90 Kitaplätze fehlen in Gersweiler
Hilferuf von verzweifelten berufstätigen Eltern. Stadt verweist auf Kitas in anderen Stadtteilen – zwei eröffnen neu.
Die Suche nach einem Kindergartenplatz kann ganz schön an den Nerven zerren – vor allem bei Berufstätigen, die dringend auf einen Betreuungsplatz für den Nachwuchs angewiesen sind. So geht es zurzeit Peter Gellenberg aus Gersweiler. Der Vater sucht für seinen zweijährigen Sohn, der in eine privat betriebene Krippe in dem Stadtteil geht, ab August 2021 einen Kindergartenplatz. Denn die Krippe habe keinen angeschlossenen Kindergarten.
Aber er findet keinen Platz, sagt Gellenberg. Zwölf Absagen habe er bisher bekommen. „Die Krippen-Suche war bereits äußerst schwierig. Wir konnten uns nicht
„In den zurückliegenden Jahren haben wir uns überproportional
stark für den Kita-Ausbau engagiert.“
Thomas Blug,
Pressesprecher der Stadt Saarbrücken
vorstellen, dass die Suche nach einem Kindergartenplatz dies noch toppen würde.“
Dabei ist Gellenberg nicht auf Gersweiler festgelegt, sagt er, auch wenn ihm das am liebsten wäre. „Andere Einrichtungen auf unserem Arbeitsweg verweisen immer wieder darauf, dass Ortsansässige bei der Platzvergabe bevorzugt werden und es ohnehin kaum Plätze gibt. Für uns bedeutet dies, dass die Suche schier aussichtslos ist, wenn wir nicht im eigenen Ort einen Platz bekommen.“Gellenberg appelliert an die Politik, sich stärker mit dem Problem auseinanderzusetzen und möglichst schnell entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.
Der junge Vater steht nicht allein. Alexandra Schwarz hat ihr Kind in derselben Krippe. Sie brauche einen Kindergartenplatz Anfang 2022. Sie kenne viele Mütter, die ähnliche Probleme
haben. Auch sie wisse nicht, ob und wo sie einen Kindergartenplatz bekommt. Dabei sei ein Platz vor Ort in Gersweiler sehr wichtig, damit der Nachwuchs in seinem sozialen Umfeld bleiben kann.
Bezirksbürgermeisterin Isolde Ries (SPD) kennt das Problem. Im Oktober und November habe sich der Bezirksrat mit der Kinderbetreuung im Saarbrücker Westen befasst. Nach Angaben der Verwaltung würden bis 2023/24 rund 80 Krippenplätze und 215 Kindergartenplätze im Saarbrücker Westen fehlen. „Das ist für den Bezirksrat völlig inakzeptabel, und er fordert von der Stadt nachdrücklich stärkere Anstrengungen“, sagt Ries. Wichtige Bauprojekte wie eine neue Kita in der Fenner Straße in Klarenthal hätten sich verzögert. Auch eine neue Kita im Burbacher
Füllengarten sei erst in der Planungsphase. Ries: „Das dauert alles viel zu lange. Es muss etwas passieren.“Die Verwaltung müsse mit allen reden, die Kitas betreiben und überlegen, ob sie eventuell für eine Übergangszeit Container an Kita-Standorten aufstellt, damit mehr Kinder betreut werden können.
Dass die Nachfrage in den Stadtteilen Gersweiler und Klarenthal deutlich größer ist als das Angebot, bestätigt Stadtpressesprecher Thomas Blug: „In Gersweiler fehlen 77 Kindergarten- und 15 Krippenplätze, in Klarenthal 29 Kindergartenund 22 Krippenplätze.“Die Stadt werde in Klarenthal eine neue Kita in der Fenner Straße bauen und im Vergleich zum aktuellen Angebot 46 weitere Plätze schaffen. Bei Neubauten stehe die Stadt oft vor dem Problem, dass sie erst von Dritten Grundstücke kaufen müsse. So könnten sich Eröffnungstermine verschieben. Blug betont, dass die Verwaltung seit 2013 die Zahl der Kita-Plätze deutlich erhöht habe.
Er stellt klar, dass die Stadtverwaltung nicht alleine für den Kita-Ausbau zuständig ist: „Die Stadt ist einer von 29 Kitaträgern in Saarbrücken.“21 städtische Kitas gibt es. „In den zurückliegenden Jahren haben wir uns überproportional stark für den Kita-Ausbau engagiert. Abgesehen davon engagieren wir uns über das gesetzliche Maß hinaus bei den freien Trägern.“Das sind zum Beispiel die Kirchen. Regionalverband und Stadt Saarbrücken hätten ihren Anteil an den Investitionskosten so erhöht, dass die Kirchen nichts mehr beisteuern müssten. Doch auf SZ-Nachfrage erklärt der Regionalverband, zugleich Planungsbehörde für den Kita-Ausbau, dass derzeit keine Erweiterungen oder Neubauten bei den kirchlichen Kitas in Gersweiler und Klarenthal geplant sind.
Der betroffenen Familie in Gersweiler rät Blug, sich für einen Platz in der Kita Hirtenwies auf der Folsterhöhe – Eröffnung war im Herbst –, In den Hanfgärten in Burbach oder in der Kita Am Hof in Malstatt über den Kita-Planer im Internet anzumelden. Die Platzvergabe in Saarbrücken erfolge jährlich immer zum Ende des ersten Quartals oder Anfang des zweiten Quartals. Deshalb könne die Stadt jetzt noch keine Platzzusage machen. Die Kitas In den Hanfgärten und Am Hof sollen im ersten Quartal 2021 eröffnen.