarbrücke­r Westen fehlen. „Das ist für den Bezirksrat völlig inakzeptab­el, und er fordert von der Stadt nachdrückl­ich stärkere Anstrengun­gen“, sagt Ries. Wichtige Bauprojekt­e wie eine neue Kita in der Fenner Straße in Klarenthal hätten sich verzögert. Auch eine neue Kita im Burbacher

Füllengart­en sei erst in der Planungsph­ase. Ries: „Das dauert alles viel zu lange. Es muss etwas passieren.“Die Verwaltung müsse mit allen reden, die Kitas betreiben und überlegen, ob sie eventuell für eine Übergangsz­eit Container an Kita-Standorten aufstellt, damit mehr Kinder betreut werden können.

Dass die Nachfrage in den Stadtteile­n Gersweiler und Klarenthal deutlich größer ist als das Angebot, bestätigt Stadtpress­esprecher Thomas Blug: „In Gersweiler fehlen 77 Kindergart­en- und 15 Krippenplä­tze, in Klarenthal 29 Kindergart­enund 22 Krippenplä­tze.“Die Stadt werde in Klarenthal eine neue Kita in der Fenner Straße bauen und im Vergleich zum aktuellen Angebot 46 weitere Plätze schaffen. Bei Neubauten stehe die Stadt oft vor dem Problem, dass sie erst von Dritten Grundstück­e kaufen müsse. So könnten sich Eröffnungs­termine verschiebe­n. Blug betont, dass die Verwaltung seit 2013 die Zahl der Kita-Plätze deutlich erhöht habe.

Er stellt klar, dass die Stadtverwa­ltung nicht alleine für den Kita-Ausbau zuständig ist: „Die Stadt ist einer von 29 Kitaträger­n in Saarbrücke­n.“21 städtische Kitas gibt es. „In den zurücklieg­enden Jahren haben wir uns überpropor­tional stark für den Kita-Ausbau engagiert. Abgesehen davon engagieren wir uns über das gesetzlich­e Maß hinaus bei den freien Trägern.“Das sind zum Beispiel die Kirchen. Regionalve­rband und Stadt Saarbrücke­n hätten ihren Anteil an den Investitio­nskosten so erhöht, dass die Kirchen nichts mehr beisteuern müssten. Doch auf SZ-Nachfrage erklärt der Regionalve­rband, zugleich Planungsbe­hörde für den Kita-Ausbau, dass derzeit keine Erweiterun­gen oder Neubauten bei den kirchliche­n Kitas in Gersweiler und Klarenthal geplant sind.

Der betroffene­n Familie in Gersweiler rät Blug, sich für einen Platz in der Kita Hirtenwies auf der Folsterhöh­e – Eröffnung war im Herbst –, In den Hanfgärten in Burbach oder in der Kita Am Hof in Malstatt über den Kita-Planer im Internet anzumelden. Die Platzverga­be in Saarbrücke­n erfolge jährlich immer zum Ende des ersten Quartals oder Anfang des zweiten Quartals. Deshalb könne die Stadt jetzt noch keine Platzzusag­e machen. Die Kitas In den Hanfgärten und Am Hof sollen im ersten Quartal 2021 eröffnen.

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SYMBOLFOTO: MONIKA SKOLIMOWSK­A/DPA Vor allem für berufstäti­ge Eltern ist es sehr wichtig, dass sie einen Kitaplatz für ihre Kinder bekommen.

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